Fan-Ausschluss soll beflügeln Eintracht Frankfurt plant Party ohne Gäste in Neapel
Eintracht Frankfurt lässt sich trotz schlechter Ausgangslage, personeller Sorgen und einer leeren Gästekurve nicht unterkriegen. Vor dem Achtelfinal-Rückspiel in Neapel ist Optimismus Trumpf. Offen bleibt nur die Frage nach der richtigen Feier-Location.
Die Stadt Neapel begrüßte ihre Gäste aus Frankfurt am Dienstag alles andere als freundlich. In der süditalienischen Küstenstadt, die sich wie ein Halbmond ans Meer schmiegt, schüttete es pünktlich zur offiziellen Pressekonferenz wie aus Eimern. Auf der Tartanbahn des altehrwürdigen Stadio Diego Armando Maradona bildeten sich große Pfützen, trotz kurzer Wege vom Bus ins Stadioninnere saßen im Presseraum fast ausschließlich Menschen, die Sonne erwartet und dann eine kalte Dusche bekommen hatten. Zwei von ihnen: Oliver Glasner und Sebastian Rode.
Von schlechter Laune war bei den beiden Hauptakteuren von Eintracht Frankfurt, die neben der meteorologischen auch jede Menge sportliche Kaltwasser-Duschen verkraften müssen, jedoch keine Spur. "Die Stimmung ist sehr positiv", bekräftigte Trainer Glasner, der trotz der 0:2-Hinspiel-Niederlage weiter fest an den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale glaubt. Kapitän Rode ergänzte dazu passend: "Wir haben uns vorgenommen, hier zu gewinnen und weiterzukommen." Na, wenn’s sonst nix ist.
Eintracht vor großer Herausforderung
Von außen betrachtet hat dieses große und gleichzeitig ehrenhafte Ziel jedoch genau drei Haken: Die Eintracht war im Hinspiel klar unterlegen und muss nun einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen. Die Eintracht muss am Mittwochabend (21 Uhr) auf den gesperrten Torjäger Randal Kolo Muani und den verletzten Jesper Lindström verzichten. Die Eintracht kann sich nicht wie sonst üblich auf die Unterstützung zahlreicher mitgereister Fans verlassen. Die Gästekurve wird nach dem Ausschluss-und-Verbots-Hickhack nun definitiv leer bleiben.
Was nach drei Rückschlägen und drei Problemen klingt – und genau das in der Realität wohl auch ist, wurde in der Sprechart von Trainer Glasner aber schnell zu drei Rückschlägen und drei Lösungsansätzen. "Wir hatten genug Zeit, das Hinspiel zu analysieren und uns Gedanken zu machen", betonte er. "Wir haben uns etwas überlegt und sind hier, um das Hinspiel-Ergebnis wettzumachen." So klingt glaubhaft übermittelter Optimismus. Doch was steckt dahinter?
Hinten keine Fehler, vorne eiskalt sein
Zuerst einmal sei klar, das unterstrich Glasner gleich mehrfach, dass die Eintracht einfache Fehler möglichst komplett verhindern müsse. Die Anspielstationen seien auch im Hinspiel fast immer da gewesen, aufgrund von zu vielen Ungenauigkeiten sein die Bälle dann aber zu oft bei den Gästen aus Süditalien gelandet. Und sobald diese Platz haben, wird es schwierig bis aussichtlos. "In den Umschaltsituationen haben sie sehr viel Tempo und sehr viel Qualität", so Glasner. Eine logische Erkenntnis mit einer logischen Schlussfolgerung: Die Eintracht darf es Neapel nicht wieder zu leicht machen.
Da nur eine stabile Defensive aber nicht zum Weiterkommen reichen wird, muss sich Glasner auch in der Offensive etwas einfallen lassen. Klar ist, dass den Hessen in Abwesenheit von Kolo Muani und Lindström die beiden schnellsten Spieler und damit jede Menge Tiefe im Spiel fehlen wird. Die Wucht, die die Eintracht vor allem im Herbst auszeichnete und stark machte, wird sie in Neapel nicht entfalten könnten.
Das Mittel der Wahl heißt deshalb wohl mannschaftliche Geschlossen- und vor allem Entschlossenheit. Rafael Borré, Daichi Kamada und Mario Götze müssen spielerische Lösungen finden, der Rest dann nachrücken. "Wir können es nur als Mannschaft mit viel Zuversicht und viel Power schaffen", so Glasner. Man will ergänzen: Etwas Glück wird wohl auch benötigt.
Wohin mit dem Tor-Jubel?
Und dann wäre da natürlich noch die fehlende Unterstützung der Fans. Es ist wohl schon fast eine philosophische Frage, ob der berühmte zwölfte Mann auf den Rängen tatsächlich einen Einfluss auf das Spiel und das Spielgeschehen haben kann. Wer die Spiele der Eintracht in der vergangenen Saison in Barcelona, gegen West Ham oder in der Saison 2018/19 gegen Lissabon erlebt hat, kann aber nur zu einem Schluss kommen: Diese furiose Reise durch Europa war letztlich auch das Ergebnis der besonderen Symbiose zwischen Mannschaft und Kurve. Dass die Eintracht in Neapel auf sich alleine gestellt ist, ist ein Nachteil.
Auch das sieht Glasner aber anders. "Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können", stellte er klar. "Wir wissen, dass die Fans körperlich nicht anwesend sein werden. Wir spüren ihre Unterstützung und ihre körperliche Energie aber auch so." Ein interessanter Ansatz.
Kapitän Rode, der sich an dieser Stelle der Meinung seines Chefs anschloss und nicht widersprach, fügte an: "Es wäre schön gewesen, die Fans hier dabei zu haben, weil wir auswärts schon viele Feste zusammen gefeiert haben." Seine einzige Einschränkung: "Nach einem Tor müssen wir dann halt mal sehen, dass wir einen separaten Platz zum Feiern finden." Sollte das am Ende wirklich das einzige Problem sein, wird die Eintracht aber auch dafür sicher eine Lösung finden.