Bundesliga DFL veröffentlicht Details zum möglichen Investorendeal
Die DFL hat ihre Pläne für einen möglichen Investoreneinstieg konkretisiert. Spitzenklubs sollen mehr Geld erhalten, der Fokus aber auf der Digitalisierung der DFL liegen. Fans protestieren seit Wochen.
Die DFL skizzierte bei einem Termin in ihrer Zentrale in Frankfurt am Main am Donnerstag (04.05.2023) die Pläne für den möglichen Einstieg eines Investors. Bereits bekannt war, dass die DFL die Gründung einer Tochterfirma vorsieht, um dort unter anderem die TV-Rechte zu bündeln, die einen Großteil der Einnahmen ausmachen. Der Plan der DFL, dem die 36 Vereine mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit in einer Mitgliederversammlung zustimmen müssten, sieht im Kern Folgendes vor:
- Ein Investor zahlt der Liga zwei Milliarden Euro.
- Wie DFL-Interimsgeschäftsführer Oliver Leki erkennen ließ, sollen dafür 20 Jahre lang 12,5 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der Rechte dieser Tochterfirma dem Partner überlassen werden.
- Das Ziel: Die Erlöse steigen insgesamt und für alle entsteht neben der hohen Einmalzahlung ein dauerhafter Gewinn.
Verteilung: 40 Prozent für Digitalisierung der DFL, 60 Prozent für die Klubs
Bei der Verwendung des Geldes ist von drei Säulen die Rede, die DFL konkretisierte am Donnerstag die Verwendung:
- 40 Prozent sollen für die Digitalisierung und Internationalisierung der DFL genutzt werden: Eine Online-Plattform für die Verbreitung von Inhalten soll aufgebaut und damit vor allem auch Fans im Ausland angesprochen werden, besonders jüngere.
- 45 Prozent sollen in die Infrastruktur der Klubs gesteckt werden: Die Klubs sollen in ihre Stadien, Nachwuchsleistungszentren und auch Geschäftsstellen investieren.
- 15 Prozent bleiben zur freien Verfügung: Hier sollen die Klubs zur Steigerung der Attraktivität in neue Spieler investieren können oder Schulden abbauen.
Die Beträge stehen noch nicht fest und hängen vom Endergebnis der Verhandlungen ab. Insgesamt 60 Prozent, also die frei zur Verfügung stehenden Summe (15 Prozent) und das Geld für die Infrastruktur (45 Prozent), sollen wohl wie das bisherige TV-Geld verteilt werden. "Es war schnell Konsens, dass wir uns nah an der bestehenden Verteilung orientieren. Dieser Leitgedanke wird überwiegend positiv gesehen", sagte Leki. Bedeutet: Die Spitzenklubs bekommen mehr Geld, der Rest erhält dahinter abgestuft kleinere Beträge. Der FC Bayern erhält derzeit beispielsweise rund das Dreifache von dem, was der VfL Bochum bekommt.
Weitere Recherchen der Sportschau ergaben, dass ein Betrag von etwa 500 Millionen Euro dafür bereit gestellt werden soll, um die geringeren Einnahmen der Klubs auszugleichen - da 12,5 Prozent der künftigen Einnahmen sofort an den Investor gehen würden. Diese 500 Millionen würden nach Informationen der Sportschau vorrangig dem zweiten Topf für Infrastrukturmaßnahmen abgezogen werden und ebenfalls nach TV-Schlüssel verteilt werden.
Leki fügte zudem an, dass niemand die Infrastruktur modernisieren müsse, wenn diese schon modern sei. Das bedeutet, dass solchen Klubs mehr Geld frei zur Verfügung steht.
Vier Kandidaten bleiben für Investoreneinstieg übrig
Am 24. Mai berät eine Mitgliederversammlung der 36 Klubs über die vorliegenden Angebote. Dort fällt vor allem die Entscheidung, ob das Projekt grundsätzlich überhaupt fortgeführt wird.
Nach Informationen der Sportschau haben von den zuvor sechs Private-Equity-Unternehmen nur fünf ein den Rahmenbedingungen entsprechendes Angebot unterbreitet. "Ein Angebot unter den fünfen ist dabei, das weit abgeschlagen ist. Ich plane daher, dass wir mit vier Angeboten in die Mitgliederversammlung am 24. Mai gehen", sagte Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt), der gemeinsam mit Leki (SC Freiburg) derzeit Interimsgeschäftsführer der DFL ist. Bei einer Zustimmung solle vermutlich Anfang Juli eine weitere Mitgliederversammlung stattfinden, bei der die Klubs dann wahrscheinlich zwischen zwei Angeboten wählen können sollen, sagte Hellmann.
Leki: "Bonus für Zweitligaabsteiger"
Ein wenig Licht ins Dunkel brachte Leki bei der Frage nach Ausgleichszahlungen für Absteiger aus der 2. Bundesliga, die aus dem Wirkungsbereich der DFL fallen. Würde ein Zweitligist leer ausgehen und dafür ein Aufsteiger aus 3. Liga das Geld einnehmen?
Die Zweitligaabsteiger bekämen "einen Bonus", je nach Zugehörigkeit zur DFL in den vergangenen Jahren, sagte Leki, außerdem würden laufende Investitionen in die Infrastruktur aus dem Investorengeld bezahlt.
Stärkung der Zukunftsfähigkeit oder Verprassen künftiger Einnahmen?
Kritik gibt es vor allem daran, dass Geld aus der Zukunft schon heute ausgegeben werden soll und dass bei der Verteilung möglicherweise die großen Klubs stärker profitieren als die anderen. Fans äußern zudem die Befürchtung, dass ein Investor zumindest informell Einfluss auf Entscheidungen nehmen kann, auch wenn die DFL das ausschließt. Vor allem aktive Fangruppen protestieren seit Wochen in den Stadien gegen das Geschäft.
Befürworter reklamieren eine notwendige Beschaffung von Finanzmitteln, um die Bundesliga digital zukunftsfähig zu machen und um im Konkurrenzkampf mit anderen Ligen in Europa mithalten zu können.
2021 hatte die DFL erstmals Pläne für den Einstieg eines Investors verfolgt, die Mehrheit der 36 Klubs stimmten damals aber gegen das Vorhaben.