
NDR-Sport HSV, Köln, Hannover und Co. - Wer zittert sich zum Bundesliga-Aufstieg?
Egal ob Köln, der HSV, Magdeburg oder Düsseldorf: An der Spitze der 2. Liga bekommen kurz vor Saisonende (fast) alle das große Flattern. Das sorgt dafür, dass noch immer zehn Clubs aufsteigen können und Teams wie Hannover, Kaiserslautern und Karlsruhe wieder mittendrin sind in einem Aufstiegsrennen, das keines ist.
Stell' dir vor, es ist Bundesliga-Aufstieg - und keiner geht hin. So oder so ähnlich wirkt das "Schneckenrennen" an der Spitze der 2. Liga nach einem denkwürdigen Wochenende nach. Köln und der Hamburger SV waren da nur die eklatantesten Beispiele.
Denn: Mehr Vorlage aus den Partien vom Freitag und Sonnabend hätte es für beide Clubs nicht geben können, um für eine Vorentscheidung im Aufstiegskampf der 2. Liga zu sorgen. Sowohl der Tabellenführer aus dem Rheinland (0:1 in Hannover) als auch der HSV als Zweiter (1:2 zu Hause gegen Karlsruhe) aber ließen die Chance am Sonntag fast schon sträflich aus.
Selke: "Es war alles angerichtet"
Mit der Konsequenz, dass auch drei Spieltage vor Schluss - zumindest in der Theorie - selbst der Tabellenzehnte Nürnberg die zweitplatzierten "Rothosen" punktetechnisch noch einholen könnte. "Wir haben es nicht geschafft, diese Chance, die sich uns geboten hat, für uns zu nutzen. Es war alles angerichtet", sagte HSV-Stürmer Davie Selke nach dem dritten sieglosen Spiel seines Teams in Serie.
"Kopfkino" beim HSV
Die von Selke angesprochene Chance hatte darin bestanden, dass Paderborn und Elversberg sich am Sonnabend im direkten Duell 1:1 getrennt hatten - und auch Magdeburg (1:1 in Berlin) und Düsseldorf (3:3 gegen den FCN) nicht über Unentschieden hinausgekommen waren. Am Ende des Wochenendes aber stand die Erkenntnis, dass keines der Top-6-Teams gewinnen konnte. Frei nach dem Motto: Alle haben Chancen, alle lassen sie liegen.
Ja, will denn keiner aufsteigen? Das natürlich nicht. Aber, so gab HSV-Stürmer Robert Glatzel mit Blick auf sein Team im Interview mit dem NDR indirekt zu: Das "Kopfkino" sei gerade aufgrund der Vielzahl der verpassten Aufstiege in den vergangenen Jahren schon an bei den "Rothosen", "da kommen wir nicht drumherum".
"Der Kopf ist mehr wert als manches Talent. Je resilienter du bist Kopf, je mehr du deine Gedanken unter Kontrolle hast, umso besser."
— HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz
Im Spiel der Mannschaft fehle merklich "die Leichtigkeit", daher müsse man in der Schlussphase der Spielzeit, die wie eine eigene Saison in der Saison ist, "mit anderen Mitteln wie Zweikampf, Intensität, purem Willen" zu Siegen kommen.
Sportvorstand Stefan Kuntz will die Spieler dabei unterstützen, dass "sie irgendwas Kleines verändern, damit sie der Situation Herr werden". Er sagt, dass der Kopf in dieser Phase der Saison "mehr wert ist als manches Talent. Je resilienter du bist im Kopf, je mehr du deine Gedanken unter Kontrolle hast, umso besser. Das ist das A und O."
Dennoch wolle er die Woche vor der Partie gegen Darmstadt am Sonnabend (13 Uhr, im NDR Livecenter) "so normal wie möglich" angehen: "Das ist eine ganz normale Herausforderung, die jedem Menschen im Berufsleben jeden Tag entgegenstehen kann." Wichtig ist ihm, dass "wir keine Opfer sind, sondern diejenigen sind, die das Heft des Handelns in der Hand haben."
Kaiserslautern, Karlsruhe und Hannover wieder mittendrin
Denn das ist angesichts von noch immer drei Punkten Vorsprung auf den FCM auf Relegationsrang drei (bei besserem Torverhältnis) der Fall. Zumal es offenbar auch die Verfolger aus Magdeburg, Düsseldorf, Paderborn und Elversberg mit dem möglichen großen Wurf vor Augen mit den Nerven bekommen.
Und so bringt das Schleichen im Aufstiegskampf - von Rennen kann ja keine Rede sein - andere Gewinner hervor. Die zuvor schon fast abgeschlagenen Kaiserslautern, Hannover und Karlsruhe sind nach ihren Siegen vor allem im Kampf um Relegationsrang drei wieder mitten drin.
Von wegen Klarheit - mehr Kompaktheit!
Statt Klarheit also mal wieder mehr Kompaktheit in der Tabelle. Und ein Stück weit: Alles auf null. Fast schon so, wie im Winter, als die Experten des Global Soccer Networks (GSN) mit Blick auf die enge Liga analysierten, dass diese geprägt sei "von schwachen Leistungen in allen Tabellenbereichen". Insbesondere fehlten "eine dominante Spitze und ein stabiles Mittelfeld".
Gerade hinsichtlich der oberen Tabellenhälfte konstatierten die GSN-Analysten schon im Januar, dass die "Spitzenteams auf den Plätzen 1 bis 3 im Vergleich zu vielen vorherigen Saisons unterdurchschnittliche Leistungen" zeigen würden. Diese drei Mannschaften waren vor Beginn der Rückrunde der 1. FC Köln, der Karlsruher SC und der HSV. Eine Aussage, die rund drei Monate und 14 Spieltage später umso mehr gilt.
Wer behält die Nerven?
HSV-Trainer Merlin Polzin sagte nach der ernüchternden Niederlage gegen den KSC: "Zum Ende einer Saison geht es vor allem um Klarheit, die haben wir heute nicht auf den Platz gebracht." So wie auch schon in den Spielen gegen Braunschweig und Schalke 04 nicht. Und so könnte es anstelle seines Teams oder dem 1. FC Köln einen oder zwei "lachende Dritte" geben, die direkt in die Bundesliga hochgehen.
Beste Aussichten hat, wer in den verbleibenden drei Partien die Nerven am besten behält. Ein "Flow" mit drei Siegen in Serie im Schlussspurt könnte in dieser zittrigen 2. Liga zum Aufstieg reichen.
Dieses Thema im Programm:
27.04.2025 | 22:50 Uhr