Torsten Burmester, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbunds

Nach Kandidatur in Köln DOSB beruft Vorstandschef Burmester ab

Stand: 03.12.2024 11:50 Uhr

Die Führungskrise im DOSB weitet sich aus: Das Präsidium des Dachverbands beschloss die Abberufung des Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester, der in Köln für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert.

Der DOSB bestätigte die Abberufung Burmester in einer Pressemitteilung am Dienstag (03.12.24). Den Beschluss hatte das Präsidium des Dachverbands des deutschen Sports am Vortag auf einer außerordentlichen Sitzung gefasst. DOSB-Präsident Thomas Weikert hatte die Mitglieder anschließend in einem Schreiben darüber informiert.

Aufgaben werden aufgeteilt

"Diese Entscheidung ist uns wahrlich nicht leicht gefallen", erklärte Weikert. "Als Präsidium ist es unsere Aufgabe, die Belange des Verbandes an erste Stelle zu setzen und zum Wohle des DOSB zu handeln." Die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden seien aktuell auf die verbleibenden vier Vorstände aufgeteilt. Der Verband sei daher weiter voll handlungsfähig. "Das Präsidium setzt nun zügig ein Verfahren zur Nachbesetzung der Position des Vorstandsvorsitzenden auf."

Zuvor war Burmester bereits von seinem Job freigestellt worden, nachdem am 22. November seine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters in Köln bekanntgegeben hatte. "Die Kandidatur ist machbar", hatte Burmester bei seiner Vorstellung als SPD-Kandidat gesagt. Er werde sich mit seinem Arbeitgeber, dem DOSB-Präsidium, über Lösungen unterhalten, wie der Wahlkampf mit seinem Beruf als oberster Festangestellter des Sport-Dachverbands vereinbar sei.

Nur wenige Minuten später allerdings hatte sein Arbeitgeber die Zeichen bereits auf Abschied gestellt. In einer Mitteilung verkündete der Verband, es werde einen Wechsel an der Spitze des DOSB-Hauptamtes geben - unabhängig vom Wahlausgang in Köln.

Weikert-Mail durchgestochen

Schon da wurde deutlich, dass es um die Kommunikation zwischen den SPD-Parteikollegen Burmester und Weikert nicht mehr zum Besten steht. Mit der Wechsel-Ankündigung setzte sich der DOSB öffentlich unter Druck, denn Details wie den Zeitpunkt ließ er mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte offen. In den Folgetagen hatten mehrere Quellen der Sportschau berichtet, die Trennung sei bereits vollzogen.

Am 27. November veröffentlichte der Journalist Jens Weinreich eine E-Mail, die Weikert an alle DOSB-Mitarbeiter verschickt haben soll. Darin heißt es: "Nach intensiven Gesprächen in den letzten Tagen hat sich das Präsidium des DOSB unter meiner Leitung dazu entschieden, Torsten Burmester zunächst freizustellen. Wir arbeiten aktuell an einer Lösung und werden euch über weitere Schritte zu gegebener Zeit informieren."

Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), spricht auf dem DFB-Campus während einer Pressekonferenz

Thomas Weikert

Der DOSB wollte sich damals auf Sportschau-Anfrage nicht zur Personalie Burmester äußern, auch eine Nachfrage zur durchgesteckten E-Mail blieb unbeantwortet. Der DOSB hatte Burmesters Vertrag nach Sportschau-Informationen noch in diesem Jahr bis 2029 verlängert, eine hohe Abfindungssumme könnte anfallen.

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Auch Präsidium um Weikert in der Kritik

Die Personalie drängte auch deshalb, weil der DOSB am Samstag, 7. Dezember, in Saarbrücken seine Mitgliederversammlung abhält. Der Vorstandsvorsitzende führt dabei üblicherweise durchs Programm.

Die Versammlung birgt ohnehin Konfliktpotenzial, weil auch das Präsidium um Weikert in der Kritik steht. Zuletzt musste der DOSB einräumen, dass es dem Verfahren zur Vergabe der World Games 2029 an Karlsruhe "in erheblichem Umfang an der notwendigen Professionalität gemangelt hat".

Burmester kritisiert DOSB

Burmester widmet sich derweil auch schon der neuen Herausforderung in seiner langjährigen Wahlheimat. In einem Interview mit dem "Kölner Stadtanzeiger" vom 26. November übte er indirekt auch Kritik am DOSB. "Wir suchen in dieser Gesellschaft händeringend nach Menschen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren. Daher täten Arbeitgeber gut daran, ihren Arbeitnehmern so eine Kandidatur zu ermöglichen."

Er wiederholte, dass er die Kandidatur für machbar halte, "unter der Berücksichtigung von Transparenz und Neutralität" sowie "strikter Trennung von Kandidatur und Amt". Wohlgemerkt kandidiert Burmester in einer Stadt, die sich im Rahmen einer möglichen Rhein-Ruhr-Bewerbung um die Ausrichtung olympischer Wettbewerbe bemüht.

Als Vorstands-Chef des DOSB wiederum hätte Burmester im kommenden Jahr die Kandidatensuche für die Spiele 2036 oder 2040 verantwortet, Ende 2025 will sich der Verband auf einen Bewerber festlegen. Ein möglicher Interessenkonflikt, den auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in einem Interview mit der Sportschau thematisierte.

Bevor die Diskussion über diesen Interessenkonflikt noch mehr Fahrt aufnimmt, hat der DOSB nun auch offiziell die Reißleine gezogen..

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