
Interview | Ex-Hertha-Talent Bence Dardai Ex-Herthaner Bence Dardai im Interview: "Wolfsburg war der absolut richtige Schritt"
Bence Dardai wechselte im vergangenen Sommer von Hertha BSC nach Wolfsburg - obwohl sein Heimatverein ihn gerne gehalten hätte. Ein Interview über den großen Sprung in die Bundesliga, die Wolfsburger Ruhe und Familienbesuche mit der Bahn.
rbb|24: Herr Dardai, am Sonntag sind Sie mit dem VfL Wolfsburg zu Gast in Berlin. Ein Auswärtsspiel gegen den 1. FC Union an der ungeliebten Alten Försterei. Wie sehr kommt da der Herthaner in Ihnen durch?
Bence Dardai: Das ist natürlich ein sehr besonderes Spiel – gerade, wenn du in Berlin spielst, wenn die Freunde und Familie auch kommen. Ich komme von der anderen Seite, von Hertha, natürlich möchte man da gewinnen. In erster Linie aber natürlich, weil wir die Punkte benötigen.

Vergangenen Sommer tauschten Sie das blau-weiße Trikot von Hertha BSC gegen das des VfL Wolfsburg und ließen damit auch ihre Mitspieler und Brüder Marton und Palko zurück. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung?
Ich wollte einfach von zu Hause rauskommen, mal etwas Neues ausprobieren. Die Situation bei Hertha war ja auch nicht ganz einfach, und es war der absolut richtige Schritt für mich. Auch weil Wolfsburg nicht gleich so weit weg ist von zu Hause.
Dabei wäre es Ihren beiden Brüdern und Ihren Eltern ja lieber gewesen, Sie wären überhaupt nicht weg aus Berlin und von Hertha gegangen …
Klar, die haben natürlich versucht, mich in Berlin zu behalten – vor allem meine Eltern. (lacht) Für sie war es eine spezielle Situation, wenn der jüngste Sohn, der als letzter noch zu Hause gewohnt hat, auch noch auszieht. Aber sie haben meine Entscheidung schnell akzeptiert und sich auch für mich gefreut. In die Bundesliga zu einem sehr guten Verein zu wechseln, war ja auch ein guter Schritt.
Nach einem Start mit wenig Spielzeit standen Sie diese Saison in Bundesliga und DFB-Pokal mittlerweile 15 Mal in der Startelf. Wie haben Sie sich diese unerwartet große Rolle verdient?
Ich habe einfach versucht, ich selbst zu sein und so zu spielen, wie ich auch bei Hertha immer gespielt habe. Vor jedem Spiel gibt mir der Trainer Aufgaben mit, die ich erfüllen soll, vor allem defensiv, aber auch offensiv. Er hat viel Vertrauen in mich und das versuche ich zurückzuzahlen. Für mich persönlich hätte es bislang nicht besser laufen können, und als Team haben wir den Anspruch, nochmal in Richtung Europa anzugreifen.
Während Sie von Europa träumen, steckt Hertha diese Saison eher Abstiegskampf der 2. Bundesliga als im Aufstiegsrennen. Wie genau verfolgen Sie die Berliner Saison?
Wenn es zeitlich passt, dann schaue ich mir die Spiele natürlich an – auch, weil meine Brüder da ja noch spielen. Hertha muss sich diese Saison irgendwie fangen und dann nächste Saison neu angreifen. Ich bin mir auch sicher, dass Hertha dann um den Aufstieg mitspielen kann.

Letzte Saison haben Sie noch mit ihren Brüdern zusammengespielt, Ihr Vater Pal war gleichzeitig Ihr Trainer. Wie regelmäßig kommt der Dardai-Clan jetzt noch zusammen, wo Sie in Wolfsburg spielen?
Wir schauen gegenseitig unsere Spiele und telefonieren jeden Tag. An meinen freien Tagen fahre ich auch oft nach Berlin, nehme den Zug nach Spandau und dann geht's nach Hause.
Ein tägliches Pendeln à la Max Kruse von Berlin aus zum Training nach Wolfsburg war für Sie also keine Option?
Nein, ich wohne schon in Wolfsburg. Meistens bin ich schon morgens um neun Uhr auf dem Gelände und fahre dann erst nachmittags wieder nach Hause. Und dann regenerierst du sowieso nur noch, kochst dir vielleicht noch etwas.
Dabei ist die Essens-Auswahl in Wolfsburg vermutlich nicht ganz so groß wie in Charlottenburg. Was unterscheidet Ihr aktuelles Leben sonst noch von Ihrem alten Alltag in Berlin?
Ich denke, es hat alles seine Vor- und Nachteile, aber es ist auf jeden Fall anders. Hier ist es eher ruhig, die Wege sind kurz und du hast nicht so viel Verkehr auf den Straßen. Und Berlin ist Berlin – eine Riesenstadt, in der du alles machen kannst. Ich bin da aufgewachsen, es ist meine Heimat und deswegen gefällt mir Berlin natürlich ein bisschen besser. Aber Wolfsburg ist total entspannt und gefällt mir auch sehr gut.
Danke für das Gespräch!
Das Interview führte Jakob Lobach.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.04.2025, 14:15 Uhr