Timo Werners Küsschen nach dem Tor in Hoffenheim
Historie

Baden-Württemberg-Duell VfB gegen Hoffenheim: Von Küsschen, Schuhwürfen und eisiger Kälte

Stand: 21.02.2025 08:12 Uhr

Am Sonntag (19:30 Uhr) kommt es zum Baden-Württemberg-Duell zwischen der TSG Hoffenheim und dem VfB Stuttgart. Es ist das 30. Duell der beiden Kontrahenten in der Bundesliga. Dabei gab es immer wieder unterhaltsame Geschichten.

Das Duell gibt es inzwischen seit 17 Jahren. Und seit dem Bundesliga-Aufstieg der TSG Hoffenheim 2008 birgt das Aufeinandertreffen der Kurpfälzer mit den Schwaben vom VfB Stuttgart eine gehörige Portion an Brisanz. Sportlich und personell. Oft begegneten sich beide Teams - geographisch gerade einmal 85 Kilometer voneinander entfernt - auf Augenhöhe. Spieler und Trainer wechselten gerne mal die Seiten, trugen sowohl das Logo der TSG als auch des VfB auf der Brust.

Das Spiel am Sonntag in der Sinsheimer Arena ist immerhin schon die 30. Bundesligapartie zwischen der TSG und dem VfB. Dabei gab es nicht nur hochspannende Spiele, sondern auch unterhaltsame Geschichten, die bis heute unvergessen sind.

Der Demirovic-Elfer - pure Dramatik im Hinspiel

Auch in dieser Saison ging es bereits hoch her zwischen Stuttgart und Hoffenheim - mit dem spätesten Tor in der Geschichte dieses Duells. Die Kraichgauer sahen im Hinspiel am 6. Oktober bereits wie der sichere Sieger aus. Führten in der Stuttgarter Arena bis in die letzte Minute der Nachspielzeit mit 1:0.

Dann aber wendete sich doch noch das Blatt auf dramatische Art und Weise: Hoffenheims Abwehrspieler Kevin Akpoguma blockte einen Undav-Schuss der verzweifelt anrennenden Schwaben mit dem Arm ab. Nach nervenzehrenden Minuten und Sichtung der VAR-Bilder gab es Handelfmeter für den VfB. Neuzugang Ermedin Demirovic scheiterte nach 99 Minuten zunächst an Nationalkeeper Oliver Baumann, setzte dann aber doch noch den Nachschuss zum 1:1-Endstand ins TSG-Netz.

Der Küsschen-Ärger zwischen Werner und Zorniger 2015

Unvergessen auch das Duell am 7. Oktober 2015. Der junge Stürmer Timo Werner wurde zum Helden der VfB-Fans in der Sinsheimer Arena, weil er in der 90. Minute noch den 2:2-Ausgleich für Stuttgart erzielte. Dabei zog er sich allerdings den Zorn seines damaligen Trainer Alexander Zorniger zu, weil er bei seinem Jubellauf einige Kusshände zu viel Richtung Publikum warf, statt sich umgehend wieder auf die Partie und die restliche Spielzeit zu konzentrieren.

Alexander Zorniger und die Handküsse von Timo Werner

Zwei Minuten später hatte der 19-Jährige sogar noch den Siegtreffer für den VfB auf dem Fuß, verzog aber den Ball. Zorniger wütete am Spielfeldrand, warf provozierend ebenfalls Kusshände und stellte Jungstar Werner nach dem Schlusspfiff in den Senkel: Werner, so Coach Zorniger, sei bei seiner letzten Aktion wohl noch immer mit "Küsschen-Küsschen" beschäftigt gewesen, habe deshalb nicht zum 3:2 getroffen.

Lehmanns provokanter Schuhwurf 2009

Schlagzeilenträchtig war auch die Aktion von VfB-Keeper Jens Lehmann am 21. Februar 2009 beim ersten Spiel der beiden Kontrahenten überhaupt in Stuttgart. Der einstige Nationalkeeper, auf seine älteren Tage bei den Schwaben unter Vertrag, warf nach 80 Minuten des torreichen Duells (3:3, dreimal Demba Ba) einen Schuh von Hoffenheims Sejad Salihovic wütend auf sein Tornetz. Der Hoffenheimer Kunstschütze hatte den Kickstiefel zuvor nach einem Zweikampf mit Sami Khedira verloren, trotzdem weitergespielt und damit eine Unterbrechnung herausgeholt.

VfB gegen Hoffenheim: Lehmann und der Schuh des Salihovic 2009

VfB gegen Hoffenheim: Lehmann und der Schuh des Salihovic 2009

Lehmann wiederum passte der einsame Schuh vor seinem Strafraum überhaupt nicht in den Kram. Der VfB-Keeper eilte weit aus seinem Kasten, versteckte den Schuh hinter dem Rücken, bevor der im hohen Bogen durch die Luft flog. Wüterich Lehmann kam ungestraft davon. Was wiederum den Hoffenheimern nicht passte: "Das war eine grobe Unsportlich", echauffierte sich auch am Tag danach TSG-Trainer Ralf Rangnick im SWR-Fernsehen. Rangnicks Ärger war umso verständlicher, weil ausgerechnet Salihovic in der 90. Minute einen Elfmeter verschoss. Gegen Lehmann. Es wäre der Hoffenheimer Siegtreffer gewesen...

Ralf Rangnick und der Schuhwurf von Jens Lehmann 2009

Dreimal Ibisevic beim Torspektakel 2013

6:2 für den VfB - am 1. September 2013 gab es das bislang torreichste Duell zwischen Stuttgart und Hoffenheim. Denkwürdig auch deshalb, weil es das Debüt von Neu-Chefcoach Thomas Schneider - er kam für Bruno Labbadia - auf der Trainerbank des VfB war. Und weil ausgerechnet der Ex-Hoffenheimer Torjäger Vedad Ibisevic gegen seinen früheren Klub einen Dreierpack schnürte. Fußball verkehrt, die Schwaben dümpelten vor diesem vierten Spieltag noch ohne jeden Punktgewinn am Tabellenende, Hoffenheim dagegen kam damals noch ungeschlagen in die Stuttgarter Arena, wurde dann aber in den folgenden 90 Minuten regelrecht vorgeführt.

Das sportliche Glück in Stuttgart unter Thomas Schneider hielt aber nicht lange. Der VfB-Coach wurde bereits im März 2014 nach einer Negativserie wieder entlassen.

Schockgefrostet - das kälteste Duell bei minus 17 Grad

Denkwürdig für alle Beteiligten auch: "Football on Ice" am 19. Dezember 2009, als der VfB die TSG Hoffenheim empfing. Beide Mannschaften zeigten sich eher schockgefrostet, denn es war das bislang kälteste Schwaben-Kraichgau-Duell: Bei minus 17 Grad blieb sogar die dünne Schneedecke im frostklirrenden Stuttgarter Stadion trotz Rasenheizung unbeschadet, sodass mit rotem Ball gespielt werden musste. Auch die Linien auf dem Spielfeld waren rötlich gefärbt, in der Bundesliga sonst eher selten. Viele Spieler schützen ihre Schenkel mit Strumpfhosen vor der Kälte. Hoffenheims Verteidiger Vorsah trug Ohrschützer. Ganz mutig dagegen Stuttgarts Sami Khedira und TSG-Brasilianer Gustavo: Sie trotzten der Kälte und spielten im Kurzarmtrikot!

Eis und Schnee bei minus 17 Grad zwischen dem VfB und Hoffenheim im Dezember 2009

Eis und Schnee bei minus 17 Grad zwischen dem VfB und Hoffenheim im Dezember 2009

Ein sehenswertes Spiel kam unter diesen widrigen Umständen natürlich nicht zuwege. Der VfB gewann mit 3:1, es war übrigens der erste Dreier unter dem neuen VfB-Trainer Christian Gross, der Schweizer - im dicken schwarzen Mantel - hatte zuvor von Markus Babbel übernommen. Gross führte Kellerkind Stuttgart bis zum Saisonende noch auf Platz sechs und damit in die Europa League.

Sendung am So., 23.2.2025 21:45 Uhr, SWR Sport, SWR