Julia Simon aus Frankreich und Elvira Öberg aus Schweden in Kontiolahti

Biathlon in Kontiolahti DSV-"Küken" zahlen bei Simon-Drama in der Staffel Lehrgeld

Stand: 01.12.2024 18:47 Uhr

Die unerfahrene und junge deutsche Frauenstaffel hat beim Biathlon-Weltcup im finnischen Kontiolahti keine Chance auf eine Top-Platzierung gehabt. Den Sieg sicherte sich in einem dramatischen Finale Schweden.

Johanna Puff (22), Julia Tannheimer (19) und Julia Kink (20) bringen viel Talent mit, zur Weltspitze fehlt allen drei Skijägerinnen aber noch ein ganzes Stück. Das wurde am Sonntag (01.12.2024) in der ersten Frauen-Staffel des Weltcup-Winters deutlich. Gemeinsam mit Vanessa Voigt (27) lief das DSV-Quartett im 4x6-Kilometer-Rennen mit einer Strafrunde und elf Nachladern auf den siebten Platz (+2:51,2 Minuten).

"Mit Blick auf die drei sehr jungen Läuferinnen haben wir durchaus auch Positives gesehen, was uns hoffnungsfroh in die Zukunft blicken lässt. Der Wind in der Weltspitze ist ein rauer, aber mit stetiger Arbeit werden alle drei da oben ankommen", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling.

Preuß muss wieder krank passen

Vor fast zehn Jahren hatte eine ähnlich junge DSV-Staffel Gold bei der Biathlon-Weltmeisterschaft gewonnen. Im März 2015 liefen Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz, Laura Dahlmeier und Franziska Preuß zum Überraschungssieg. Preuß war damals 21 und ist mit mittlerweile mit 30 Jahren die Seniorin im Team. Bitter, dass sie kurz vor dem Staffelstart absagen musste. Mal wieder zwang der Körper sie zu einer Pause. "Leichte Infektzeichen" teilte der DSV mit. Für Preuß rückte Voigt nach, die auch nicht ihren besten Tag erwischte.

Drama um Frankreichs Simon - Schweden gewinnt

Schweden (Anna Magnusson, Sara Andersson, Hanna Öberg, Elvira Öberg) gewann vor Frankreich (+ 29 Sekunden) und Norwegen (+ 36,2 s). Dabei spielte sich beim letzten Schießen und auf den letzten Metern ein Drama ab.

Eine Staffel, die aufgrund des großen Vorsprungs der Französinnen fast langweilig wirkte, nahm eine irre Wende, weil Schlussläuferin Julia Simon in die Strafrunde musste. Die Schwedin Elvira Öberg nutzte die Gunst der Stunde und ging 0,4 Sekunden vor Simon auf die Strecke zurück. Zu einem Zielsprint kam es aber nicht, weil Simon einen Kilometer vor dem Ziel einen Wadenkrampf bekam und sich unter großen Schmerzen ins Ziel schleppte. Sie rettete den zweiten Platz gerade noch vor Norwegen.

Anna Magnusson, Sara Andersson, Hanna Öberg and Elvira Öberg aus Schweden jubeln

Puff mit Problemen in der Loipe

Mit einem Top-Platz hatten die Deutschen nie etwas zu tun. Startläuferin Puff begann mit einem Nachlader, der allerdings kaum Folgen hatte. Zwar blieben zehn Nationen fehlerfrei, doch Puff feuerte die sechs Schüsse innerhalb von 32 Sekunden ab und hatte nur zwölf Sekunden Rückstand auf die Spitze. Auf der Strecke ging dann die Post ab, doch mit einem fehlerfreien Stehendschießen schob sich Puff auf den siebten Rang nach vorn - 13 Sekunden hinter zweitplatzierten Schwedinnen und 23 Sekunden hinter den favorisierten Französinnen.

Läuferisch konnte die 22-Jährige nicht mit den Besten mithalten, büßte viel Zeit ein und schickte DSV-Küken Tannheimer 41 Sekunden hinter der Spitze auf Rang zehn ins Rennen. "In der ersten Runde habe ich mich etwas durcheinanderbringen lassen. Es war schneller als gestern. Mit dem Schießen bin ich zufrieden", sagte Puff und gestand, dass "Herzklopfen und Aufregung" groß waren.

Tannheimer zahlt am Schießstand Lehrgeld

Der Puls bei der erst 19-jährigen Tannheimer dürfte kurz vorm Start auch in die Höhe geschossen sein. Im Junioren-Bereich hatte sie mit Top-Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht, im Konzert der Besten spielten ihr die Nerven am Schießstand einen Streich. Bei ihrer ersten Schießprüfung kämpfte sie gegen die Strafrunde und sagte nach dem Rennen im ZDF: "Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Ich hab dann einfach weitergeschossen." Mit drei Nachladern vermied das DSV-Talent die Extra-Tour, verlor aber viel Zeit und kehrte erst eine Minute nach den Besten auf Rang elf auf die Strecke zurück.

Und auch im Stehendanschlag begann Tannheimer direkt mit einem Fehler, fing sich aber und räumte die fünfte Scheibe mit dem ersten Nachlader ab. Die Laufleistung stimmte aber - und so hielt sie den Rückstand bis zum Wechsel auf Kink in Grenzen.

Kink vermeidet Strafrunde

Als Neunte (+ 1:17 Minuten) ging das nächste DSV-Talent in die Spur. Auch Kink ist erst 20, wirkte beim Liegendschießen in ihrer zweiten Weltcup-Staffel aber ziemlich abgebrüht und traf alle Scheiben im ersten Versuch. Ein Sprung nach vorn bedeutete das aber nicht. Dafür schoss die Konkurrenz zu stark. Um eine Top-Platzierung ging es nicht mehr, als Kink zum Stehendschießen kam. Sie brauchte drei Nachlader und blieb auf dem neunten Platz - mehr als eine Minute hinter dem dritten Platz.

Voigt muss eine Extra-Runde drehen

Mit fast zwei Minuten Rückstand ging Voigt als Achte auf die Runde. Die Thüringerin Voigt, die am Samstag mit Strelow in der Single-Mixed-Staffel auf das Podest gelaufen war, hätte Flügel gebraucht, um Deutschland noch auf das Podest zu bringen. Flügel hatte sie nicht, dafür schnelle Beine und zunächst eine ruhige Hand: Mit fünf Volltreffern lief sie das DSV-Quartett auf den sechsten Platz nach vorn. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Beim letzten Schießen musste Voigt in die Strafrunde und lief fast drei Minuten nach Schweden ins Ziel.

Voigt hatte auf dem Weg zum Training vom unverhofften Start erfahren. "Wie man sieht, ist das nicht die beste Vorbereitung für mich", sagte sie nach dem Wettkampf enttäuscht.