Vierschanzentournee Showdown in Bischofshofen: Wellinger jagt Kobayashi
Anders als in den vergangenen Jahren ist vor der letzten Station der Vierschanzentournee in Bischofshofen noch alles offen. Der Deutsche Andreas Wellinger hat die Führung in der Gesamtwertung abgeben müssen und jagt nun Ryuyo Kobayashi. Der Japaner hat nur eine Skilänge Vorsprung.
Bei den bisherigen Vierschanzentournee-Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck lieferten sich Andreas Wellinger und Ryoyu Kobayashi ein Kopf-an-Kopf-Duell. Obwohl der deutsche Olympiasieger (801,5 Meter) in der Summe der addierten Weiten bislang weiter sprang als Kobayashi (796,5 Meter), liegt Wellinger vor dem Finale in Bischofshofen am Samstag (ab 16.30 Uhr live in der ARD) 4,8 Punkte hinter dem Japaner zurück.
Wellinger liegt 2,67 Meter hinter Kobayashi
Das liegt daran, dass auch andere Komponenten wie Wind, Anfahrtsluke und Haltungsnoten in die Punktzahl hineinspielen. 4,8 Punkte sind umgerechnet 2,67 Meter. Doch reicht es am Ende für den ersten deutschen Tourneegesamtsieg seit Sven Hannawald, oder triumphiert Kobaysahi, der den goldenen Adler bereits 2019 und 2022 in den Nachthimmel von Bischofshofen recken durfte?
Was für Andreas Wellinger spricht
Was für Wellinger spricht: Er kennt die Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen schon aus Schulzeiten und "liebt sie" nach eigenen Angaben. 2017 schraubte er dort den Schanzenrekord auf 144,5 m, 2018 stand er als Dritter auf dem Podest. Außerdem hat er in diesem Winter den schnellsten Ski. Ein Faktor, der auf der riesigen Naturschanze in Bischofshofen besonders wichtig wird. Der 28-Jährige ist gefestigt wie nie. Das liegt auch an Rückschlägen wie dem Kreuzbandriss 2019, den er überwunden hat und nun noch mehr auf Körper und Geist achtet. Auf mentale Stärke wird es auch beim Tournee-Finale im Pongau ankommen.
Doch nicht nur psychisch kann sich Wellinger auf seine Stärken verlassen, sondern auch physisch. Der Zweite der Gesamtwertung verfügt - wie fast alle Deutschen - am Schanzentisch über viel Power. Das zeigte sich zuletzt im zweiten Durchgang in Innsbruck, wo er trotz schlechter Verhältnisse ins Fliegen kam. Wind und Wetter können Wellinger kalt lassen.
Auch sein ehemaliger Bundestrainer Werner Schuster sieht Wellinger vorne. "Ich hatte schon vorhergesagt, dass Kobayashi ihm in Innsbruck die Führung abjagen wird. In Bischofshofen wird er auch noch nach dem ersten Sprung vorne sein. Im letzten Sprung wird Andi aber an Kobayashi vorbeiziehen und die Vierschanzentournee gewinnen. Wir brauchen ein bisschen Drama", sagte Schuster bei "eurosport.de".
Kobayashi mit Ruhe und Erfahrung
Doch es gibt immer noch einen Gegner und der könnte härter kaum sein. Ryuyo Kobayashi geht wie bereits erwähnt mit 4,8 Punkten Vorsprung ins letzte und entscheidende Schanzenduell. Mehr als vier Zähler Vorsprung vor dem letzten Tournee-Wettkampf verspielte zuletzt Jens Weißflog - vor 30 Jahren. Auch der Japaner kann Bischofshofen, gewann dort anders als Wellinger sogar schon (2019 und 2022).
Bei den vergangenen fünf Aufeinandertreffen mit Wellinger auf der Paul-Außerleitner-Schanze ließ er den Deutschen jeweils hinter sich. 2019, als nach drei Siegen zuvor alle Augen auf ihn gerichtet waren, machte er den Grand Slam perfekt.
Der Ausgang dieses Duells ist vollkommen offen. Einen ersten Vorgeschmack gibt es heute in der Qualifikation ab 16.30 Uhr live in der ARD.