Material, Regeln und ein Verbot Das ändert sich in dieser Wintersport-Saison
Neue Wettkämpfe, neues Material, neue Regeln und ein Verbot: Das sind die Neuerungen der anstehenden Wintersport-Saison.
Die Weltcup-Saison der Bobfahrer könnte so spannend wie lange nicht werden. Und das ist keine gute Nachricht für die deutschen Starter um Rekord-Weltcupsieger Francesco Friedrich. Der Weltverband IBSF fordert bauliche Änderungen an den Schlitten – und diese sollen die deutsche Dominanz im Eiskanal brechen.
Die Veränderungen wurden bereits im vergangenen Winter eingeleitet. Aber, so Bundestrainer René Spies im Sportschau-Gespräch: "Die größten Befürchtungen des Performanceverlustes finden in diesem Jahr statt."
Bob: "Änderungen betreffen nur unsere Schlitten"
Basteln mussten die Deutschen dabei am Bobrahmen und der Verbindung zwischen Carbonhaube und Stahlrahmen. "Es geht immer um Fahrdynamik", sagt Spies und erklärt: "Es geht um Beweglichkeit, Haube, Rahmen, Schwingungen, Vibrationen, Eiszerstörung. Im Grunde sind das alles Regelungen, die unsere Fahrdynamik betreffen. Die Reglementänderungen betreffen nur unsere Schlitten", ergänzt Spies.
Zwar hätten die Deutschen bereits an alternativen Lösungen gearbeitet. Wie gut diese aber greifen, könne man noch nicht sagen. "Wir sind erst in Testfahrten", so Spies.
Friedrich diesmal schlagbar?
Erste vergleichbare Zahlen gibt es aber schon an diesem Wochenende – da startet der Bob-Weltcup in China. Mit den deutschen Topfahrern Francesco Friedrich und Johannes Lochner. Für Friedrich beginnt auf der Olympiabahn von Yanqing das Rennen um seine Weltcup-Gesamtsiege elf und zwölf.
Ende Februar sollen bei der Heim-WM in Winterberg auf seine bisher zwölf WM-Goldmedaillen weitere folgen. Es sei denn, die IBSF macht dem Sachsen mit den Regeländerungen einen Strich durch die deutsche Medaillen-Rechnung …
Nordische Kombination: Neues "Individual Compact"-Format
Eine Regeländerung in der Nordischen Kombination könnte den Deutschen dagegen entgegen kommen. Die um ihren Olympia-Verbleib kämpfende Sportart nimmt in diesem Winter eine neue Wettkampfform auf – das so genannte "Individual Compact"-Format. Bei diesem Wettkampf ist der Vorsprung oder Rückstand nach dem Springen nicht mehr so wichtig. Es zählt allein die Reihenfolge.
Der oder die Sprungbeste startet das Rennen. Die nachfolgenden Starter folgen dann mit festgelegten Abständen, Platz zwei mit sechs Sekunden Rückstand, Rang drei mit zwölf Sekunden, Rang vier mit 17 Sekunden, Platz fünf mit 22 Sekunden Abstand. Die Rückstände werden bis Rang 36 immer kleiner und betragen maximal 1:30 Minuten. So wird der Letztplatzierte nach dem Springen nicht mehr als 90 Sekunden nach dem ersten Langlauf-Starter in die Spur gehen.
Nordische Kombination: Der Österreicher Johannes Lamparter gewann in der vergangenen Saison den Weltcup.
Männer laufen dabei 7,5 Kilometer, Frauen fünf Kilometer. Der Weltverband erhofft sich dadurch spannendere Rennen. Kombinierer-Überflieger Jarl Magnus Riiber mag diesen Wettkampf nicht. Bereits im Frühjahr schimpfte er, das neue Rennen sei "ein hoffnungsloses Konzept." Dreimal muss der achtfache Weltmeister und 57-malige Weltcupsieger im kommenden Winter das ungeliebte Format laufen: Gleich zum Auftakt in Ruka, kurz vor Weihnachten in Ramsau und im Januar in Oberstdorf. Für das "Individual Compact" soll es dann sogar eine kleine Kristallkugel geben.
Nordische Kombination: Grünes Licht für Mixed Sprint
Auch für ein zweites neues Format wurde der Weg in den Weltcup freigemacht. Der Mixed-Sprint, bei dem je ein Athlet und eine Athletin einmal von der Schanze geht und einmal sechs Kilometer läuft, darf laut Reglement auch im Weltcup veranstaltet werden. Die Premiere beim Sommer Grand Prix im August in Oberwiesenthal wurde von den Sportlern und Zuschauern gelobt. Im aktuellen Weltcup-Kalender findet sich aber noch kein Mixed-Sprint.
NoKo und Skispringen: Digitale 3D-Körperscanner
Für mehr Fairness in der Nordischen Kombination als auch im Skispringen sollen künftig so genannte 3D-Körperscanner sorgen. Diese digitalen und vollautomatischen Geräte sollen erfassen, ob ein Skisprung-Anzug richtig sitzt – oder ob disqualifiziert werden muss. In der Vergangenheit sorgten Disqualifikationen wegen möglicher mangelnder Unparteilichkeit der Materialkontrolleure immer wieder für Diskussionen.
Halvor Egner Granerud
Skispringen: Wann kommt Mixed Super Team?
Nach der Weltcup-Premiere des "Super Team"-Wettkampfes im Skispringen könnte in diesem Winter ein "Mixed Super Team" hinzukommen. Noch fehlt das Format im Weltcup-Kalender, das Springen eines Mannes und einer Frau ist laut neuem Reglement aber möglich.
Skispringen: Zwei Nächte statt vier Schanzen für Frauen
Der Traum der Vierschanzentournee der Frauen erfüllt sich nicht – in diesem Winter gibt es nur eine "halbe Tournee". Am 30. Dezember in Garmisch und am 1. Januar in Oberstdorf findet stattdessen eine "Two Nights Tour" statt. Der Deutsche Skiverband und der Österreichische Skiverband (ÖSV) konnten sich nicht auf eine gemeinsame Tour auf den vier Schanzen der Männer-Tournee einigen. Stattdessen richtet der ÖSV am 3. und 4. Januar in Villach zwei Springen aus.
Biathlon: Mixed-Staffel immer 6,0 Kilometer
Auf zwei kleinere Änderungen hat sich die Internationale Biathlon-Union geeinigt. Im Biathlon laufen in den Mixed-Staffeln künftig Männer und Frauen jeweils sechs Kilometer. In der vergangenen Saison richtete sich die Rundenlänge danach, wer die Staffel begann. War dies ein Mann, mussten alle 7,5 Kilometer laufen, war das eine Frau, ging es auf eine Sechs-Kilometer-Schleife.
In diesem Winter erhalten zudem die IBU-Cup-Sieger der Vorsaison das Startrecht für die ersten beiden Weltcup-Stationen (bisher nur für den Weltcup-Auftakt). Ab dem Winter 2024/2025 entfällt dann das persönliche Startrecht für die IBU-Cup-Sieger. Stattdessen darf der Landesverband einen Starter und eine Starterin mehr benennen.
Ski Alpin: Keine Zwei-Länder-Abfahrt, keine Team-Kombi
Im Ski-Alpin-Weltcup sollte in diesem Winter erstmals eine länderübergreifende Abfahrt gefahren werden. Das Männer-Rennen am Matterhorn zwischen der Schweiz und Italien fiel Anfang November aber dem Wetter zum Opfer. Auch aus einer zweiten Planung wurde nichts. Der Weltverband FIS hatte eine Team-Kombination mit je einem Technik- und einem Speedfahrer angekündigt. Weil es da aber einigen Protest der Athleten gab, strich die FIS den Plan vorerst. Gestrichen wurden in diesem Winter auch Parallel-Wettbewerbe.
Fluorverbot - die never ending Story
Schon lange diskutiert und in diesem Winter umgesetzt wird das Verbot von Fluorwachsen an Ski und Snowboards. Bei allen Wettkämpfen des Internationalen Skiverbandes (FIS) und der Internationalen Biathlon-Union (IBU) ist es verboten, das umweltschädliche und potenziell krebserregende Fluor auf die Ski aufzutragen. Die Verbände setzen damit ein Gesetz der Europäischen Union um. Fluor macht durch seine wasserabweisende Wirkung die Ski schneller, darf aber nicht mehr eingesetzt werden.
Bisher scheiterte die Umsetzung der EU-Vorgabe an der Ungenauigkeit der Technik. Die jetzt eingesetzten Infrarot-Spektrometer sollen sicher sein. Zumindest so sicher, um Fluor-Reste oder Verunreinigungen von mutwilligem Auftragen zu differenzieren.
Gleiche Grenzwerte - unterschiedliche Strategien
Wie die Verbände mit überhöhten Werten umgehen und wann sie testen, ist aber unterschiedlich. Die FIS testet erst nach dem Wettkampf, die IBU davor und danach. Bei den FIS-Wettkämpfen wird disqualifiziert, bei wem Fluor einen Grenzwert von 1,8 überschreitet. Dieser Messwert sollte erst bei 1,0 liegen, wurde kurz vor der Saison nach oben gesetzt. Der Wert muss zudem an drei Stellen des Ski oder Snowboards erreicht sein – dann folgt die Disqualifikation.
Biathlon: Gelbe Karte, Rote Karte
Die IBU arbeitet dabei mit einem Gelbe-Karte-/Rote-Karte-System. Bei jedem Athlet wird vor und nach dem Rennen ein Ski an drei Stellen getestet. Wird der Grenzwert von 1,8 an einem der drei Stellen vor dem Rennen überschritten, gibt es eine Rote Karte – dann dürfen die Ski nicht verwendet werden. Einmal pro Saison dürfen dann Ersatzski verwendet werden. Wird der Grenzwert nach dem Rennen überschritten, erfolgt die Disqualifikation. Liegt der Wert vor dem Rennen an mindestens zwei Stellen zwischen 1,0 und 1,8, gibt es eine gelbe Karte. Eine zweite Gelbe Karte zieht eine Rote Karte und damit Disqualifikation/Skiwechsel nach sich.
Wer wird getestet?
Zudem gibt es sportartenspezifische Besonderheiten: Bei den Langläufern darf beispielsweise in Sprint-Wettkämpfen nicht mehr nachgewachst werden. Im Freistilsprint muss ab dem Viertelfinale mit den gleichen Ski gelaufen werden, im Klassiksprint dürfen insgesamt zwei Paar Ski eingesetzt werden. Beim Skicross, Snowboardcross und den Raceboardern werden die Top 4 des Wettkampfes immer getestet, weitere eins bis zwei Athleten werden per Zufall ausgewählt. In der Nordischen Kombination und im Langlauf werden alle Athleten getestet.