Holte auch im 500-Meter-Zeitfahren die Goldmedaille: Emma Hinze.

Rad-WM in Glasgow Hinze im Goldrausch - achter WM-Titel auf der Bahn

Stand: 04.08.2023 22:35 Uhr

Emma Hinze präsentiert sich bei der WM in Glasgow in bestechender Form. Beim zweiten Start holt sie ihr zweites Gold. Die deutschen Vierer-Teams sind dagegen nicht medaillenreif.

Emma Hinze schaute mit bangem Blick zur Anzeigetafel, dann riss sie jubelnd den Arm nach oben. Die Sprint-Königin hat bei den Rad-Weltmeisterschaften ihre Goldjagd eindrucksvoll fortgesetzt und ist auch im 500-Meter-Zeitfahren zum WM-Titel gerast. Einen Tag nach Gold im Teamsprint mit Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich legte Hinze in 32,820 Sekunden die schnellste Zeit auf das Holzoval im Sir Chris Hoy Velodrome.

Teamkollegin Friedrich (33,134) sicherte sich hinter der Australierin Kristina Clonan Bronze. Grabosch (33,296) rundete als Fünfte das starke deutsche Ergebnis ab.

"Ich bin sehr stolz, das war der Titel, der mir noch gefehlt hat", sagte Hinze. "Auch wenn das jetzt mein achtes Trikot war, habe ich nicht das Gefühl, dass das Glück zu Ende ist."

Auch Friedrich freute sich über das Gold von Teamkollegin und Freundin Hinze: "Emma ist megagut drauf. Ich hatte auch ein kleines Grinsen, als sie gewonnen hat."

Für Hinze war es bereits der achte WM-Titel ihrer Karriere. Damit liegt sie gleichauf mit Friedrich und nähert sich dem WM-Rekord von Kristina Vogel (elf Titel), die seit ihrem Trainingsunfall 2018 querschnittsgelähmt ist.

Starke zweite Runde

Ein Jahr vor Olympia präsentiert sich Hinze in bestechender Form. Nach schwachem Start holte sie sich mit einer starken zweiten Runde noch den Sieg. Bereits im Teamsprint hatte die gebürtige Hildesheimerin auf der zweiten Position für den Unterschied gesprgt. Und ihre Titeljagd in Glasgow ist noch lange nicht beendet: Im Keirin und im Sprint warten zwei weitere (Gold-)Chancen.

Bleibt zu hoffen, dass der WM-Rausch kein schlechtes Omen für die Olympischen Spiele in Paris ist. Als Dreifach-Weltmeisterin von Berlin war sie 2021 nach Tokio gereist und musste sich am Ende mit Silber im Teamsprint begnügen. "Als ich in Berlin gewonnen habe, habe ich es nicht als Belastung empfunden. Aber ich habe schon gemerkt, wie sehr alle bei Olympia auf mich und meine Leistung schauen. Und wie auch die Gegnerinnen gefühlt nur gegen mich gefahren sind", erinnert sich Hinze. "Das direkt vor Ort zu erleben, war schon schwierig, weil ich das vorher nie erfahren konnte und nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte."

Inzwischen scheint sie gereift zu sein. Dabei beglich sie auch eine Rechnung von der WM 2022. Bei ihrer Bestzeit in der Qualifikation wies sie Marie-Divine Kouamé klar in die Schranken. Im Vorjahr hatte ihr die junge Französin noch eine schmerzliche Niederlage im 500-Meter-Zeitfahren zugefügt.

Deutscher Vierer landet auf siebtem Platz

Für den einst so ruhmreichen deutschen Vierer geht indes auch nach 21 Jahren das lange Warten auf eine WM-Medaille weiter. Theo Reinhardt, Tobias Buck-Gramcko, Joachim Eilers und Felix Groß belegten in der 4.000-Meter-Mannschaftsverfolgung in 3:51,282 Minuten den siebten Platz.

2002 hatte der deutsche Vierer mit Silber in Kopenhagen die bislang letzte Medaille geholt, ehe der Abwärtstrend begann. Bis dahin war die Mannschaftsverfolgung eine große Erfolgsgeschichte im deutschen Radsport. Fünf Olympiasiege und 16 Weltmeistertitel fuhren deutsche Mannschaften in der Vergangenheit heraus.

Auch im Frauen-Vierer, der 2021 in Tokio noch Gold gewonnen hatte, wird es wohl nichts mit einer Medaille. Franziska Brauße, Lisa Klein, Mieke Kröger und Laura Süßemilch fuhren in der Qualifikation in 4:15,035 Minuten nur die sechstbeste Zeit. Damit ist in der nächsten Runde am Samstag maximal noch der Einzug ins kleine Finale möglich.

Bronzemedaile für Para-Sportler Ulbricht und Förstemann

Bei den Para-Sportlern gewannen der frühere Olympia-Dritte Robert Förstemann und sein sehbehinderter Tandem-Partner Thomas Ulbricht wie bei der WM im Vorjahr die Bronzemedaille im Zeitfahren. Das Duo fuhr im Finale der Startklasse B über die paralympischen 1.000 m in 1:01,180 Minuten die drittschnellste Zeit und sorgte damit für das erste Edelmetall für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) in Schottland.

"Im Endeffekt wollten wir mit einer Medaille nach Hause gehen, das Ziel haben wir erreicht", sagte Förstemann, der seit zwei Jahren der Guide des früheren Para-Leichtathleten Thomas Ulbricht ist. Förstemann hatte bei den Olympischen Spielen 2012 in London im Teamsprint die Bronzemedaille gewonnen, seitdem ist er durch seine muskulösen Oberschenkel bekannt.