Der Weltcup-Wettbewerb der Nordischen Kombination im Tehvandi Sports Centre.

Saisonfinale in der Nordischen Kombination Geiger auf Riibers Fersen - Gelingt noch das Überholmanöver?

Stand: 13.03.2025 10:07 Uhr

Die Saison der Kombinierer biegt auf die Zielgerade ein, noch vier Rennen stehen in dieser Saison im Kalender. In der Gesamtwertung liefern sich Jarl Magnus Riiber und Vinzenz Geiger ein spannendes Rennen. Der Norweger liegt vorne, aber der Deutsche hat noch alle Chancen, den sechsten Gesamtsieg des scheidenden Dominators zu verhindern, ist dabei aber auf Schützenhilfe angewiesen.

Das Ziel für Jarl Magnus Riiber in seiner Abschiedssaison war klar: Er will gewinnen, so viel wie möglich, am besten alles. Das Seefeld-Triple wurde ihm vor der Nase weggeschnappt, aber bei der Nordischen Ski-WM in seinem Heimatland konnte der 27-Jährige seine Weltmeistertitel Nummer neun und zehn einheimsen. Nun hat er noch ein großes Ziel vor Augen, bevor er sich aus gesundheitlichen Gründen in den sportlichen Ruhestand begeben muss: den Weltcup-Gesamtsieg.

Riiber muss gar nicht mehr gewinnen

Mit 1295 Punkten führt Riiber nach 15 von 19 Wettbewerben das Ranking an, sein einzig ernsthaft verbliebener Verfolger ist Vinzenz Geiger. Der Seefeld-Sieger konnte dank drei Siegen in den letzten vier Weltcup-Rennen den Rückstand sukzessive verringern, liegt aber noch 81 Zähler hinter dem Norweger.

Das heißt, wenn der in allen Rennen Dritter wird, reichen Geiger auch vier Siege nicht. Am Ende würde ein Punkt den Ausschlag zugunsten des Norwegers geben. Dabei wird Geiger besonders sein 29. Platz beim Normalschanzen-Wettbewerb in Lillehammer Anfang Dezember wurmen, der ihn um eine bessere Ausgangslage gebracht hat.

Der deutsche Mannschafts-Weltmeister muss also auf mehrere Ausrutscher seines Kontrahenten hoffen und selbst immer das Maximum erreichen, will er Riibers sechsten Triumph in den letzten sieben Jahren verhindern. Nur 2022/23 konnte sich Johannes Lamparter den Gesamtsieg holen, weil Riiber mehrere Rennen auslassen musste.

Für Geiger muss einiges zusammenkommen

In den kommenden Tagen in Oslo und eine Woche später in Lahti stehen noch drei reguläre Gundersen und ein Compact-Rennen auf dem Programm. Und jetzt kommt die Theorie dazu. Klammert man den Ausrutscher in Lillehammer aus, war Geiger nie schlechter als Fünfter im Gundersen, drei Rennen konnte er gewinnen. Riiber stand in immerhin drei Gundersen nicht auf dem Podest. Sollten beide Fälle in eintreten, würden die Chancen von Geiger schlagartig steigen.

Geiger muss also hoffen, dass sich in den 10-Kilometer-Rennen noch möglichst viele Athleten dazwischen platzieren, möglicherweise ja Teamkollege Julian Schmid, der schon sechs Podest-Plätze vorweisen kann. Im Individual Compact nehmen sich beide nichts, sie waren in allen Saisonrennen im verkürzten Format auf dem Treppchen.

Riiber fast unschlagbar in Oslo

Das deutlich bessere Blatt hat Riiber in der Hand. In allererster Linie natürlich durch den Punktevorsprung, aber auch seine Form scheint keinen Anlass auf einen Ausrutscher zu geben. Zwar hatte Riiber im Weltcup nun einige Male das Nachsehen gegen Geiger, jedoch stand er seit Mitte Januar in jedem Rennen auf dem Podest. Bei der WM zeigte er, dass er noch richtig Bock hat und zwei der anstehenden Rennen sind vor den heimischen Fans am Holmenkollen.

Und dort gab es in den letzten acht Rennen (seit 2019) keinen anderen Sieger als Jarl Magnus Riiber. Von den zehn Welt-Rennen, die er im Mekka des Nordischen Skisports bestritt, gewann er neun. Nur 2018 wurde er lediglich Fünfter. Alleine die Statistik dürfte die Hoffnungen vieler Geiger-Fans dämpfen.

Und sollte Riiber doch mal einen schlechteren Tag erwischen, gäbe es ja noch ein mögliches Szenario und Gedankenspiel. Vielleicht kann er sich dann ebenfalls auf Teamunterstützung verlassen. Wie schon zu besten Schumi-Zeiten in der Formel 1 wäre ja eine Stallorder denkbar. Dann müsste möglicherweise Jens Luras Oftebro einen Gang runterschalten und seinen Teamkollegen vorbeilassen. Oftebro stand in den letzten acht Rennen immerhin auch fünf Mal auf dem Podest.Beide hätten es verdient

Aber unabhängig von all den Spekulationen ist klar: Wer am Ende vorne steht, ist der verdiente Sieger. Sowohl der Norweger als auch der Deutsche haben eine starke Saison gezeigt. Riiber, der schon Rekordweltmeister und der Kombinierer mit den meisten Weltcupsiegen (aktuell 78) ist, würde mit dann sechs Gesamtsiegen auch in dieser Statistik alleine an der Spitze stehen. Aktuell teilt er sich diesen Platz noch mit Eric Frenzel, der ebenfalls in fünf Wintern der beste nordische Kombinierer war.

Und sollte es Geiger in diesem Jahr nicht schaffen, wäre das kein Beinbruch, er hat ja noch ein paar Jahre vor sich. Vielleicht ja schon im nächsten Winter. Denn dann wird der wohl größte Konkurrent mit Sicherheit fehlen: Jarl Magnus Riiber.