Tour de Ski Hennig stürmt im Massenstart auf das Podium
Die deutschen Langläuferinnen haben auf der vorletzten Etappe der Tour de Ski noch einmal ein Ausrufezeichen gesetzt. Im Massenstart am Samstag (06.01.2024) in Val di Fiemme (Italien) gelang Katharina Hennig der Sprung auf das Podest.
Im 15-Kilometer-Rennen in der klassischen Technik musste sich die 27-Jährige aus Oberwiesenthal nur den Schwedinnen Linn Svahn und Frida Karlsson geschlagen geben. Knappe 1,6 Sekunden fehlten der deutschen Teamsprint-Olympiasiegerin am Ende zum Sieg. Mit dem ersten Podestplatz bei der diesjährigen Tour de Ski unterstrich sie aber ihre aufsteigende Form. Hennig hatte an gleicher Stelle vor fast exakt einem Jahr ihren ersten Weltcup-Sieg überhaupt gefeiert.
Auch Hennigs Gold-Partnerin Victoria Carl überzeugte. Die 28-Jährige aus Zella-Mehlis verpasste zwar ihr drittes Podium bei der Tour de Ski, war bis zum Schluss aber vorne mit dabei und zeigte als Siebte (+5,2 Sekunden) ebenfalls ein starkes Rennen. Neben Carl und Hennig war aus deutscher Sicht nur noch Lisa Lohmann vertreten. Die 23-Jährige aus Oberhof wurde 23. (+1:39,4 Minute). Pia Fink (Bremelau) und Sofie Krehl (Kempten) waren vor wenigen Tagen aufgrund von Erkältungssymptomen vorzeitig aus der Tour ausgestiegen.
Diggins vor Gesamtsieg
Die Gesamtwertung des Etappenrennens hat weiter die US-Amerikanerin Jessie Diggins inne, die im Fleimstal Achte wurde. Vor der letzten Etappe beträgt ihr Vorsprung auf die Norwegerin Heidi Weng bereits 39 Sekunden. Hennig schob sich im Klassement auf Platz elf mit 2:27 Minuten Rückstand auf Diggins vor. Carl liegt noch davor auf Platz sieben. Das Gesamtpodest können die beiden beim schweren Schlussanstieg am Sonntag aber wohl nicht mehr angreifen.
Hennig zeigte sich trotzdem mehr als zufrieden mit ihrem Auftritt. Vor allem, da sie nach einer Corona-Infektion zum Ende des vergangenen Jahres mit geringen Erwartungen in die Tour gestartet war. "Es war ein extrem hartes Rennen, ich bin einfach superglücklich über meinen ersten Podestplatz in dieser Saison", so ihr Fazit im Sportschau-Interview: "Es hat doch seine Zeit gedauert, bis ich mich nach Corona wieder gut gefühlt habe."
DSV-Trio startet vielversprechend
Auch ohne DSV-Trainer Peter Schlickenrieder, dem im jüngsten Rennen nach einem Regelverstoß die Akkreditierung entzogen worden war, konnten Carl und Hennig auf den ersten Kilometern im Feld der 33 Starterinnen gut mithalten. Beide setzten sich immer wieder an die Spitze und konnten zudem wertvolle Bonussekunden sammeln. Das Tempo war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht sonderlich hoch. So hielt die gute Ausgangsposition auch nach einem Drittel des Rennens: Carl und Hennig führten nach fünf Kilometern, auch Lohmann hielt den Kontakt nach vorne.
Bei wechselnden Niederschlägen zwischen Schnee und Regen zog sich das Feld im Anschluss langsam aber sicher auseinander. Davon unbeirrt machten Carl und Hennig vorne weiter die Musik und konnten bei den Zwischensprints erneut punkten. Lohmann musste dagegen abreißen lassen und fiel zurück. Nach zehn absolvierten Kilometern wurden die Tempoverschärfungen immer regelmäßiger, was die deutschen Langläuferinnen nicht davon abhielt, weiter an der Spitze mitzumischen.
Hennig rettet das Podium
Vor allem Hennig zeigte sich in blendender Verfassung. Entsprechend aussichtsreich ging sie gemeinsam mit Carl auf die letzte der insgesamt sechs Runden. Vorne machte Frida Karlsson nun das Tempo, vermochte es aber nicht, eine Lücke zu reißen. Auch, weil Hennig und Carl weiter jede Tempoverschärfung mitgehen konnten. Letztere fiel auf dem letzten Kilometer dann entscheidend zurück. Hennig war in einer Fünfergruppe aber weiter im Rennen um das Podest und rettete mit einem beherzten Schlusssprint den dritten Platz ins Ziel.
Carl haderte im Anschluss: "In der letzten Runde habe ich Federn gelassen, weil ich mit den Skiern nicht richtig in der Spur war." Dennoch war sie mit ihrem Auftritt sehr zufrieden. "Zu zeigen, dass ich im Massenstart mitlaufen kann, hat mich sehr motiviert. Das zeigt, dass wir richtig gearbeitet haben. Ich hoffe einfach, dass ich in den Top 10 bleibe."
Die Alpe Cermis ruft
Carl hatte bereits zu Beginn der Tour mit starken Leistungen geglänzt. Zum Auftakt im italienischen Toblach lief sie im Einzel und in der Verfolgung jeweils auf den zweiten Platz und hatte sich damit in aussichtsreiche Position in der Gesamtwertung gebracht. Im höhergelegenen Davos (Schweiz) konnte sie im Sprint und in der Verfolgung zuletzt nicht ganz an ihre Leistung anknüpfen und fiel im Klassement zurück.
Am Sonntag (ab 15.53 live im Ersten) steht für die Langläuferinnen mit einem weiteren Massenstart über zehn Kilometer im freien Stil die Schlussetappe bei der 18. Ausgabe der Tour de Ski an. Höhepunkt ist der gefürchtete Anstieg auf die legendäre Alpe Cermis, wo den Athletinnen noch einmal alles abverlangt wird.