Pius Paschke

Skispringen Ist Pius Paschke immer noch Tournee-Favorit?

Stand: 23.12.2024 10:06 Uhr

Nach Engelberg ist vor der Vierschanzentournee: Sind die deutschen Skispringer nach den Ergebnissen der Tournee-Generalprobe noch Favoriten? Karl Geiger hat "noch ganz andere auf der Rechnung." Sportschau-Experte Sven Hannawald freut sich jedenfalls auf den Jahreswechsel: "Ich habe noch nie so eine Spannung gehabt".

Wenn die Generalprobe schief geht … dann dürfen sich die deutschen Skisprung-Fans auf die Vierschanzentournee freuen. Denn die Generalprobe für die Tournee ging am Sonntag (22.12.2024) ordentlich schief. Weltcupspitzenreiter Pius Paschke wurde nur 18. Und auch Karl Geiger als Neunter und Andreas Welllinger als 15. verpassten am vierten Advent das erhoffte Podest.

Paschke: "Abhaken"

Immerhin, Paschke konnte nach dem Sprung lachen: "Das war leider nicht so gut", nahm der 34-Jährige sein Abschneiden und seine Sprünge in Engelberg mit Humor. Es gab Zeiten, da hätte sich der Polizeibeamte aus Oberbayern schon über das Erreichen des Finals der besten 30 gefreut. Doch nach fünf Siegen in den ersten acht Einzelspringen der Saison sind die Ansprüche gewachsen. "Heute ist es sich nicht ausgegangen. Abhaken. Bei Schneefall muss ich besser werden", kommentierte Paschke sein Abschneiden in der Sportschau – immer noch mit einem Grinsen im Gesicht und einem Verweis auf die schwierigen äußeren Bedingungen in Engelberg.

Horngacher: Paschke war "ein bisschen krank"

Sportschau-Experte Sven Hannawald analysierte eine Brechstange, mit der Paschke den Erfolg erzwingen wollte. Schon in der Quali von Sonntag, als er nur 40. wurde. Und dann später auch im Wettkampf. "Er wollte zu viel und ist verkrampft", so Hannawald. Bundestrainer Stefan Horngacher wollte Mutmaßungen über zu großen Druck auf den schmalen Schultern des aktuell besten deutschen Springers aber nicht gelten lassen: "Das ist Spekulation. Fakt ist, dass er ein bisschen krank war. Er ist körperlich nicht ganz fit angereist. Dann passt die Position und der Absprung nicht ganz."

"Gern als Favorit in die Tournee"-

Die Favoritenrolle bei der Tournee wolle man jedenfalls nicht so leicht weggeben. Schließlich, so sagte Horngacher bereits vor einer Woche im ZDF: "Dafür trainieren wir das ganze Jahr. Wir gehen gern als Favorit in die Tournee."

Österreich jubelt - "Gut aufgestellt für die Tournee"

Spätestens durch das Engelberg-Wochenende haben sich aber auch noch ganz andere Nationen in Position gebracht. Horngachers österreichische Landsleute zum Beispiel: Fünf von sechs möglichen Podestplätzen gingen an die ÖSV-Adler. "Das war genial, was wir heute gezeigt haben. Es hat alles funktioniert", jubelte etwa Sonntag-Sieger Daniel Tschofenig im ORF. "Für die Tournee sind wir gut aufgestellt, wir müssen unser Potenzial nur zeigen." Und Stefan Kraft, der als Dritter sein viertes Einzel-Podest der Saison holte, ergänzte ebenfalls im österreichischen Fernsehen: "Wir sind in geballter Faust ganz vorne. Gemeinsam gewinnt man die Tournee, vielleicht gelingt es einem."

Daniel Tschofenig

Daniel Tschofenig: "Genial, was wir gezeigt haben"

Geiger: "Andere auf der Rechnung"

Auch Karl Geiger, in Engelberg erstmals seit mehr als einem Jahr wieder an einem Wochenende zweimal in die Top 10 sprang, hat die Österreicher als Tournee-Mitfavoriten auf dem Zettel ("Die Österreicher sind unglaublich geschlossen."). Außerdem hat der dreifache Einzel-Weltmeister "aber auch noch ein paar andere auf der Rechnung, an die vielleicht noch keiner denkt", sagte der 31-Jährige in der Sportschau. Konkret denkt er dabei an einen Slowenen, einen Norweger und einen Schweizer: "Ich habe das Gefühl, dass Anze Lanisek unter dem Radar fliegt. Aber auch der Marius Lindvik. Sie kennen die Tourneeschanzen, die sind am Sich-Heranpirschen. Deschwanden, Gregor macht das auch sehr gut."

Auch der Sportschau-Experte sieht die Norweger im Aufwind und denkt dabei an einen dreifachen Mannschafts-Skiflug-Weltmeister: Johann Andre "Forfang zeigt, wie es mit Gefühl geht."

Hannawalds Platz-15-Rechnung

Hannawald, der 2001 den letzten deutschen Sieg bei der Vierschanzentournee feierte, hat noch eine ganz persönliche Rechnung. Als der heute 50-Jährige vor der Tournee 2001/2002 in Engelberg sprang, wurde er 15. – und gewann kurz darauf den Tournee-Grand-Slam. Hannawalds Geheimtipp für die am 29. Dezember beginnende 73. Vierschanzentournee: Platz 15 vom diesjährigen Engelberg-Springen. Und das ist Andreas Wellinger. Tatsächlich zeigte der 29-Jährige in der Schweiz vor allem bei seinem vierten Platz von Samstag, dass er mit zwei guten Sprüngen ganz vorn dabei sein kann.

"Noch nie so eine Spannung gehabt"

Viele Favoriten hat die diesjährige Tournee. Und mittendrin sind trotz des durchwachsenen Engelberg-Wochenendes auch einige Deutsche. Oder, wie Karl Geiger, sagte: "Es kann viel passieren. Die Tournee hat ihre eigenen Regeln. Es wird spannend." Auch bei Hannawald kribbelt es schon mächtig: "Ich habe noch nie so eine Spannung gehabt vor der Tournee."