Probleme bei University Games 2025 Olympische Träume in der Spar-Realität
Während das klamme Land NRW bei den University Games sparen will, brauchen deren Veranstalter sogar noch mehr Geld. Ein Lehrstück über die Risiken von Sport-Großereignissen.
Der ASC Duisburg wirft hin. Der Amateur-Schwimm-Club, ein ehrenamtlich geführter Verein mit Wasserball-Bundesligamannschaft, sollte Teil des FISU World University Games 2025 sein. Mit 10.000 Athletinnen und Athleten gelten die Spiele, einst Universiade genannt, als zweitgrößte Multisportveranstaltung nach den Olympischen Spielen.
Ausrichter ist im kommenden Jahr die Rhein-Ruhr-Region mit den Städten Bochum, Düsseldorf, Essen, Mülheim an der Ruhr und Duisburg. Der dortige ASC sollte gemeinsam mit dem Nachbarklub Duisburger SV 98 die Wasserball-Wettbewerbe ausrichten - doch dazu wird es nicht kommen. Der ASC kündigte am Donnerstag seinen Vertrag mit der veranstaltenden GmbH Rhine-Ruhr 2025.
Landesregierung zieht Zusage über sieben Millionen Euro zurück
Hintergrund ist ein Rückzug der schwarz-grünen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Sie hatte dem ASC und dem SV 98 insgesamt sieben Millionen Euro Zuschuss für nötige Umbauten an den Vereinsgeländen zugesagt. Nötig waren beispielsweise neue Räume und Brandschutzmaßnahmen. 300.000 Euro Steuergelder und viele Arbeitsstunden sind bereits aufgewandt worden für Machbarkeitsstudien und Planungen.
Doch am 11. April dann die Kehrtwende: Die NRW-Regierung zog die Zusage für die sieben Millionen Euro wieder zurück. "Das hat uns erst einmal den Stecker gezogen nach anderthalb Jahren mit wirklich viel ehrenamtlicher Arbeit", sagte Delberg der Sportschau. "Wir sind hängen gelassen worden. Und schlimm finde ich, dass wir aktuell auch gar keine Informationen kriegen, wie es weitergehen könnte."
Der ASC schrieb am 30. April an NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), wies in dem Schreiben auf den Zeitdruck und die Notwendigkeit der Fördergelder hin. Zudem kündigte der ASC an, aus dem "Kreis der Mitwirkenden" auszutreten, sollte bis zum 15. Mai keine schriftliche Förderzusage vorliegen. Laut Delberg erhielt der Verein keine Antwort auf das Schreiben - und zog am Donnerstag die Konsequenzen.
Scharfe Kritik aus der Opposition
Die NRW-Staatskanzlei begründete den plötzlichen Stopp auf Sportschau-Nachfrage nicht konkret, sondern schrieb am Mittwoch, einen Tag vor dem ASC-Ausstieg, dass aktuell keine abschließende Entscheidung über die Fördergelder fallen könne. Bekannt ist, dass die Landesregierung niedrigere Steuereinnahmen erwartet und deshalb die Behörden zu Sparsamkeit aufgerufen hat.
Aus Sicht von Sarah Philipp, Co-Vorsitzende der NRW-SPD, könne dies aber keine Rechtfertigung für das Vorgehen in Duisburg sein. "Wenn ich einem Sportverein und Ehrenamtlichen vor Ort Geld zusage und sage: 'legt mal los mit euren Planungen', dann kann ich das Geld nicht wieder wegziehen." Das sei eine "Unverschämtheit dieser Landesregierung", sagte die Landtagsabgeordnete mit Wahlkreis Duisburg am Mittwoch der Sportschau.
Auf Antrag der SPD-Fraktion steht das Thema am Freitag auf der Tagesordnung der Plenarsitzung in Düsseldorf. Und für die Veranstalter beginnt eine schwierige Suche nach Alternativmöglichkeiten für die Wasserball-Wettbewerbe - eine der Kernsportarten der FISU Games droht auszufallen.
Auswirkungen auf Olympia-Bewerbung?
Philipp spricht auch von einem Vertrauensbruch, der Auswirkungen auf weitere Sport-Großereignisse in Nordrhein-Westfalen haben könne. "Wir reden immer wieder über eine Olympiabewerbung. Wenn man jetzt aber bei der Universiade merkt, wie die Landesregierung ein unzuverlässiger Partner ist, dann kommen da schon Zweifel auf, ob Olympische Spiele oder andere Großereignisse für diese Landesregierung eine Nummer zu groß sind."
University Games werden teurer als geplant
Hinzu kommt laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Veranstalter der World University Games 2025 mit einer Kostensteigerung von 43 Prozent zu kämpfen haben. Demnach bräuchten sie weitere rund 40 Millionen Euro von Bund, Land und den beteiligten Städten.
Die Veranstaltergesellschaft Rhine-Ruhr 2025 wollte diese Zahlen auf Anfrage nicht bestätigen, schrieb aber: "Von der allgemeinen Preisentwicklung, die gesamtgesellschaftlich zu beobachten ist, sind auch Großveranstaltungen betroffen. Für die Rhine Ruhr FISU World University Games handelt es sich dabei ausschließlich um inflationsbedingte Preissteigerungen, die nicht in der Verantwortung der Durchführungsgesellschaft liegen. Wir sind in planmäßigen Gesprächen mit unseren Partnern, wie wir damit umgehen."
Stadt Berlin nutzt 500.000 Euro anderweitig
Es dürften schwierige Gespräche werden, denn nicht nur in Nordrhein-Westfalen herrscht Spardruck. Auch in Berlin zog die Verwaltung Fördergelder zurück, die dem Sport schon zugesagt waren. 500.000 Euro, angedacht für Vorbereitungen auf eine mögliche Bewerbung um Olympia 2036, werden nun anderweitig verwendet.
Der Plan, 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von 1936 mit neuerlichen Sommerspielen in Berlin ein Zeichen für politische Lernfähigkeit zu setzen, scheint damit vom Tisch zu sein. Aus der Bundesregierung hatten sich zuletzt die Signale gehäuft, dass man eine Bewerbung um Olympia 2040 bevorzugt, 50 Jahre nach der Wiedervereinigung.
LSB Berlin träumt weiter von Olympia 2036
Das hält den Landessportbund Berlin aber nicht davon ab, weiterhin auch von einer Bewerbung um 2036 auszugehen - wegen der Bundestagswahl 2025. "Bezüglich des Termins 2036 oder 2040 wird man möglicherweise mit einer neuen Bundesregierung zu diskutieren haben", sagte LSB-Präsident Thomas Härtel.
Allerdings dürfte es auch eine neue Bundesregierung schwer haben, sportliche Groß-Ambitionen durchzuwinken zwischen Sparzwängen und den zahlreichen politischen Krisen im In- und Ausland. Und den Olympia-Gegnern, die vor unkalkulierbaren Risiken für die Staatskasse warnen, liefern die University Games neues Futter.