Skisprung-Weltcup in Rasnov Wellinger gewinnt in Abwesenheit der Weltelite
Die deutschen Skispringer haben den letzten Einzel-Weltcup vor der WM in Planica dominiert. Beim Sieg von Andreas Wellinger am Samstag (18.02.2023) fehlte allerdings fast die gesamte Weltelite. Von den sechs deutschen Startern schaffte es lediglich Stephan Leyhe nicht unter die besten sechs.
Fünf DSV-Springer unter den besten sechs, nur der Slowene Ziga Jelar durchbrach die deutsche Phalanx: Das Team von Bundestrainer Stefan Horngacher ist beim Weltcup in Rasnov gleich mit zwei Springern auf dem Podest vertreten gewesen. Neben Wellinger, der mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,2 Punkten seinen fünften Weltcup-Sieg insgesamt und den zweiten innerhalb einer Woche bejubeln konnte, schafften es Jelar als Zweiter und Karl Geiger auf das Treppchen. Markus Eisenbichler rutschte als Führender nach dem ersten Sprung noch auf Rang vier zurück. Direkt dahinter landeten Philipp Raimund und Constantin Schmid.
Bundestrainer Horngacher lobt "Super-Sprünge"
"Es war gar nicht so leicht heute", befand Horngacher trotz der Dominanz im Anschluss am Sportschau-Mikrofon: "Es war ziemlich windig und gab ziemlich große Unterschiede heute. Aber wir haben ein paar Supersprünge gesehen. Ich denke, wir können zufrieden sein."
Wellinger freute sich über seinen nächsten Coup: "Es fühlt sich ziemlich geil an. Die Sprünge waren eigentlich gar nicht so gut, aber das Selbstvertrauen rettet mich aktuell über den Vorbau und dann kann ich unten gleiten. Es fühlt sich unglaublich gut an, wieder ganz oben zu stehen." Mit der Entscheidung für die Wettkämpfen in Rasnov habe man die richtige Entscheidung in Vorbereitung auf die Nordische Ski-WM getroffen, fand Wellinger.
Wind und Anlaufspur sorgen für Probleme
Irgendwie standen die Wettkämpfe in Rumänien aber unter keinem guten Stern. Wie schon beim Frauen-Weltcup am Vormittag bestimmte auch bei den Männern der Wind das Geschehen auf der Trambulina Valea Cărbunării. Vor allem im ersten Durchgang kam es immer wieder zu langen Pausen. Zudem musste der Probedurchgang am Nachmittag abgesagt werden, da es "technische Probleme" gab, wie es in einer offiziellen Mitteilung des Weltverbandes hieß. Konkret gab es Störungen mit der Kühlung in der Anlaufspur der Schanze.
Während die Topspringer fast aller Nationen auf eine Reise nach Rumänien verzichtet haben und sich bereits auf die anstehende Weltmeisterschaften in Planica (21. Februar bis 5. März) vorbereiten, war lediglich das deutsche Team in Bestbesetzung angereist. Neben dem deutschen Sextett waren aus den Top 30 der Gesamtweltcup-Wertung lediglich Philipp Aschenwald aus Österreich, der Slowene Ziga Jelar und Norwegens Daniel Andre Tande am Start. Entsprechend hatte im 47 Teilnehmer umfassenden Starterfeld fast die Hälfte der Springer in dieser Saison noch keinen Weltcup-Punkt gesammelt.
Geiger rutscht nach vorne, Eisenbichler nach hinten
Also sprang das DSV-Team so etwas wie eine kleine deutsche Meisterschaft in Rasnov aus. Karl Geiger konnte sich im zweiten Durchgang mit dem weitesten Sprung des Tages auf 99 Meter (genauso viel wie Wellinger) noch um vier Positionen verbessern und schaffte so den Sprung auf das Podium. In die andere Richtung ging es für Eisenbichler, der die Attacke von Wellinger nicht kontern konnte und nach 93 Metern sogar noch drei Plätze verlor. Auch Constantin Schmid fiel nach Position fünf zur Halbzeit mit seinem zweiten Sprung auf 93 Meter noch eine Position zurück und lag damit einen Rang hinter Philipp Raimund (95,0/94,0 Meter). Stephan Leyhe wurde 13. (86,0/89,0 m).
Schuster-Sohn springt in die Punkte
Von den zahlreichen Absagen beim Weltcup profitierte auch Jonas Schuster. Der Sohn des langjährigen deutschen Bundestrainers Werner Schuster kam bei seinem ersten Weltcup-Start auf einen guten zehnten Rang. Somit sammelte der 19-Jährige, der 2022 und 2023 mit Österreich Mannschafts-Gold bei der Junioren-WM gewinnen konnte, seine ersten Weltcup-Zähler.