Achtelfinale der Champions League Fünf-Tore-Gala von Haaland - Leipzig geht in Manchester unter
Ein furioser Erling Haaland hat am Dienstagabend (14.03.2023) das Achtelfinal-Duell in der Champions League für Manchester City und gegen RB Leipzig entschieden. Wegbereiter beim 7:0 (3:0) waren aber auch kuriose Schiedsrichter-Entscheidungen - die ersten beiden Tore für den Gastgeber hätte es nicht geben dürfen.
"Wir haben 0:7 verloren, es fühlt sich nicht gut an. Ich will nicht hier stehen und irgendwelche Ausreden suchen. Es tut weh. Wir waren nicht da, wir hatten keine Chance. Es war nicht gut genug. Es tut uns leid für die Fans", gab Leipzigs Emil Forsberg bei Amazon Prime Video ehrlich zu und blickte nach vorn: "Jetzt müssen wir vollen Fokus auf die Bundesliga haben. Das ist das einzige, was jetzt zählt."
Sein Teamkollege Benjamin Henrichs fasste treffend zusammen: "Wir wurden aufgefressen."
RB-Coach Marco Rose nahm sich auch selbst mit ins Boot: "Wir hatten keinerlei Lösung mit Ballbesitz gegen ihr Pressing, das ist auch meine Verantwortung. City war eine Nummer zu groß für uns, das ist jetzt auch kein Zeitpunkt, um Ausreden zu suchen."
RB Leipzig tief in der eigenen Hälfte
Beide Trainer entschieden sich gegenüber ihren letzten Auftritten in der Liga für taktische Veränderungen. Pep Guardiola bot in der Abwehr gleich vier gelernte Innenverteidiger auf, Rose nahm André Silva aus der Mannschaft und setzte auf ein 4-3-2-1-System. Die gegenüber dem 3:0 gegen Mönchengladbach defensivere Ausrichtung machte sich auch schnell in der Spielanlage bemerkbar.
RB zog sich, ähnlich wie beim Hinspiel-1:1, weit in die eigene Hälfte zurück, überließ City das Mittelfeld und sah sich früh großem Druck ausgesetzt. Manchesters Kapitän Ilkay Gündogan hatte nach einer Rechtsflanke von Kevin De Bruyne die erste Chance der Partie, setzte seine Direktabnahme aber über das Tor (5.).
In der zwölften Minute rettete dann Leipzig-Keeper Janis Blaswich gegen den frei durchgebrochenen Erling Haaland, der aber schon in dieser Szene andeutete, dass er an diesem Abend etwas gegen die ziemlich absurde Diskussion um seine Qualität unternehmen wollte, die zuletzt in England ausgebrochen war.
Trotz 35 Toren in 34 Pflichtspielen musste sich der Norweger tatsächlich die Frage gefallen lassen, ob er Manchester City stärker oder schwächer mache. Gegen Leipzig war diese Suggestivfrage binnen anderthalb Minuten geklärt. In der 22. Minute brachte Haaland City durch einen Handelfmeter in Führung, kurz danach köpfte er nach einem Lattenkracher von de Bruyne den Abpraller auch noch zum 2:0 ein.
Kuriose Entscheidungen von Schiedsrichter Vinčić
Beide Tore hätte es allerdings niemals geben dürfen. Vor dem Elfmeter war Benjamin Henrichs bei einem Kopfballduell mit Rodri bei einer vollkommen natürlichen Handhaltung von hinten aus gefühlten 30 Zentimetern Entfernung minimal angeköpft worden. Der VAR beorderte Schiedsrichter Slavko Vinčić an den Kontrollmonitor - und der sah sich tatsächlich zu einer Strafstoßentscheidung veranlasst.
Kurios: Schiedsrichter Slavko Vincic entscheidet auf Hand-Elfmeter für Manchester City gegen RB Leipzig
Auch irregulär war das 2:0. Da hatte Haaland den mit sehr unglücklichen Pässen auffälligen Blaswich unter Druck gesetzt und ihn dann bei dessen Befreiungsschlag klar gefoult. Vinčić hatte freie Sicht auf die Szene, ließ aber weiterlaufen - und wurde auch vom VAR nicht korrigiert.
Hartes Foul an Laimer - aber Freistoß für Man City
Es waren nicht die letzten Absurditäten in diesem Achtelfinale. Nachdem Blaswich in der 32. Minute zumindest vorübergehend den Haaland-Hatrick mit einer guten Reaktion im kurzen Eck verhindert hatte, konterte auch Leipzig mal vielversprechend. Auf der linken Seite brach Konrad Laimer durch, wurde aber weit außerhalb des City-Strafraums vom herausstürmenden Torhüter Ederson krachend umgesenst.
Während auf der Tribüne möglicherweise schon Debatten um Gelb oder Rot gestartet wurden (es war aber keine klare Notbremse, weil noch Verteidiger hinter Ederson vorhanden waren), überraschte Slavko Vinčić mit einem Freistoßpfiff - gegen Leipzig! TV-Experte Matthias Sammer kommentierte fassungslos: "Es ist unerklärlich, dass auf solch einem Niveau derart katstrophale Fehlentscheidungen getroffen werden."
Noch vor dem Seitenwechsel war dann alles entschieden. Timo Werner konnte auf der einen Seite einen Rodri-Patzer nicht nutzen, in der Nachspielzeit war dann schon wieder Haaland zur Stelle: Rúben Dias köpfte den Ball an den rechten Innenpfosten, die Kugel trudelte die Linie entlang, ehe der Norweger am langen Pfosten den Klärungsversuch von Amadou Haidara ins Tor blockte.
Manchester mit Gündogan - und immer wieder Haaland
Sollte noch irgendein optimistischer Leipzig-Fan von neuen Impulsen in der Halbzeit und einer Aufholjagd im zweiten Durchgang geträumt haben, war das Thema nach vier Minuten durch: Gündogan tanzte an der Strafraumgrenze zwei Gegenspieler aus und vollendete mit einem präzisen Flachschuss zum 4:0.
RB Leipzigs Amadou Haidara im Zweikampf mit Manchester Citys Ilkay Gündogan.
Danach war wieder Haaland am Zug, Leipzigs Abwehrverhalten hatte sich da aber schon längst in Luft aufgelöst: Beim 5:0 rettete Blaswich noch zweimal gegen den Norweger und Manuel Akanji, als dann aber immer noch kein RB-Verteidiger am Spiel teilnahm, staubte Haaand ab (53.). Sehr ähnlich fiel auch das sechste Gegentor in der 57. Minute: Wieder missrieten die Leipziger Klärungsversuche nach einem Eckball, Blaswichs Abklatscher nutzte Haaland zu seinem fünften Treffer in nicht mal einer Stunde.
Guardiola verhindert möglichen Torrekord durch Haaland
Kurz danach beendete dann Pep Guardiola den Leipziger Albtraum durch Haalands Auswechslung und nahm ihm die Chance, als erster Spieler sechs Tore in einem Champions-League-Spiel zu erzielen. Fünfmal hatten zuvor auch schon Lionel Messi (2012 beim 7:1 gegen Leverkusen) und Luiz Adriano (2014 beim 7:0 von Donezk gegen Borissow) getroffen.
In der letzten halben Stunde ohne Haaland nahm City dann deutlich den Fuß vom Gas, Leipzig war nur noch bemüht, die Demütigung in Grenzen zu halten. Ein Geniestreich von De Bruyne mit einem Distanzschlenzer in den rechten Winkel brachte dann aber doch noch das 7:0 in der zweiten Minute der Nachspielzeit.
Bundesliga in Bochum, Pokal gegen Dortmund
Ob diese herbe Klatsche Folgen für die weiteren Saisonziele der Bullen hat, wird sich zeigen: In der Bundesliga geht es am Samstag (18.03.2023) beim VfL Bochum weiter, im DFB-Pokal steht am 5. April das Viertelfinal-Duell gegen Borussia Dortmund an.