Kumpel Mester über Kugelstoßer Kappel "Hoffe, dass Niko bei den Paralympics die Hütte abreißt"
Kugelstoß-Weltmeister Niko Kappel peilt bei den Paralympics die Goldmedaille an. Heute (02.09.2024) wird es ab 12.15 Uhr ernst. Sein langjähriger Weggefährte Mathias Mester traut dem 29-jährigen Schwaben in Paris viel zu, wie er im Sportschau-Interview sagte.
Herr Mester, Sie haben sich im Stade de France schon selbst ein Bild von den Paralympics in Paris gemacht. Wie hat es Ihnen gefallen?
Mathias Mester: Auf jeden Fall sehr gut. Das Stadion war voller sportbegeisterter Menschen. Besonders laut ist es natürlich, wenn Franzosen am Start sind. Da fliegt einem das Trommelfell raus. Und genau die Begeisterung braucht es auch, um die Athleten zu ihren Bestleistungen zu pushen.
Sie haben selbst im Para-Sport ihre Spuren hinterlassen und zusammen mit Niko Kappel einiges erlebt. Welche ist die schönste gemeinsame Erinnerung?
Mester: Wir haben zusammen wirklich sehr viel erlebt und Spaß gehabt. Wir waren Zimmerkollegen und später auch in einer Trainingsgruppe. Niko ist wirklich für jeden Mist zu haben - und ich war ja auch weit vorn mit dabei. Aber: Wenn es drauf ankommt, behält er immer den Fokus.
Der schönste Moment war auf jeden Fall, als er 2016 die Goldmedaille in Rio gewonnen hat. Die Nächte im deutschen Haus sind unvergessen. Und ich hoffe, dass er jetzt auch in Paris die Hütte abreißt.
Wie lang ging die Party denn damals?
Mester: Mein Problem war, dass sein Wettkampf weit am Anfang und meiner erst deutlich später war. Er hat damals die erste Goldene für Deutschland geholt. Danach war Niko dann für eine Woche spurlos verschwunden. Keine Ahnung, wo er sich da rumgetrieben hat (lacht). Als er dann wieder aufgetaucht ist, haben wir aber auch zusammen noch viel erlebt.
Niko Kappel ist in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2016 wieder Kugelstoß-Weltmeister in seiner Klasse geworden. Den Weltrekord hält er auch. Macht ihn das zum großen Goldfavoriten in Paris?
Mester: Er hat auf jeden Fall sehr gute Chancen. Aber das dachte man bei Yannis Fischer und Léon Schäfer auch. Die Paralympics haben ihre eigenen Gesetze. Weil die Wettkämpfe nur alle vier Jahre stattfinden, holen die Athleten zu diesem Höhepunkt wirklich alles aus sich raus. Und da sind dann auch schon mal welche dabei, mit denen man nicht rechnet. Aber wenn Niko seine Form präsentiert und einen raushaut, dann wird er auch gewinnen.
Sie haben 2008 in Peking selbst Paralympics-Silber im Kugelstoßen geholt. Im Speerwurf ist Ihnen der "große Wurf" dann nicht noch einmal gelungen. Hat es in den Fingern gekribbelt, als Sie nun als Zuschauer im Stade de France waren?
Mester: Für mich sind die Spiele 2012 in London das Nonplusultra. Aber Frankreich kommt nah ran - und ich habe in den letzten Tagen einige Flashbacks gehabt. Das war im Stadion schon intensiv, ich habe Gänsehaut bekommen. Als im Deutschen Haus nach der Bronzemedaille von Maurice Wetekam noch mal das Rennen gezeigt und er auf der Bühne gefeiert wurde, hatte ich Tränen in den Augen. Das ist es, wofür man als Athlet alles gibt. Ich habe schon kurz gedacht, ich schnüre auch noch mal die Schuhe.
Ich lerne gerade zu golfen und werde Stück für Stück besser. Wenn es irgendwann Golf bei den Paralympics geben sollte, werde ich vielleicht wieder dabei sein (lacht).
Das Gespräch führte Florian Neuhauss, Paris.