Tabellenführung abgegeben Dompé-Traumtor bewahrt HSV vor Pleite gegen Hannover 96
Der HSV hat die Tabellenführung in der 2. Liga durch das 2:2 (1:0) im Nordduell mit Hannover 96 an den 1. FC Köln verloren. Die Hamburger mussten sogar um einen Punktgewinn zittern. Jean-Luc Dompé bewahrte sie letztlich vor einer Heimpleite.
Der Franzose war am Sonntag im Volksparkstadion in der 84. Minute mit einem gefühlvollen Freistoß für das Team von Coach Merlin Polzin zum 2:2 erfolgreich. Zuvor hatten Nicolò Tresoldi (53.) und Neuzugang Rabbi Matondo (79.) mit ihren Toren Hannover in Führung gebracht. Ein Erfolg für die Niedersachsen wäre in Anbetracht der drückenden Überlegenheit des HSV im ersten Abschnitt aber auch unverdient gewesen. Die Gäste konnten sich glücklich schätzen, zur Pause nach einem Treffer von Silvan Hefti (15.) nur mit 0:1 zurückgelegen zu haben.
Polzin hadert mit schwacher Chancenverwertung
"Wir waren zu passiv und sind nicht richtig ins Pressing gekommen. Das war insgesamt zu wenig", sagte 96-Kapitän Ron-Robert Zieler zu Hannovers Leistung im ersten Durchgang. Der Keeper zog im NDR interview nach der dritten Partie unter dem neuen Coach André Breitenreiter aber ein positives Zwischenfazit: "Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. Und den werden wir weitergehen. Am Ende wird abgerechnet."
Trotz des Verlustes der Tabellenführung ebenfalls weiter auf einem guten Weg ist auch der HSV. Merlin Polzin, der als Trainer des Aufstiegsanwärters weiter ungeschlagen ist, haderte dennoch mit dem Spielausgang: "Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Deswegen sind wir, was das Ergebnis angeht, nicht komplett zufrieden. Man muss das Spiel aber auch in seiner Geschichte betrachten. Und wir haben es nicht geschafft, in der ersten Halbzeit das Ergebnis klarer zu gestalten - das werfen wir uns vor."
Muheim-Vertreter Hefti bringt HSV in Front
Der ersatzgeschwächte HSV, der neben den langzeitverletzten Robert Glatzel, Bakery Jatta, Noah Katterbach und Matheo Raab auch auf Davie Selke (Jochbeinbruch) und den Gelb-gesperrten Miro Muheim verzichten musste, riss das Zepter nach einigen anfänglichen Problemen mit dem Angriffspressing der Gäste nach zehn Minuten vehement an sich.
Nachdem Adam Karabec (10.), Jonas Meffert (11.) und Ransford Königsdörffer (12.) noch die Führung verpasst hatten, sorgte Muheim-Vertreter Hefti mit einem Rechtsschuss von der Strafraumgrenze ins von ihm aus gesehen rechte untere Eck für das 1:0. Der Schweizer - erstmals in der Rückrunde in der Startelf - profitierte bei seinem Abschluss allerdings auch vom halbherzigen Zweikampfverhalten der Hannoveraner Tresoldi und Enzo Leopold.
Überhaupt ließen die Niedersachsen in den ersten 45 Minuten häufig die letzte Konsequenz in den Eins-gegen-eins-Duellen vermissen. 96 fehlte die letzte Gier, während der HSV nach dem Hefti-Tor mit viel Spielfreude und Tempo auf das 2:0 drängte.
Hamburg muss gegen schwaches Hannover höher führen
Aber die Hamburger spielten ihre Angriffe entweder schlecht aus oder scheiterten im Abschluss an ihren Nerven. Im Falle von Karabec, der nach einer tollen Kombination freistehend einen Querschläger fabrizierte (28.), trug wohl auch noch der Platz eine gewisse Mitschuld. Nach Wimbledon, wo bekanntlich einmal im Jahr ein recht bekanntes Tennisturnier auf Grün ausgestragen wird, dürfte die HSV Fußball AG den aktuell im Volksparkstadion verlegten Rasen nicht mehr verkaufen können.
Doch auch ohne die Aussicht auf eine schöne Zusatzeinnahme durften Finanzboss Eric Huwer und Sportchef Stefan Kuntz zur Halbzeit auf der Tribüne des Hamburger Fußball-Tempels sehr zufrienden sein. Ihre Mannschaft hatte einen aufstiegsreifen Auftritt gezeigt. Und Hannover 96? Bei den "Roten" gab es vor Beginn des zweiten Durchgangs noch viel Luft nach oben.
Tresoldi lässt Hannover 96 jubeln
Nach dem Wiederanpfiff zeigten die Gäste ein anderes Gesicht. Die Breitenreiter-Elf ging nun energischer zu Werke und wurde rasch dafür belohnt: Tresoldi stocherte den Ball im zweiten Versuch ins Tor. Der Angreifer war zuvor an Keeper Daniel Heuer Fernandes gescheitert und hatte dann Glück, dass ihm das Spielgerät vom Knie von William Mikelbrencis vor die Füße sprang.
Der HSV war vom Ausgleich geschockt. Von der Leichtigkeit, mit der die Hamburger die Partie vor dem Seitenwechsel dominiert hatten, war nun wenig bis gar nichts mehr zu sehen. Und auch in der Abwehr wirkten die Hausherren nach dem 1:1 weiter anfällig. Auf Heuer Fernandes war aber unvermindert Verlass: Der Torwart lenkte einen Schuss von Matondo, der ein sehr belebendes Element war, zur Ecke (67.).
Matondo und 'Dompé mit Traumtoren
Aber Hannovers "Joker" tauchte bald darauf in beinahe identischer Position vor dem Schlussmann auf. Und nachdem der Außenangreifer Mikelbrencis und Emir Sahiti wie Kreisklasse-Kicker ins Leere hatte laufen lassen, bezwang er Heuer Fernandes mit einem herrlichen Schuss ins lange Eck.
Jean-Luc Dompé (l.) traf per Freistoß zum 2:2.
Das bis dahin schönste Tor des Nachmittags wurde aber noch einmal getoppt. Und zwar durch Dompé, der nach starker Vorstellung im ersten Abschnitt in Hälfte zwei lange untergetaucht war. Dann aber streichelte der Franzose einen Freistoß von der Strafraumgrenze mit dem rechten Fuß ins rechte obere Eck - das 2:2. Der ruhende Ball des rastlosen Dompé, er war der Schlusspunkt in einer unterhaltsamen Begegnung mit zwei sehr verschiedenen Spielhälften.
Spielstatistik Hamburger SV - Hannover 96
20.Spieltag, 02.02.2025 13:30 Uhr
Hamburger SV | 2 |
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Hannover 96 | 2 |
Tore:
- 1:0 Hefti (15.)
- 1:1 Tresoldi (52.)
- 1:2 Matondo (79.)
- 2:2 Dompé (84.)
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Hefti, Hadzikadunic (66. Schonlau), Elfadli, Mikelbrencis - Meffert, Karabec (85. Poreba), Richter (66. L. Reis) - Sahiti (85. Mebude), Königsdörffer (75. Stange), Dompé
Hannover 96: Zieler - Neumann, Tomiak, Halstenberg - Dehm, F. Kunze, Wdowik (46. Matondo), Leopold (88. Christiansen), Rochelt (88. Momuluh) - Nielsen (75. Gindorf), Tresoldi (90.+1 Voglsammer)
Zuschauer: 57000 (ausverkauft)
Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 02.02.2025 | 22:50 Uhr