Medaillen-Coup bei Paralympics Bronze-Gewinner Wetekam - ein Erfolg mit Ansage
Sie haben es alle gewusst: Maurice Wetekam gewann am Freitag (30.08.2024) mit Bronze die erste deutsche Medaille bei den Paralympics in Paris, und damit behielten alle Recht mit ihren großen Prophezeiungen über ihn - inklusive er selbst.
Man könnte gedacht haben, seine Ankündigung nach einem herausragenden Vorlauf sei vielleicht etwas zu selbstbewusst gewesen, doch Maurice Wetekam scheint einfach zu wissen, was in ihm steckt. Mit deutscher Rekordzeit von 1:07,79 Minuten hatte der 18-Jährige das paralympische Finale über 100 Meter Brust erreicht und die vorherige nationale Bestmarke um 1,1 Sekunden pulverisiert - doch er sagte: "Ich denke, nachher geht das noch eine deutliche Ecke schneller."
Trainerin Schinkitz: "Man kann ihn zu einem großen Schwimmer aufbauen"
Und er hatte Recht, nämlich 0,75 Sekunden schneller - und diese Steigerung brauchte er auch, denn mit seiner Vorlaufzeit hätte es für ihn "nur" zu Platz vier gereicht. So holte Wetekam mit einer Zeit von 1:07,04 Minuten in Paris die erste deutsche Medaille und begann seine noch so junge Paralympics-Karriere mit einem echten Paukenschlag.
Dass der nicht ganz überraschend kommt, deuten Worte der deutschen Bundestrainerin vor etwa einem Jahr an. "Der Junge hat Potenzial. Wenn er wirklich will, kann man ihn zu einem großen Schwimmer aufbauen", sagte Ute Schinkitz im vergangenen Jahr. Kurze Zeit später gewann der für die SG Bayer Leverkusen startende Schwimmer zum zweiten Mal nach 2022 WM-Silber über 100 Meter Brust. Und nun setzte er bei den Paralympics noch einen drauf.
Freundin als Erfolgsfaktor
"Das ist unfassbar, auch wenn man sich das so vorgestellt hat. Wirklich unglaublich, das ist sportlich das Beste, was mir je passiert ist", sagte Wetekam im Sportschau-Interview. "Nach dem Vorlauf war ich schon sehr stolz, aber auch mega aufgeregt. Ich habe versucht, mittags zu schlafen, aber konnte nicht, weil ich sehr unruhig war."
Doch der erste deutsche Medaillengewinner dieser Paralympics hatte zum Glück Besuch aus der Heimat, der ihm half. "Meine Freundin war eine riesige Unterstützung. Ich war zwischen den Läufen nochmal bei ihr, sie hat mich runtergefahren, durch sie wurde ich entspannter und war locker", sagte Wetekam. "So konnte ich das Rennen wirklich in Ruhe angehen und war nicht mehr so hibbelig. Das hat mir sehr geholfen."
Engel, Vettel, Taylor - Vorbilder auf höchstem Niveau
Aber wer ist dieser junge Mann, der in Paris Schlagzeilen schreibt? Wetekam hat eine angeborene Behinderung am linken Arm, startet in der Klasse SB9. Paralympics-Champion Taliso Engel (holte vor drei Jahren über Wetekams Paradestrecke 100 Meter Brust Gold) ist sein Schwimm-Vorbild, er hat aber auch ein Herz für Formel 1 und den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel. "Das ist ein großes Idol von mir. Nicht nur sportlich, sondern auch wegen seines Engagements, das er außerhalb davon an den Tag legt", sagte Wetekam.
Der Teenager favorisiert aber nicht nur Sportarten, in denen es um Geschwindigkeit geht. Sowohl als Zuschauer als auch als Hobbyspieler ist Darts eine weitere Leidenschaft, den ehemaligen Topspieler Phil Taylor finde er "sehr cool".
Dass auch er das Selbstvertrauen eines Champions hat, zeigte sich nicht erst nach dem Vorlauf am Freitag, sondern auch schon vor der WM 2023. Dorthin war Wetekam nach einer schwierigen Phase angereist, sagte mit gerade mal 17 Jahren aber klipp und klar: "Man sollte mich nicht abschreiben."
Längere Pause bis zum zweiten Paris-Start
Er holte dann Silber - wie bei seiner jetzigen Bronzemedaille dank eines großartigen Endspurts. In Paris hat der Para-Schwimmer jetzt erstmal ein wenig Zeit, um diesen Erfolg zu genießen. Über 200 Meter Lagen geht Wetekam noch an den Start, allerdings erst am Donnerstag (05.09.2024).
Dort gehört Wetekam eigentlich nicht zu den Medaillenkandidaten. Aber wie er schon sagte, sollte man ihn nicht abschreiben, vor allem jetzt nicht. Denn Erfolge gehören offenbar zu Wetekam - und sie kommen mit Ansage.