WM-Vergabe der FIFA Viel Zustimmung für Saudi-Arabien aus Europa
Schwedens Fußballverband hat offiziell seine Zustimmung für die Vergabe der WM-Turniere 2030 und 2034 angekündigt - wie mehrere andere europäische Verbände auch.
Der schwedische Verband (SvFF) teilte am Freitag (29.11.2024) mit, dass er beim außerordentlichen digitalen FIFA-Kongress am 11. Dezember für die wie folgt geplante Vergabe der beiden Turniere stimmen werde:
- WM 2030: Spanien, Portugal und Marokko mit Eröffnungsspielen in Uruguay, Paraguay und Argentinien
- WM 2034: Saudi-Arabien
Die 211 Nationalverbände, darunter der DFB, haben nur eine Stimme, um im Paket über beide Turniere abzustimmen. Damit werden Gegenstimmen für Saudi-Arabien erschwert, weil europäische Verbände damit gleichzeitig gegen Spanien und Portugal stimmen würden. Zudem bestätigten bereits mehrere hochrangige Funktionäre im europäischen Fußball, dass ihren Informationen zufolge per Akklamation abgestimmt wird - also mit einem zustimmenden Applaus statt einer echten Abstimmung.
Auch der Deutsche Fußball-Bund wird höchstwahrscheinlich zustimmen, eine öffentliche Positionierung steht noch aus.
Belgien, Dänemark und Niederlande auf Zustimmungskurs
Zuvor hatte Belgiens Verband in einer Stellungnahme in der dänischen Zeitung Ekstra Bladet geschrieben, die Bewerbung Saudi-Arabiens beweise, dass die Organisatoren alles tun wollen, um ein starkes Turnier unter Einhaltung internationaler Richtlinien abzuhalten. "Wir wünschen ihnen viel Glück bei der Organisation in Zusammenarbeit mit der FIFA", so der belgische Verband. In Dänemark empfahl der Governance- und Entwicklungsausschusses des Verbands DBU bereits die Zustimmung bei der Vergabe. Die Ausschussvorsitzende Helle Thorning-Schmidt sagte in der Zeitung Politiken, dass die WM "nicht als Schauplatz politischer Auseinandersetzungen genutzt werden darf".
Gijs de Jong, Generalsekretär des niederländischen Verbands KNVB, deutete in einem Interview mit der Zeitung "Volkskrant" Zustimmung an und sprach davon, dass seine Organisation "Lehren aus Katar" gezogen habe. Die Lehre für ihn sei: "Wenn wir die Verbindung verlieren, ist sie weg. Dann kommt es nur noch zu Konfrontation, zu einem Gegeneinander. Das haben wir nach der WM in Katar auch gemerkt. Weltweit gab es Probleme mit der nordwesteuropäischen Position. Wir brauchen permanenten Dialog und Diplomatie." Weltweit haben laut de Jong schon 150 der 211 Nationalverbände ihre Unterstützung für Saudi-Arabien angekündigt.
Gijs de Jong, Generalsekretär des niederländischen Fußballverbands
Schweden, Belgien, Dänemark und die Niederlande sind wie Deutschland allesamt Teil der Gruppe an Ländern, die die Aktion mit der "One Love"-Kapitänsbinde als Zeichensetzung für Menschenrechte ins Leben gerufen hatten. Schweden war nicht qualifiziert, die anderen Länder legten die Binde nach einer kurzen Auseinandersetzung mit der FIFA ab.
Schwedens Verbandschef Reinfeldt formuliert Bedingungen
Offiziell muss Saudi-Arabien genau wie die potenziellen Ausrichterländer für 2030 noch die Kriterien des Bewerbungsverfahrens erfüllen, um zur Abstimmung zugelassen zu werden. Die FIFA kündigte an, die entsprechenden Prüfberichte vor der Vergabe zu veröffentlichen. Saudi-Arabien und die anderen Länder mussten eine "unabhängige Risikobewertung" in Sachen Menschenrechte mit der Bewerbung einreichen.
Das von einer Anwaltskanzlei mit Sitz in Riad formulierte Dokument für Saudi-Arabiens Bewerbung wurde von Menschenrechtsorganisationen als fehlerhaft und unzureichend kritisiert. Die Einhaltung von Menschenrechten wird in den FIFA-Regularien im Zusammenhang mit der WM gefordert. Die generelle Lage der Menschenrechte in einem Ausrichterland ist kein Kriterium für die Vergabe.
Sein "Ja" knüpfte Schweden an Bedingungen. So müssten die Prüfberichte der FIFA zu den Bewerbungen, die bislang noch nicht veröffentlicht wurden, eine Einhaltung der Regeln sicherstellen, sagte der SvFF-Vorsitzende Fredrik Reinfeldt in der Mitteilung. Gemeint sind auch Menschenrechte. SvFF-Chef Reinfeldt sieht die FIFA in der Verantwortung: "Wir haben eine Organisation, die uns vertritt und sich an ihre eigenen Regeln halten muss."
Schwedens Verbandspräsident Fredrik Reinfeldt
Menschenrechtlerin: Nationalverbände bei Verstößen mitverantwortlich
Andrea Florence, Direktorin der Sport an Rights Alliance, hatte im Gespräch mit der Sportschau dagegen auch den Nationalverbänden eine Mitverantwortung gegeben. Wenn die Verbände der Vergabe ohne eine gründliche Prüfung der Menschenrechte zustimmen würden, "sind die Verbände auch für Verstöße mitverantwortlich", sagte Florence.
Es gebe bereits jetzt Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den Rechten von Gastarbeitern in Saudi-Arabien, sagte Florence. Elf Stadien werden neu gebaut, fast 200.000 neue Hotelzimmer sollen entstehen. "Und in diesem Punkt müssen wir dringend unsere Lehren aus Katar ziehen. Die Welt hat gesehen, dass die Stadien auf dem Tod von Gastarbeitern gebaut wurden. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich das in Saudi-Arabien wiederholt", sagte Florence. Sie fordert einen Stopp der Vergabe.
Schweden kritisiert "Mangel an Wettbewerb"
Der schwedische Verband kritisierte einen mangelnden Wettbewerb. Zudem sagte Reinfeldt: "Wir glauben, dass für zukünftige Prozesse darauf geachtet werden sollte, dass es mehr Kandidaten gibt." Die Tatsache, dass es für beide Turniere jeweils nur einen Bewerber gibt und beide Turniere gleichzeitig vergeben werden, hatte mit Miguel Maduro auch der frühere Governance-Chef der FIFA kritisiert. Es fehle an Wettbewerb, Absprachen würden begünstigt, sagte Maduro im Gespräch mit der Sportschau.