Treffer in der Nachspielzeit "Spiel für die Geschichtsbücher" - VfB Stuttgart freut sich über Triumph in Turin
Der VfB Stuttgart siegt in der Champions League bei Juventus Turin - und das hochverdient. Nach der Partie war der Stolz bei den Schwaben förmlich greifbar.
Es ist zwar eine Fußball-Floskel, aber vielleicht war "noch nie ein Tor verdienter" als der späte Siegtreffer für den VfB Stuttgart im Champions-League-Spiel bei Juventus Turin. In der zweiten Minute der insgesamt siebenminütigen Nachspielzeit steckte Enzo Millot am gegnerischen Strafraum den Ball auf El Bilal Touré durch. Der Angreifer nahm das Spielgerät herausragend per Lupfer mit, düpierte durch diese überraschende Bewegung Gegenspieler Pierre Kalulu und verwandelte anschließend aus sechs Metern zum 1:0 für die Schwaben (90. Minute + 2).
Der VfB Stuttgart ist drückend überlegen
Ein unhaltbarer Treffer, bei dem selbst der bärenstarke Turiner Torhüter Mattia Perin machtlos war. Und ein Tor, das über alle Maßen verdient war. Der VfB Stuttgart spielte Juventus Turin in deren eigenem Stadion phasenweise an die Wand und war drückend überlegen. Bereits zur Halbzeitpause lautete das Torschussverhältnis für die Schwaben 12:1, nach Ende des Spiels lag der VfB in dieser Statistik mit 22:7 vorne.
Enzo Millot scheitert vom Punkt
Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß präsentierte sich ballsicher, presste hoch, zwang Juve zu Fehlern, fand immer wieder Lücken und kam selbst häufig zum Abschluss. Nur die Belohnung ließ bis in die Nachspielzeit auf sich warten, obwohl die Gelegenheiten reichlich waren: Deniz Undav ließ in der zwölften Minute einen Hochkaräter liegen, Ermedin Demirovic traf in der 29. Minute den Pfosten des Turiner Tores.
Wiederum Undav scheiterte kurz vor der Pause per Kopfball an Perin (42.) und traf zwar kurz nach der Pause (48.), aber weil der Angreifer den Ball mit dem am Körper angelehntem linken Arm mitgenommen haben soll, wurde das Tor vom VAR einkassiert. Millot schließlich scheiterte per Foulelfmeter an Perin (86.), ehe Touré dann doch noch für den völlig verdienten Auswärtserfolg sorgte.
Fabian Wohlgemuth: "Das Spiel landet in den Geschichtsbüchern"
Für den VfB Stuttgart der erste Champions-League-Sieg seit fast 15 Jahren. Dementsprechend war die Stimmungslage bei den Schwaben. "Der heutige Abend wird noch lange in Erinnerung bleiben, auch noch in zehn oder 20 Jahren", freute sich Sportvorstand Fabian Wohlgemuth im Gespräch mit SWR Sport: "Das Spiel landet in den Geschichtsbüchern des VfB Stuttgart. Das ist ein ganz besonderer Moment."
Sebastian Hoeneß: "Bis zur letzten Minute an diesen Erfolg geglaubt"
Trainer Sebastian Hoeneß lobte die starke Leistung seiner Mannschaft - nur vier Tage nach der 0:4-Klatsche beim FC Bayern. "Es war ein großartiges Spiel, das wir verdient gewonnen haben. Die Jungs haben nach der Niederlage bei Bayern München eine ganz starke Reaktion gezeigt und von der ersten bis zur letzten Minute an diesen Erfolg geglaubt. Wir haben enorm viel investiert und waren in sämtlichen Situationen stets bereit", analysierte der Coach: "Es war ein sehr aufregendes Spiel. In der ersten Halbzeit hatten wir schon die eine oder andere gute Möglichkeit. Umso schöner ist es, dass wir das Spiel letztlich doch noch auf unsere Seite ziehen konnten."
Jeff Chabot zeigt Dusan Vlahovic seine Grenzen auf
Auch Abwehrspieler Jeff Chabot, der gegen die "Alte Dame" seine bislang wohl beste Leistung für den VfB zeigte und aus dem Duell mit Starstürmer Dusan Vlahovic als klarer Sieger hervorging, war nach der Partie glücklich. "Wir freuen uns übertrieben", sagte er: "Es gibt fast nicht schöneres, als hier die drei Punkte zu holen. Und hier darf es nur einen Sieger geben - und das sind wir."
Deniz Undav: "Im Endeffekt klar verdient"
Alles andere als ein Auswärtsdreier wäre für Angreifer Undav auch nicht vermittelbar gewesen. "Wir gehen hier als verdienter Sieger vom Platz, weil wir klar die bessere Mannschaft waren. Wir hatten viel mehr Chancen, lassen aber auch viel liegen. Im Endeffekt aber klar verdient", sagte er.
Wichtiger Sieg für die Köpfe
Der VfB Stuttgart beendete mit dem Erfolg bei Juventus seine "Mini-Krise" mit vier Pflichtspielen ohne Sieg. Noch wichtiger für die Köpfe dürfte sein, dass das Hoeneß-Team sich den Erfolg durch eine starke Leistung vollumfänglich verdient hatte. Das Spiel in Turin war der Beweis, dass der VfB an guten Tagen eine Spitzenmannschaft ist und dass der Fußball der abgelaufenen Spielzeit auch in der neuen Saison funktioniert. Bezeichnend: Turins Keeper Perin wurde als "Man of the Match" ausgezeichnet. Bereits im VfB-Spiel bei Real Madrid war der gegnerische Torhüter prämiert worden, damals Thibaut Courtois. Stuttgart kann es also noch.
Keine Verschnaufpause für den VfB Stuttgart
Trotzdem war allen Protagonisten bewusst, dass keine Zeit bleibt, um den Sieg groß zu feiern. Bereits am Samstag (15:30 Uhr, live in SWR-1-Stadion) wartet Holstein Kiel in der Bundesliga. "Ich hoffe, dass wir auf die Leistung von Turin aufbauen können und gegen Kiel genauso spielen", blickte Neu-Nationalspieler Jamie Leweling voraus. Man könne sich "einen Tag freuen, aber dann geht es weiter". Chabot sah das genauso: "Es gibt nichts zu feiern", sagte er. Aber: "Die nächsten Trainingseinheiten werden Spaß machen mit dem Gefühl, das wir gerade haben."
Sebastian Hoeneß: "Das noch wichtigere Spiel kommt erst am Samstag"
Und auch Coach Hoeneß gab kurz nach der Juve-Partie schon wieder den Mahner. "Dieser Sieg kann uns in der weiteren Entwicklung helfen. Aber: Wir müssen auch in den nächsten Tagen ein ganz klares Mindset haben und die Themen richtig einordnen", sagte er. "Heute war es eine Nacht in der Champions League, es war eine ganz große Bühne bei einem ganz großen Club. Das noch wichtigere Spiel kommt aber erst am Samstag, wenn Holstein Kiel bei uns gastiert."
Sendung am Mi., 23.10.2024 6:00 Uhr, SWR Aktuell am Morgen, SWR Aktuell