Nordische Kombination DSV-Sportdirektor zu Fluorverbot: "Grotesk" und "absurd"
Seit dieser Saison ist Fluorwachs auch in der Nordischen Kombination verboten. Laut DSV-Sportdirektor Horst Hüttel werden sich die Auswirkungen erst noch zeigen.
Horst Hüttel hat als Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) das Verbot von Fluorwachs im Weltcup der Nordischen Kombination mit deutlichen Worten kommentiert. Er finde es "grotesk, dass jetzt auf höchstem Level im Weltcup ein Fluor-Verbot eingeführt wird, aber beispielsweise bei den Volksläufen, wie den Wasa-Lauf, und auch bei den Kindern im Schülercup, weiter Fluor gewachst werden darf", sagte Hüttel der Frankenpost. "Unglaublich absurd ist diese Entscheidung!"
Der Ski-Weltverband Fis hat den Einsatz von Fluorwachs bei der Präparation der Skier ab dieser Saison verboten bzw. nur noch in kleinsten Dosen erlaubt. Auch im Biathlon und bei den Alpinen gilt ein Verbot. Fluor ist extrem wasserabweisend und kann daher für einen Geschwindigkeitsvorteil sorgen. Es ist allerdings auch umweltschädlich und krebserregend.
Auswirkungen bei Kombinierern zeigen sich erst später
Bei den Alpinen gab es in diesem Winter wegen des Verbots bereits eine Disqualifikation (Ragnhild Mowinckel beim Weltcup-Riesenslalom in Sölden).
Um die Auswirkungen des Verbots auf die Leistungen in der Nordischen Kombination einzuschätzen, sei es laut Hüttel noch zu früh. "Bei den ersten beiden Weltcups war es sehr kalt bis minus 20 Grad", sagte der 55-Jährige. "Bei solchen Bedingungen haben wir schon zuvor wenig mit Fluor agiert. Fluor kommt dann ins Spiel, wenn es feucht und dreckig wird auf der Strecke. Deswegen wird dieses Thema erst in den nächsten Wochen und ins Frühjahr hinein eine größere Rolle spielen."
DSV: Gift wird nur durch anderes Gift ersetzt
Was die Umweltschädlichkeit angeht, wies Karl-Heinz Waibel, der beim DSV als "Bundestrainer Wissenschaft" firmiert, jüngst gegenüber BR24Sport darauf hin, dass das Problem nur verlagert werde: "Stand jetzt ersetzen wir durch einen Riesenaufwand auf allen Seiten - insbesondere der Teams - das eine Gift Fluor und durch verschiedene andere Gifte."
Waibel sagt weiter: "Glaubt man den Warnhinweisen der Hersteller, sind diese mindestens genauso giftig in der Verarbeitung. Die Warnhinweise zum Tragen von Schutzmasken sind zumindest noch deutlicher abgebildet, als bei den Fluorprodukten. Und das Gleiche gilt für die Warnhinweise, was Umweltbelastungen anbelangt."