Trauer über den Tod eines Mitspielers Prince da Silva: Wenn ein 19-jähriger Fußballer plötzlich stirbt
Beim TSV Benningen stehen alle unter Schock. Der 19-jährige Prince da Silva, Flüchtling aus Benin, brach bei einem Fußballspiel zusammen und wachte nicht mehr auf.
Ein Trikot mit der Nummer 11 hängt am Zaun des Vereinsgeländes vom TSV Benningen (Landkreis Ludwigsburg). Am Boden sind Lichter, Kerzen und Blumen abgelegt. Ein Gedenkort und eine Anlaufstelle für alle, die ihrer Trauer über den Tod eines jungen Fußballers Ausdruck verleihen wollen. Prince da Silva lebt nicht mehr. Der 19-Jährige aus dem westafrikanischen Benin wurde mitten aus dem Leben gerissen. Bei einem Fußballspiel am vergangenen Samstag hier auf dem Kunstrasenplatz.
Es sollte ein ganz normales Testspiel zwischen Gastgeber Benningen und dem TV Möglingen werden. Aber die Partie endete mit einer menschlichen Tragödie. Nach 70 Spielminuten brach Prince da Silva, Mittelfeldspieler des Kreisligisten, plötzlich ohne Fremdeinwirkung auf dem Spielfeld zusammen - hinter dem Rücken des Schiedsrichters. Trotz sofort eingeleiteter Erste-Hilfe-Maßnahmen und trotz des Einsatzes eines Defibrillators konnte das Leben des jungen Mannes nicht gerettet werden. Im Ludwigsburger Krankenhaus wachte er nicht mehr auf.
Marcel Storz, sportlicher Leiter beim TSV Benningen, erinnert sich im Gespräch mit SWR Sport gut. Er sei in der Nähe bei einem Hallen-Fußballturnier gewesen und habe gehört, dass ein Notarzt zum Kunstrasenplatz fuhr. "Als ich dort ankam, standen die Rettungswägen bereits auf dem Platz, viele Ersthelfer kümmerten sich um Prince, er wurde reanimiert. Einige Mitspieler standen fassungslos auf dem Spielfeld, andere waren bereits in die Kabine gegangen."
Die Teamkollegen verabschiedeten sich im Krankenhaus
Der 19-Jährige lag im Koma, er wurde auf die Intensivstation nach Ludwigsburg gebracht. "Von einem Freund hörten wir dann, dass die Ärzte seinen Hirntod festgestellt hätten und dass die Maschinen abgestellt würden", erzählt Storz. "Daraufhin sind viele aus der Mannschaft ins Krankhaus gefahren und haben sich am Montag in der Mittagszeit von Prince verabschiedet."
2022 soll Prince da Silva als Jugendlicher allein aus Benin nach Deutschland gekommen sein. Sein Vater sei verstorben, seine Mutter und die beiden jüngeren Geschwister blieben in der afrikanischen Heimat. Seit Sommer 2023 spielte Prince da Silva Fußball in Benningen. Der junge Mann wohnte in Korntal, machte eine Ausbildung zum Produktdesigner. Er sei bestens integriert gewesen, heißt es, und er habe sehr gut Deutsch gesprochen.
Fußballverband: Spieler und Betroffene sollen sich Hilfe holen
Am Dienstagabend – eigentlich stand Training auf dem Programm – dachte in Benningen niemand ans Fußballspielen. Stattdessen setzte sich der Fußballausschuss mit den Spielern der ersten und zweiten Mannschaft zusammen. Es ging um das Verarbeiten und um den richtigen Umgang mit dem Erlebten. Schon am Samstag war ein Notfallseelsorger des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort gewesen, um eine psychologische Erstversorgung zu gewährleisten. Das hautnahe Erleben solch dramatischer Ereignisse kann Menschen massiv belasten und traumatisieren
Auch Ingo Ernst, Vorsteher des Fußballbezirks Enz/Murr, hatte den Spielern und Verantwortlichen am Montag dringend angeraten, sich psychologische oder seelsorgerliche Hilfe zu holen. "Wir haben betont, dass der Württembergische Fußballverband die Kosten für solche Hilfe übernimmt", sagte Ernst gegenüber SWR Sport.
Viele Einzelgespräche und Hilfsangebote
Noch Tage später stehen viele unter Schock: Mitspieler, Trainer, Vereinsfreunde, das private Umfeld. Jeder geht mit Schmerz und Trauer anders um. Storz: "Wir, der Trainer und ich, haben viele Einzelgespräche geführt. Wir haben das Angebot gemacht: Wer Unterstützung braucht, kann sich melden - auch anonym. Das muss nicht vor der Gruppe sein."
Es wurde viel darüber gesprochen, wie es nun weitergehen soll. "Wir fühlten uns jetzt einige Tage hilflos und haben überlegt, was wir jetzt tun könnten", berichtet Storz. "Alle waren sich einig, dass das Leben weitergehen muss." Dies wäre auch im Sinne von Prince.
Prince war ein fröhlicher, gut gelaunter Typ. In seinem Ausbildungsbetrieb ließ er in den Pausen immer Samba-Musik laufen. Marcel Storz über seinen verstorbenen Spieler
Bereits am Samstag (15.02.) soll es das nächste Testspiel geben. Exakt auf dem Kunstrasenplatz, auf dem vor einer Woche Prince da Silva zusammenbrach. Den Spielern ist es freigestellt, ob sie spielen wollen oder nicht. "Wir wissen, dass es nicht einfach ist - ausgerechnet auf dem Platz, wo es passiert ist," weiß Storz. "Aber irgendwann müssen wir auf den Platz zurückkehren." Der Fußballbezirk Enz/Murr empfiehlt seinen Vereinen, bei den anstehenden Freundschaftsspielen für den verstorbenen Spieler eine Schweigeminute abzuhalten.
Der Verein hat ein Spendenkonto eingerichtet
Lange wurde auch diskutiert, ob die für Samstag angedachte Faschings-Veranstaltung abgesagt werden sollte. Vor dem Hintergrund, die Familie des Verstorbenen zu unterstützen, entschieden sich die Benninger, eine Benefiz-Veranstaltung durchzuführen. Zudem hat der Verein ein Spendenkonto eingerichtet.
Aktuell wird von der Diakonie gemeinsam mit einem Bestattungsunternehmen die Überführung des Leichnams organisiert. In einer Kirchengemeinde in Korntal, in der Prince da Silva als Christ aktiv war, soll voraussichtlich eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Um der Trauer, Fassungslosigkeit und Ohnmacht einen Raum zu geben.