Höhepunkt nach langer Leidenszeit Höhepunkt nach langer Leidenszeit: Winter Game weckt bei den Löwen Frankfurt große Emotionen
Mit dem eindrucksvollen Winter Game melden sich die Löwen Frankfurt endgültig zurück auf der deutschen Eishockey-Landkarte. Mitarbeiter und Fans des Vereins macht das Erlebnis sehr emotional.
Es gibt Momente im Leben, die brauchen nicht viele Worte. Es war Samstagabend und das Frankfurter Waldstadion hatte sich gerade in ein Meer aus Wunderkerzen verwandelt, als Löwen-Boss Stefan Krämer im Innenraum stand, abwechselnd auf die voll besetzten Zuschauer-Ränge und das provisorische Spielfeld aus Eis schaute und den Reporter neben ihm fragte: "Weißt du noch? Crimmitschau?" Der Reporter wusste sofort.
Crimmitschau, das steht irgendwie als Synonym für eine Löwen-Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, aber am Samstagabend bei diesem spektakulären Winter Game nicht weiter hätte weg sein können. Der Weg dahin wurde dem Klub nämlich alles andere als leicht gemacht, der Neustart nach der Lions-Pleite vor 14 Jahren war schwierig. In der drittklassigen Oberliga schienen die Löwen einst gefangen, weil die Verbände damals alles daransetzten, ihnen den Aufstieg so schwer wie möglich zu gestalten, um weiterhin von den vergleichsweise hohen Zuschauereinnahmen zu profitieren. Es folgten sinnlose Spiele ohne sportlichen Wert gegen Königsborn und Hamm. Klingt nicht wirklich nach Vergnügen. War es auch nicht.
Löwen zurück auf der deutschen Eishockey-Landkarte
Irgendwann wurde es auch wirtschaftlich eng, Krämer sprach seinerzeit von der letzten Patrone, die man noch habe. Immerhin: Der Schuss saß. Die Löwen stiegen auf und zwar in – genau – Crimmitschau. Während die Spieler damals feierten, saß Stefan Krämer alleine auf einer ausgebeulten Blechkiste im Kabinengang. Es war Gründonnerstag, weit nach Mitternacht, bitterkalt, es lief Helene Fischer. Es waren keine einfachen Zeiten.
Und jetzt, nur zehn Jahre später, schafft es also dieser Klub das Frankfurter Waldstadion mit 45.000 Menschen zu füllen. Es wirkte am Samstag wie der Höhepunkt, vielleicht sogar wie der Endpunkt der Geschichte. Die Löwen sind wieder wer. Sie sind zurück auf der deutschen Landkarte. Sie haben es tatsächlich geschafft – trotz aller Widerstände. Die Emotionen dieses besonderen Abends sind die Belohnung für all den Einsatz und die Ausdauer. Denn es sind ja nicht nur Stefan Krämer und Andreas Stracke, die beiden Gründer und Gesellschafter, die durchgehalten haben.
Leidenschaft statt Leidenszeit für die Fans
Am Samstag sah man sie überall, die Mitarbeiter des Klubs, die freiwilligen Helfer, die Tickets verteilen, Tore festbohren, Spielberichtsbögen ausfüllen. Oder Unikate wie Stadionsprecher Rüdiger Storch. Sie alle wuselten im Innenraum der riesigen Arena herum, so wie sie es auch sonst in der Eisspothalle tun. Sie alle waren von Stunde Null an dabei, ihnen allen stand irgendwann das Wasser in den Augen. Es ist ihr Verdienst – und natürlich der Verdienst der Fans.
Vom ersten Heimspiel an konnte sich der Klub auf seine treuen Anhänger verlassen. Auch sie haben alles mitgemacht, Königsborn, Hamm, Crimmitschau. Sie hätten so oft schimpfen oder pfeifen können, sie hätten so oft einen Grund gehabt, um nicht mehr wieder zu kommen. Aber das war nie eine Option. Auch wenn es von außen vielleicht so wirken mag, waren die vergangenen 14 Jahre für die Fans der Löwen keine Leidenszeit, sondern eine Leidenschaft. Auf das emotionale Event-Game und den sensationellen Derbysieg gegen Mannheim dürfen sie nun zurecht stolz sei. All das war damals nicht abzusehen, an jenem kalten Abend auf der Blechkiste in Crimmitschau.