DSV-Quartett trumpft auf Deutsches Biathlon-Geheimnis: "Jung und Alt ergänzen sich perfekt"
Selina Grotian ist 20 Jahre jung, Franziska Preuß zehn Jahre älter, Danilo Riethmüller liegt genau in der Mitte. Genau diese Mischung ist aktuell das Erfolgsgeheimnis des deutschen Biathlon-Teams.
Ein Ausrufezeichen löste am Wochenende das nächste ab. Franziska Preuß wurde am Freitag (20.12.2024) in Annecy erst Zweite im Sprint, gewann dann am Samstag die Verfolgung, Vanessa Voigt kam in diesem Rennen als Dritte ins Ziel. Zum krönenden Abschluss rockten Selina Grotian und Preuß mit einem Doppelerfolg den Massenstart. An diesem Tag wäre sogar eine deutsche Top 3 denkbar gewesen, doch Voigt musste das Rennen wegen Erkrankung absagen.
Riethmüller bleibt sogar vor Johannes Thingnes Bö
Danilo Riethmüller zauberte ebenfalls. Im Massenstart bestieg er als Zweiter in Annecy das erste Weltcup-Podium seiner Laufbahn und ließ dabei sensationell den großen Dominator Johannes Thingnes Bö aus Norwegen hinter sich - nur dessen Bruder Tarjei war schneller.
"Das Klima im Team passt perfekt, Jung und Alt ergänzen sich perfekt", sagte Disziplintrainer Kristian Mehringer im Sportschau-Interview und brachte das derzeitige Erfolgsgeheimnis auf den Punkt.
Mit insgesamt sechs Podestplätzen, Preuß im Gelben und Grotian im Roten Trikot der Massenstart-Führenden reist das deutsche Team hochzufrieden in die ersehnte Weihnachtspause. Die in der Vergangenheit oft leidgeplagte Preuß erlebt den besten Saisonstart ihrer Karriere und baute die Führung im Gesamtweltcup weiter aus. Sie stand sechsmal auf dem Podium, war nie schlechter als Fünfte.
Jetzt erstmal Kraft tanken
Jetzt will sie zu Hause an Weihnachten mit Lebensgefährte Simon Schempp und ihrer Familie Kraft tanken und sich erholen, um wieder auf volle 100 Prozent Leistungsstärke zu kommen: "Jetzt freue ich mich aber erst mal auf die Pause." Für sie und Voigt geht es am 28. Dezember auf Schalke bei der Team-Challenge zusammen mit Philipp Nawrath und Justus Strelow schon wieder weiter.
In einer Abfahrt den Ski verloren
Dass Grotian wie auch die 19 Jahre alte Julia Tannheimer, die angeschlagen zwei Rennen in Frankreich auslassen musste, das Versprechen für die Zukunft ist, zeigte sie in den französischen Alpen. In der Verfolgung tags zuvor hatte sie noch großes Pech, als sie in einer Abfahrt der ersten Runden ihren rechten Ski verlor und am Ende als 14. ins Ziel kam.
"Ich bin ein sehr ruhiger Typ, arbeite sehr viel mit mir selbst", erklärte die mehrmalige Junioren-Weltmeisterin, die sich jetzt auf ihre Familie und ihren Hund Nala freut. Zuvor war es für die ehrgeizige Grotian in der Saison nicht wie erhofft verlaufen, auch schlechtere Ergebnisse waren dabei, die in diesem Alter aber auch zu erwarten sind.
Riethmüller erlöst deutsches Männer-Team
Wie Grotian erlebte auch Spätstarter Riethmüller seine Podest-Premiere. "Ich freue mich jetzt auf meine Frau und meinen Dackel", sagte der 25-Jährige, der selbst nicht genau wusste, wie er bei seinem Coup Johannes Thingnes Bö aus Norwegen hinter sich hielt und nur vier Sekunden hinter dessen siegreichen Bruder ins Ziel kam.
Danilo Riethmüller
Riethmüller hatte schon im Verfolgungsrennen mit dem Sprung von Rang 29 auf sieben ein Zeichen gesetzt. Nach seinem erfüllten Lebenstraum schickte er einen Dank an Bundestrainer Uros Velepec und seinen Heimcoach Alexander Wolf. "Sie haben mir das Vertrauen gegeben, mich auch durch das Tal der Fehler begleitet und mir weiter die Chance gegeben", sagte Riethmüller, der in Hochfilzen durch eine Strafrunde das Staffelpodest verpatzt hatte.
Leistungen am Schießstand noch nicht konstant
Vor Riethmüllers Coup standen die Männer im Schatten der Frauen. In der ersten Saison nach dem Rücktritt von Benedikt Doll, dem letzten Vertreter der Goldenen Generation um Arnd Peiffer, Erik Lesser und Schempp, sind die Leistungen solide, aber vor allem am Schießstand klappt es noch nicht konstant gut. Riethmüllers Erfolg könnte eine Initialzündung sein.