Skispringen in Engelberg Pius Paschke feiert ersten Weltcup-Einzelsieg
Pius Paschke hat erstmals ein Weltcup-Springen gewonnen. In Engelberg zeigte er die besten Sprünge und holte mit 33 Jahren seinen ersten Einzelsieg.
Pius Paschke hat die starke Form der deutschen Skispringer unterstrichen. Der Bayer setzte sich am Samstag (16.12.2023) beim ersten von zwei Springen der Generalprobe für die Vierschanzentournee (29. Dezember bis 6. Januar) im schweizerischen Engelberg gegen die internationale Konkurrenz durch. Mit 33 Jahren ist er der älteste Springer, der erstmals einen Weltcup gewinnt.
Paschke (135/135 Meter) schob sich im zweiten Durchgang noch von Rang sechs nach ganz vorne und siegte mit 1,7 Punkten Vorsprung auf den Norweger Marius Lindvik (138/135,5 Meter) und den Weltcupführenden Stefan Kraft aus Österreich (131/132,5 Meter). Beim ersten Saisonspringen in Kuusamo hatte Paschke als Zweiter erstmals in seiner Karriere auf dem Treppchen gestanden, nun folgte der erste Triumph.
Bundestrainer Horngacher nicht überrascht
"Das war unglaublich von Pius heute. Es hatte sich schon angebahnt, er springt seit Anfang der Saison auf sehr hohem Niveau. Sein letzter Sprung war ausgezeichnet, einer der besten, den ich jemals von ihm gesehen habe. Er hat echt verdient gewonnen", lobte Bundestrainer Stefan Horngacher seinen Schützling im Anschluss im ZDF.
Des einen Freud war des anderen Leid: Der zur Halbzeit führende Andreas Wellinger hatte im zweiten Durchgang etwas Pech mit den Bedingungen und fiel noch aus den Top 10. Er wurde Zwölfter. Karl Geiger erwischte einen gebrauchten Tag und kam nicht über Rang 20 hinaus. Martin Hamann wurde 24., Stephan Leyhe landete in der Endabrechnung auf Position 26.
Paschke mit zwei starken Sprüngen
Pius Paschke vergab dabei zunächst im ersten Sprung sogar eine bessere Ausgangslage für den zweiten Durchgang durch eine unsaubere Landung und die damit verbundenen Punktabzüge, seine 135 Meter reichten aber zu Rang sechs in der Zwischenabrechnung. Diese Weite erreichte er auch in seinem zweiten Sprung, diesmal aber mit stabiler Landung. So konnte er sich noch an allen Kontrahenten vorbeischieben.
"Ich muss das estmal verarbeiten, das war jetzt alles ein bisschen viel", sagte der sichtlich nach Worten ringende Paschke kurz vor der Siegerehrung. Es sei einfach nur "Wahnsinn". Die Schanze in Engelberg liege ihm einfach, zudem komme er besser mit Rückenwind klar als andere.
Wellinger Opfer der Bedingungen
Wellinger kam in seinem ersten Sprung bei schwierigen Verhältnissen auf 133 Meter. Das waren zwar sechs Meter weniger als der Norweger Kristoffer Eriksen Sundal, wegen des schlechteren Windes und weniger Anlauf konnte er sich aber damit an die Spitze setzen. Somit ging er im Finale als letzter Springer vom Balken, musste aber bereits nach 121,5 Metern landen und verpasste einen möglichen sechsten Einzelsieg in seiner Karriere.
Andreas Wellinger fiel in Durchgang zwei noch aus den Top 10.
Geiger ohne "Druck an der Kante"
Karl Geiger konnte nicht an die Leistungen von Klingenthal, wo er vor einer Woche einen Doppelsieg feierte, anknüpfen. Bereits in der Qualifikation (Rang 25) und im Probedurchgang (Rang 45) offenbarte er Probleme mit der Schanze auf der er 2018 seinen ersten Weltcup-Sieg feiern konnte. Mit 124 Metern lag er zur Halbzeit auf Position 22. Auch die 128 Meter im zweiten Sprung brachten ihn nicht wesentlich nach vorne.
Geiger erklärte im Anschluss im ZDF: "Ich weiß nicht genau, was los war. Ich habe keinen Druck an die Kante bekommen, das ist hier aber essenziell. Das muss ich mir noch einmal in Ruhe anschauen, das war so nicht geplant."
Hamann und Leyhe holen Weltcup-Punkte
Martin Hamann ballte nach seinem ersten Sprung die Faust. Der deutsche Meister, der aktuell um seinen Platz im Weltcup-Team bangen muss, kam auf 133 Meter und schaffte es so locker in den zweiten Durchgang. Seinen 19. Platz konnte er aber nicht halten und fiel trotz 136 Metern wegen weniger Bonuspunkten um fünf Positionen zurück.
Stephan Leyhe erwischte einen schwächeren ersten Sprung (122,5 Meter) und schaffte es als 29. lediglich wegen zahlreicher Disqualifikationen ins Finale der besten 30. Dort kam er auf 123,5 Meter und machte so zumindest noch drei Plätze gut. "Es war heute ein bisschen schwierig von den Bedingungen her, aber auch da muss man durch. Klar ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, aber meine Sprünge waren besser, als das Ergebnis das zeigt", lautete Leyhes Fazit.
Raimund nach Top-Sprung disqualifiziert
Philipp Raimund setzte sich im ersten Durchgang mit starken 139,5 Metern zunächst an die Spitze des Tableaus, erlebte den zweiten Durchgang aber trotzdem nicht. Nach einem Besuch in der Materialkontrolle wurde er wegen eines zu großen Anzugs disqualifiziert.