Raw-Air-Tour Trondheim - Neue Chance auf neues Glück für DSV-Adler
Die Skisprungschanze am legendären Holmenkollen in Oslo war kein gutes Pflaster für die deutschen Skispringer. Aber die Raw-Air-Tour bringt es mit sich, dass nach nur zwei Tagen Wettkampfpause schon wieder woanders gesprungen wird. Ab Dienstag (12.03. 2024) geht es in Trondheim um Punkte. Die Chance für eine Trendwende.
Im norwegischen Trondheim werden in den kommenden Tagen möglicherweise gleich mehrere Weichen für die deutschen Skispringer gestellt. Nach den enttäuschenden Wettkämpfen in Oslo hoffen Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher und seine Athleten dort, wo 2025 die Weltmeisterschaften ausgetragen werden, auf mehr Glück und bessere Resultate. Außerdem hat der DSV entscheidende Gespräche mit Horngacher über dessen Zukunft als Bundestrainer angekündigt.
"Zähe Partie" am Holmenkollen
Die Enttäuschung über die doch sehr durchwachsenen Ergebnisse in Oslo waren dem Bundestrainer unmittelbar nach dem Springen am Sonntag (10.03.2024) noch anzumerken. Gleichzeitig versuchte er in der Sportschau, den Blick nach vorne zu richten: "Es war ein schwieriges Wochenende für uns in Oslo. Das haben es uns leichter vorgestellt. (...) Jetzt hoffen wir, dass es in Trondheim ein bisschen leichter geht."
Immerhin wollte der 54-Jährige einen kleinen "Schritt vorwärts" ausgemacht haben, auch wenn das die Resultate nicht wirklich hergaben. Andreas Wellinger (Ruhpolding) war als Achtplatzierter einmal mehr bester DSV-Adler. Dahinter taten sich alle anderen aber extrem schwer. Philipp Raimund (Oberstdorf) als 16. kam immerhin ebenfalls noch unter die besten 20. Constantin Schmid (23.), Pius Paschke (25.), Stephan Leyhe (30.) und Karl Geiger, der sich für den Finaldurchgang gar nicht erst qualifizieren konnte, blieben zum Teil deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Leistungen besser als die Ergebnisse
Horngacher wollte freilich nicht den Stab über seine Athleten brechen. Er sprach nicht von schwachen Leistungen, sondern nur von unbefriedigenden Ergebnissen. "Wir haben auch ein bisschen Pech gehabt mit den Verhältnissen", so der Bundestrainer und meinte vor allem die zweiten Sprünge von Raimund und Paschke. "Alles in allem war es eine zähe Partie, aber wir haben gekämpft und sind einen Schritt vorwärts gekommen."
Es zeichnet den Bundestrainer aus, dass er angesichts fehlender Ergebnisse nicht zu hektischer Betriebsamkeit neigt. Stattdessen glaubt er weiter an die Arbeit seines Teams: "Es fehlt uns schon einiges nach vorne jetzt", sagte er. "Wir müssen einfach die Ruhe behalten und weiterarbeiten."
Umgebaute Schanze in Trondheim - "etwas komplett anderes"
Das tut auch Karl Geiger, der augenscheinlich nicht ganz genau weiß, woran es bei seinen Sprüngen gerade hapert ("In der Luft tue ich mich unheimlich schwer. Das System läuft einfach nicht zusammen"). Wie die anderen hofft auch Geiger darauf, dass es auf einer anderen Schanze mit einer unterschiedlichen Charakteristik und bei hoffentlich faireren Bedingungen wieder besser läuft. Stephan Leyhe sprach nicht nur für sich, als er sagte: "So ganz meine Lieblingsschanze ist Oslo nicht. Ich freue mich jetzt auf Trondheim, komplett was anderes. Mal schauen, wie sie geht. Ich bin frohen Mutes."
Eine Extraportion Motivation könnte sein, dass in Trondheim in einem Jahr die Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Zuletzt wurde hier am Granåsen im Jahr 2018 ein Wettkampf gesprungen (Sieger auf der Großschanze war Ryoyu Kobayashi), danach fielen die Wettbewerbe zweimal in Folge aus. Im März 2020 wurde noch eine Qualifikation gesprungen, bevor die Absage kam. Tragisch für Stephan Leyhe - beim allerletzten Sprung des ersten Corona-Winters stürzte der damals 28-Jährige und zog sich einen Kreuzbandriss zu.
Seitdem wurden beide Schanzen aufwändig umgebaut, Anlauf- und Aufsprungbereich grundlegend erneuert. Neue Chance, neues Glück also für die deutschen Weitenjäger.