Fußball Von gefährlichen Hanf-Wolken bis zur Kuschelsauna: 10 kuriose Anekdoten aus Trainingslagern von Hertha, Union und Energie
In ihren Sommer- und Wintertrainingslagern wollen Fußball-Vereine die bestmögliche Grundlage für eine erfolgreiche Spielzeit legen. Doch nicht immer läuft alles nach Plan, wie diese Auflistung beweist. Von Ilja Behnisch
Januar 2020 | Hertha und die Windhorst-Yacht
Selbst für die flirrende Vereinschronik von Hertha BSC waren die Jahre an der Seite von Investor Lars Windhorst besonders bunt. Ein Highlight: das US-Wintertrainingslager 2020. Auf das der damalige Trainer Jürgen Klinsmann zwar gar keine Lust hatte - aber da man schonmal in der Nähe der Yacht von Lars Windhorst weilte, die vor Florida ankerte, gab man eben auch einen halben Trainingstag her, um einen Besuch abzustatten.
Highlight des Besuchs: Ersatztorwart Luis Klatte, der am bootseigenen Klavier Beethovens "Für Elise" anstimmte. Inzwischen ist die "Global" (siehe Titelbild) verkauft worden. Für rund 80 Millionen Euro. So ziemlich die Summe, die Hertha bräuchte, um die Anteile von "777" loszueisen, dem aktuellen Mehrheitseigner der Hertha-Profiabteilung. Nur mal so als Idee.
Juli 2023 | Marius Gersbeck langt zu
Marius Gersbeck, das war der Hertha-Fan aus der Kurve, der es bei seinem Verein zunächst zum Profi und in Karlsruhe zu einem der besten Zweitliga-Torhüter brachte. Im Sommer 2023 kehrte der heute 29-Jährige zu Hertha zurück, sollte die neue Nummer eins werden - und wurde nach einer Kneipen-Schlägerei im österreichischen Sommer-Trainingslager suspendiert. Das Verfahren wurde immerhin gegen eine Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro eingestellt. Gersbeck zählte ab Oktober wieder zum Kader. Stammtorhüter jedoch ist seither Tjark Ernst.
Juli 2015 | Marius Gersbeck verhindert "Schlimmeres"
Dass Gersbeck auch anders kann, zeigte er im Sommer 2015, als er während eines Testspiels der Hertha gegen das spanische Team Rayo Vallecano (0:1) ein paar Kiffer hinter dem Tor des damaligen Berliner Stammtorwarts Thomas Kraft vertrieb. Der schilderte das Geschehen seinerzeit bemerkenswert dramatisch: "Plötzlich zog dieser süßliche Geruch durch meinen Strafraum", so Kraft. "Sekunden später war das eine richtige Dampfwolke. Hätte ich das Zeug noch eine Viertelstunde länger eingeatmet, dann hätte man einen Krankenwagen für mich holen müssen."
2001 bis 2006 | Marcelinho kommt (fast immer) zu spät
Erwähnung ehrenhalber: Marcelinho. Der nicht nur einer der besten Fußballer war, die Hertha je gegen Geld in ein Trikot steckte, sondern der auch sehr flexibel mit dem Begriff "Arbeitsbeginn" umging. In vier seiner fünf Berliner Jahre verpasste er den Trainingsauftakt im Sommer. Macht 83,3 Prozent und entspricht gefühlt seiner Torbeteiligung während seiner Zeit in der Hauptstadt.
Januar 2001 | Hertha zieht um
Zu einer Zeit, in der andere Bundesligisten sich längst im warmen Süden auf die Rückrunde vorbereiteten, versuchte es Hertha mit einer innerstädtischen Lösung und mietete sich in Hangar eins des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Es wurden 3.000 Quadratmeter Kunstrasen verlegt und mit 30 Tonnen Gummigranulat bestreut, Duschen, Toiletten und Kabinen eingebaut. Der Erfolg? Durchwachsen. Auf Hinrunden-Platz fünf folgte Rückrunden-Platz sechs.
Januar 2024 | Kay Bernstein
Am 13. Januar hatte Präsident Kay Bernstein noch den 1:0-Testspielsieg seiner Hertha gegen Glasgow Rangers mitangesehen, dass der Klub im Rahmen seines Trainingslagers in Spanien angesetzt hatte. Drei Tage starb er, gänzlich unvermittelt. Wie Mannschaft, Verein und Fans damit in der Folge umgingen, lässt sich nicht trainieren. War aber großer Sport.
Januar 2017 | Eiserner Duft
Schnappatmung im Billigflieger! Die Stimmung an Bord eines Fan-Fliegers, der zum Union-Trainingslager in Richtung Alicante unterwegs war, sank noch in der Luft rapide unter die Reiseflughöhe ab. Der Grund: ein Diebstahl! Ein Parfüm war entwendet worden, aus einem der Duty-Free-Rollwagen der Board-Crew. Mitreisende zeigten mit Fingern auf einen Union-Fan. Am Zielflughafen wartete deshalb die Polizei auf die eiserne Reisegruppe, fand aber trotz intensiver Einzelgespräche nichts (geruchlich) belastendes.
Januar 2013 | Mama Kopplin
Erwähnung ehrenhalber, Teil zwei: Ex-Unioner Björn Kopplin. Der durfte das Wintertrainingslager 2013 zusammen mit seiner Mama Susi verbringen, die damals eigentlich für den Union-Nachwuchs tätig war, dann aber bei den Profis einsprang als - so der offizielle Titel - "technische Mitarbeiterin". Heute nennt sich die Tätigkeit der guten Fee im Klub "Mannschaftsleiterin". Mutter-Gefühle vieler nicht biologisch mit ihr verbandelter Menschen inklusive. Wobei es laut Björn Kopplin auch 2013 "prima" lief.
Früher | Sonne, Sand und Steuerfahndung
Rund um die Jahrtausendwende durchaus Trend unter Bundesligisten: Trainingslager in Dubai. Gleich vier Mal vor Ort war Energie Cottbus. Und wer die Bilder der käsebleichen Oberkörper von Detlef Irrgang, Thomas Hoßmang und Co. am Wüstenstrand gesehen hat, wird sie nicht so schnell wieder los.
Immerhin, Trainer-Legende Eduard Geyer hatte in Dubai immer beste Laune und auch rbb|24-"Hauptstadtderby"-Experte und Ex-Cottbuser Christian Beeck (1999-2005) wusste aus seiner Feldforschung zu berichten: "Immer, wenn wir auf dem Kamel saßen, waren wir hinterher deutlich besser." Im Jahr 2003 allerdings, aus dem dieses Zitat stammt, allerdings nicht. Am Ende stand der bittere und deutliche Abstieg aus der Bundesliga. Auch mit Dubai war es bald vorbei. Vielleicht auch, weil die Staatsanwaltschaft gegen die Cottbuser Vereinsführung ermittelte. Der Vorwurf: Sie soll die Trainingslager in Dubai zur Geldwäsche genutzt haben.
Juli 2013 | Erotische Energie
Was genau für ein Hotel es war, in dem Energie Cottbus im Sommertrainingslager 2013 Quartier bezog im österreichischen Seefeld, ist schwer zu sagen. Die Zimmer trugen Namen wie "Kuschelnest", "Junior Suite Herzilein" oder "Doppelzimmer Black Temptation". Zur Eröffnung des Hauses soll die Junior-Chefin eine ganze LKW-Ladung Kondome geordert haben. Die dann aber vom Senior-Chef zurückbeordert worden sein soll.
Unbestrittener Star-Gast auf der Eröffnung des in viel rosa gehaltenen Hotels: Ex-Porno-Star Dolly Buster. Energie-Cheftrainer Rudi Bommer war das alles egal: "Wichtig für uns war, dass wir eine gute Betreuung für die Mannschaft haben, der Service stimmt und auch der Wellnessbereich ist ausgezeichnet." Im Angebot übrigens inbegriffen seinerzeit: eine "Kuschelsauna". Die Saison endete dann wenig zärtlich mit dem Abstieg aus Liga zwei.
Sendung: rbb|24 Inforadio, 03.01.2025, 22:15 Uhr