Para-Tischtennis Schmidberger und Wolf im Halbfinale - Rau verliert Krimi
Thomas Schmidberger und Juliane Wolf stehen bei den Paralympics in Paris im Halbfinale und haben jeweils ihre zweite Medaille sicher. Für vier Deutsche endeten die Paralympics und damit alle Medaillenträume dagegen in den Viertelfinals - sie schieden gegen die Weltranglistenersten ihrer Klasse aus: Thomas Brüchle gegen den chinesischen Superstar, Thomas Rau knapp und dramatisch gegen einen Dänen, Björn Schnake gegen einen Briten, Jana Spegel gegen eine Südkoreanerin.
Thomas Schmidberger hat sein Viertelfinale gegen Florian Merrien gewonnen. Der Deutsche setzte sich souverän gegen den Lokalmatador in drei Sätzen (11:7, 11:4, 11:4) durch und hat bereits die Bronze-Medaille sicher, da Platz drei nicht ausgespielt wird. Für Schmidberger ist es nach Silber im Doppel die zweite Medaille in Paris.
"Ich bin das Spiel so angegangen, dass ich es von Anfang an diktieren will", sagte Schmidberger, der in Rio und Tokio jeweils Einzel-Silber gewann.
Dominante Leistung von Schmidberger
Der Lokalmatador wurde lautstark mit "Florien, Florien"-Rufen unterstützt - Schmidberger ließ sich davon nicht beeindrucken und verließ die Platte nach 14 Minuten Spielzeit als Sieger. Im Halbfinale trifft er am Donnerstag (05.09.2024) auf den Thailänder Yuttajak Glinbancheun. Im Finale könnte es dann gegen den siebenfachen Paralympics-Sieger Chinesen Panfeng Feng aus China gehen, der am Dienstag Thomas Brüchle ausschaltete.
Juliane Wolf steht ebenfalls Halbfinale
Auch Juliane Wolf sicherte sich nach Silber im Doppel nun eine Einzel-Medaille. Sie gewann gegen Zsofia Arloy aus Ungarn mit 3:1 (8:11, 11:8, 11:6, 11:4) und steht im Halbfinale.
Die 36-jährige Wolf, die 17 der bisher 21 Partien gegen Arloy gewinnen konnte und 2013 letztmalig gegen sie verlor, hatte im ersten Satz Schwierigkeiten und gab diesen mit 8:11 ab. Im einem ausgeglichenen zweiten Durchgang konnte sich Arloy bis Mitte des Satzes ein wenig absetzen (7:4). Wolf ging nach einer kleine Serie in Führung und entschied den Satz mit 11:8 für sich.
Wolf kam nun besser in die Partie und führte in Satz drei früh mit 5:0. Die Ungarin kam im Verlauf des Satzes immer wieder bis auf zwei Punkte heran, am Ende entschied die Deutsche aber den Satz mit 11:6 deutlich für sich. Die Konzentration stimmte nun bei Juliane Wolf. Auch im vierten Durchgang erspielte sie sich gleich zu Beginn ein Vier-Punkte-Polster (5:1) und ließ ihrer Kontrahentin keine Chance (11:4).
Brüchle verliert gegen Superstar Feng
Thomas Brüchle hat dagegen das Halbfinale in der Leistungsklasse MS3 verpasst. Der 48-Jährige unterlag im Viertelfinale dem favorisierten Chinesen Panfeng Feng aus China in vier Sätzen (10:12, 11:7, 9:11, 7:11).
"Er ist der Beste der Welt, das muss man anerkennen", sagte Brüchle, der sich trotz fehlender Medaille nicht über seine Leistung ärgerte. Im Gegenteil: "Ich bin so zufrieden wie noch nie. Ich nehme kein Edelmetall mit nach Hause, sondern die Atmosphäre."
Thomas Brüchle zeigte gegen Superstar Feng eine starke Leistung an der Platte.
Brüchle startete mutig in den ersten Satz und ging zunächst mit 4:1 in Führung. Anschließend kam der Weltranglistenerste besser ins Spiel (9:7). Der Deutsche konnte noch einmal ausgleichen, verlor aber den ersten Durchgang etwas unglücklich durch einen Netzroller mit 10:12.
Brüchle entscheidet Satz zwei für sich
Auch im zweiten Satz begann Brüchle mutig und setzte den Chinesen von Anfang an unter Druck (6:2). Der Deutsche blieb konzentriert und nutzte den ersten Satzball zum 11:7 für sich. Doch der Chinese, der eine beeindruckende Bilanz vorweisen kann (445 Siege in 465 Partien), verlor danach nicht die Nerven und entschied den dritten Satz knapp für sich. Er profitierte im vierten Satz von Brüchles Fehlern.
Rau nutzt Matchball nicht
Für einen Fünf-Satz-Krimi sorgte Thomas Rau in der Klasse MS6 gegen den Dänen Peter Rosenmeier. Der Deutsche verlor das Viertelfinale knapp 2:3 (11:13, 4:11, 12:10. 11:7, 10:12)
"Musst Dir den A... aufreißen"
Rau führte im ersten Satz bereits 7:3, verlor gegen den schmetterstarken Dänen aber noch 11:13. Beim Stand von 1:2 im zweiten Satz nahm Bundestrainer Volker Ziegler eine Auszeit und schimpfte: "Du hilfst ihm gerade aufs Pferd. Das ist keine Laufkundschaft. Du musst dir den Arsch aufreißen. Punkt für Punkt."
Den zweiten Satz verlor Rau dennoch klar. Im dritten Durchgang lief es besser für den Deutschen. Erst führte er 7:5. Dann hatte Rosenmeier beim 10:9 bereits einen Matchball - den wehrte Rau aber ab und gewann den Satz noch. Der Deutsche nutzte den Schwung nun, gewann den vierten Satz 11:7.
Im fünften Satz boten sich Rosenmeier und Rau wieder ein Duell auf Augenhöhe. Beim 10:9 hatte Rau sogar einen Matchball. Den konnte der dänische Weltranglistenerste aber abwehren. Beim 11:10 hatte Rosenmeier gegen den Weltranglisten-Achten selbst einen Matchball - und nutzte ihn nach 42 Minuten. Bitter für Rau, der mit dem knappen Ausscheiden seine erste Paralympics-Einzelmedaille verpasste.
"Ich bin nicht hier, um nap zu verlieren. Ich hab schon oft gegen ihn verloren. Das ist die bitterste Niederlage", ärgerte sich der 40-jährige Rau.
Schnake gewinnt ersten Satz und verliert gegen Bayley
Immerhin einen historischen Satz gewann Björn Schnake in der Klasse MS7 gegen William Bayley - und trotzdem verlor der Niedersachse 1:3 (5:11, 11:9, 6:11, 5:11). Der 52-jährige Schnake verpasste mit der Viertelfinal-Niederlage wie auch zuvor Rau seine erste Paralympics-Einzelmedaille. Immerhin: der Weltranglisten-Zwölfte Schnake gewann erstmals überhaupt einen Satz gegen den Weltrangistenersten Bayley.
Im ersten Satz hielt der frühere Zwetliga-Spieler Schnake gegen den sechsfachen Paralympics-Medaillengewinner Bayley bis zum 5:6 mit, dann zog der Brite auf 11:5 davon. Spannend dann der zweite Satz, den Schnake nach 5:7 und 8:9 noch auf 11:9 drehte. Im vierten und fünften Satz ging der Deutsche schnell in Führung (4:2 und 3:1), leistete sich dann aber zu viele Fehler mit der Rückhand. Beim 10:5 im vierten Satz hatte Bayley fünf Matchbälle - und nutzte nach 29 Minuten gleich den ersten zum Halbfinaleinzug und damit der sicheren Bronzemedaille.
Spegel verliert klar und schnell
Ganz ohne Chance war Jana Spegel gegen die Südkoreanerin Su Yeon Seo. Die 21-jährige Deutsche verlor ihr Viertelfinalspiel der Klasse WS1-2 klar in nur 14 Minuten 0:3 (1:11, 7:11, 2:11). Gegen die Weltranglistenerste und dreifache Paralympics-Silbermedaillengewinnerin konnte Spegel nur im zweiten Durchgang auf einen Satzgewinn hoffen. Eine 7:5-Führung reichte Spegel aber nicht, sie verlor noch 7:11. Im dritten Satz war sie dann wieder chancenlos.