Tor gegen Leverkusen erzielt Mergim Berisha - ein Lichtblick im Hoffenheimer Dunkel
Merim Berishas Anschlusstor beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen war der erste Bundesligatreffer des Nationalspielers für die TSG Hoffenheim. Nach langer Verletzungspause gilt der Stürmer als einer der Hoffnungsträger im Kraichgau.
Nach einer guten Stunde war sein Arbeitstag beendet. Eine kurze Umarmung und ein Klaps von Trainer Pellegrino Matarazzo, dann nahm Mergim Berisha nach seinem ersten Bundesliga-Startelfeinsatz in dieser Saison völlig ausgepumpt ausgewechselt, aber zufrieden auf der Bank Platz.
Für Berisha selbst waren es - trotz der 1:4-Niederlage - gelungene 61 Minuten in der Partie gegen Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen. Denn mit seinem Anschlusstreffer zum 1:2 vor der Pause gelang ihm endlich sein Premieren-Tor im blauen TSG-Trikot. "Für mich war das persönlich natürlich ein sehr, sehr gutes Gefühl" freute sich der 26-Jährige nach Spielende im Gespräch mit SWR Sport über sein lange ersehntes Erfolgserlebnis.
Kreuzbandriss vor zehn Monaten
Dazu muss man wissen, dass der 14-Millionen-Einkauf, der Ende August letzten Jahres vom FC Augsburg geholt wurde, viele Monate wegen einer schweren Knieverletzung ausfiel. Im vergangenen November hatte sich der zweimalige A-Nationalspieler im Training einen Kreuzbandriss zugezogen, kam erst in der neuen Saison in der Bundesliga wieder zu ersten Teileinsätzen. Gegen Leverkusen stand Berisha erstmals von Beginn an auf dem Rasen.
Und dann eben, zehn Monate nach der Operation samt Reha, der heiß ersehnte erste Treffer - mit allen erdenklichen Glücksgefühlen eines Stürmers, was auch Berishas Jubel zeigte: "Es war ein sehr, sehr langer Weg. Aber jetzt bin ich wieder hier und 100 Prozent fit". Ganz wichtig, so Berisha, "dass ich schmerzfrei war". Beinahe wäre dem 1,88-Meter-Mann nur eine Minute danach sogar der Doppelpack gelungen. Sein zweiter Treffer aber wurde wegen Abseits zurückgepfiffen.
Pellegrino Matarazzo freut sich über Berishas Comeback
Auch für Coach Matarazzo ist das Comeback des kräftigen und kantigen Angreifers ein wichtiger Ansatzpunkt, um die neuformierte Offensive der TSG nach dem Weggang von Maxi Beier (zu Borussia Dortmund) und Wout Weghorst (zu Ajax Amsterdam) wieder ins Laufen zu bringen und neben Dauertorschütze Andrej Kramaric (bereits vier Saisontreffer) einen zweiten Toremacher zu besitzen.
"Ich kenne Mergims Qualitäten, weiß was in ihm steckt", so Matarazzo gegenüber SWR Sport, "im Sechzehner ist ist er brandgefährlich. Klar gibt es noch Luft, im Zusammenspiel oder im Bälle festmachen. Aber er ist auf einem guten Weg."
Hoffenheims rumpeliger Saisonstart
Was man im Gesamten von der TSG Hoffenheim in dieser ersten Saisonphase noch nicht behaupten kann. Das Beinahe-Pokalaus in Würzburg, drei Punkte - nach einem knappen Sieg über Neuling Kiel - in drei Ligaspielen, die zahlreichen späten Neuzugänge längst noch nicht integriert, Schlagzeilen um die Zukunft von Matarazzo, der anhaltende Stimmungsboykott der Fankurve auch gegen Leverkusen: Die Sorgenfalten werden nicht weniger, der Blick in der Tabelle sollte momentan eher nach unten als nach oben gehen.
Kapitän und Torhüter Oliver Baumann sieht die derzeitige Lage als "vielleicht die wildeste" in seiner langen Zeit bei der TSG. Unter dem Strich würden die Auswirkungen der derzeitigen Situation auch das Team treffen. "Grundsätzlich" helfe die Unterstützung von den Tribünen nun einmal - wenn sie denn käme. "Es kommt Energie auf. Du kriegst es einfach mit, du spürst es einfach", so Baumann, der auf eine schnelle Lösung des Problems zwischen Verein und Fans hofft.
Schon neun Gegentore - Abwehrprobleme setzen sich fort
Auffällig vor allem, dass die seit Jahren wackelige Defensive (66 Gegentreffer vergangene Saison) auch in der neuen Runde weiterhin äußerst anfällig zu Werke geht. Neun Gegentore in den ersten drei Bundesligaspielen sprechen eine deutliche Sprache. "Momentan sind wir noch nicht soweit, um gegen ein Team wie Bayer Leverkusen punkten zu können", bittet Matarazzo um Geduld, vor allem was die Eingruppierung der sieben Neuen für rund 60 Millionen Euro im Kader angeht.
Sieben Neue müssen in Hoffenheim integriert werden
Von ihnen spielte beim verdienten 1:4 gegen den Meister nur der Österreicher Alex Prass von Beginn an. Der Ex-Leverkusener Adam Hlozek fiel verletzt aus, die anderen Neuzugänge saßen auf der Bank oder standen noch nicht im Kader. "Ich gehe davon aus, dass die Integration jeden Tag besser wird. Gut, dass wir jetzt eine komplette Trainingswoche zusammen haben", so Matarazzo, der zuletzt auf die meisten seiner erst spät verpflichteten neuen Profis wegen Länderspieleinsätzen in den Übungseinheiten verzichten musste.
Am Samstag zu Gast bei Union Berlin
Mergim Berisha war immerhin ein kleiner Lichtblick im Dunkel des Samstagnachmittags gegen Leverkusen. Der Deutsch-Kosovare ist im Grunde genommen auch eine Art Neuzugang für die Hoffenheimer, nachdem er eben in der vergangenen Runde wegen der langen Verletzungspause nicht wie erhofft und erwartet eine wichtige Rolle im Angriff der TSG einnehmen konnte, statt dessen fast komplett ausfiel.
Jetzt aber soll alles anders und besser werden. "Für einen Stürmer ist es natürlich sehr wichtig, dass man trifft. Und nach einer so langen Zeit ist die Freude darüber umso größer", sagte er.
Nächste Woche geht`s gegen Union Berlin, danach kommt Werder Bremen nach Sinsheim. Wichtige Spiele für die TSG zum punkten, am besten mit weiteren Berisha-Treffern.
Sendung am Sa., 14.9.2024 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg