Erster Viertelfinalist bei der EM Unterschiedsspieler Vargas - die Schweiz wirft Italien raus
Für den Titelverteidiger ist die Europameisterschaft beendet: Italien unterlag am Samstag (29.06.2024) im Achtelfinale der Schweiz 0:2 (0:1). Spieler des Spiels war ein Schweizer aus der Bundesliga.
Ruben Vargas, der beim kleinen FC Augsburg unter Vertrag steht, machte ein ganz großes Spiel. Er bereitete zunächst den Führungstreffer von Remo Freuler vor (37. Minute). Dann traf er selbst mit einem tollen Schlenzer (46.).
Später hat Vargas die Geschichte erzählt, wie der Kapitän Granit Xhaka in der Halbzeit zu ihm gekommen sei. Xhaka habe ihm gesagt, er solle das Spiel entscheiden, sagte Vargas am Sportschau-Mikrofon. Tatsächlich bekam er den Ball kurz nach Wiederanpfiff. "Ich habe einfach abgezogen und war überglücklich, als der Ball im Netz lag."
Eine Vorlage, ein Tor - so machte Vargas, 25, im ersten Achtelfinale der Europameisterschaft in Deutschland den Unterschied.
Schlecht für Italien - Spalletis Plan geht nicht auf
Es lag auch an ihm, dass der Plan von Italiens Trainer Luciano Spalletti nicht aufging. Spalletti hatte sich für das Spiel gegen die Schweiz etwas überlegt. Er wechselte das System, ließ in einem 4-3-3 spielen. Und er tauschte sein Personal: Gleich sechs Veränderungen nahm Spalletti in der Startelf vor.
Doch Italien fand nicht ins Spiel, nicht in der ersten Hälfte und nicht in der zweiten. "Ohne Zweifel: Die Verantwortung für das, was geschehen ist, liegt bei mir", sagte Spalletti. Zur Pause hatte Italien weniger Zweikämpfe gewonnen (47 Prozent), war seltener am Ball als der Gegner (43 Prozent). Und kam nur zu einer Chance, als Federico Chiesa von links in den Strafraum zog und Gegenspieler Fabian Schär stehen ließ. Anschließend schlenzte Chiesa mit dem rechten Fuß. Das wäre gefährlich geworden, aber Verteidiger Manuel Akanji blockte.
Sonst war von Italiens Offensiven kaum etwas zu sehen. Das lag an der fehlenden Tiefe im Spiel, an ungenauen Zuspielen, an den Ideen, die sie nicht hatten. Es lag aber auch an den Schweizern. Sie machten ein gutes Spiel, waren die mutigere, die bessere Mannschaft. Gegen den Ball schlossen die Schweizer geschickt die Räume, mit dem Ball hatten sie gute Ideen.
So wie in der 24. Minute: Vargas spielte auf Breel Embolo, der frei vor Gianluigi Donnarumma auftauchte. Schon in dieser Szene hätte die Schweiz in Führung gehen müssen. Aber die Führung fiel nicht: Embolo versuchte einen Schlenzer in die lange Ecke, aber er zielte nicht genau genug. Donnarumma parierte.
Freuler macht es besser als Embolo - Führung für die Schweiz
Besser machte es Freuler, er traf in der 37. Minute zur verdienten Führung für die Schweiz. Dan Ndoye spielte auf die linke Seite zu Vargas und hinterlief dann. So band er einen Gegenspieler. Vargas spielte aber nicht zu Ndoye, er spielte flach in den Sechzehnmeterraum.
Dorthin war Freuler gelaufen. Mit dem ersten Ballkontakt sorgte er für Kontrolle, mit dem zweiten traf er aus sechs, sieben Metern in die kurze Ecke. Torhüter Donnarumma war noch mit dem Fuß dran, konnte das Tor aber nicht verhindern.
Beinahe hätten die Schweizer in der Nachspielzeit noch ein zweites Tor erzielt. Einen Freistoß von der linken Seite zog Fabian Rieder direkt auf die kurze Ecke. Donnarumma lenkte Rieders Schuss mit den Fingerspitzen an den Pfosten, von dort rollte er ins Aus.
Vargas hätten die Italiener besser nicht vergessen
Die zweite Hälfte hatte gerade erst begonnen, da jubelten die Schweizer ein zweites Mal an diesem Abend. Nach einem misslungenen Freistoß der Italiener konterte die Schweiz. Am Ende deutete Michel Aebischer einen Pass an, aber spielte einen anderen. So kam der Ball zu Vargas. Ihn hatten Italiens Verteidiger vergessen. Das hätten sie besser nicht getan: Vargas schlenzte den Ball mit dem rechten Fuß genau oben in die lange Ecke.
Erst der rechte Pfosten, dann der linke - Italien im Pech
Sechs Minuten später hatte die Schweiz Glück, als Schär nach einer Hereingabe von Nicolò Fagioli zum Kopfball ging, um die Gefahr zu klären. Doch er machte die Szene überhaupt erst gefährlich: Der Kopfball misslang Schär, er rutschte ihm über den Schädel. So landete der Ball am rechten Pfosten des Schweizer Tores.
Später, es lief die 74. Minute, landete der Ball noch einmal am Pfosten des Schweizer Tores, diesmal war es der linke. Mattia Zaccagni legte quer zu Gianluca Scamacca, ihn trennten vielleicht fünf, sechs Meter vom Tor. Aber Scamacca traf nicht ins Netz, er traf nur Aluminium. Es sah nach Abseits aus, aber der Schiedsrichter Szymon Marciniak pfiff nicht.
Das blieben die besten Chancen für Italien. Für die Mannschaft von Spalletti ist das Turnier damit beendet. Es ist das früheste EM-Aus seit der Endrunde 2004 - damals war Italien schon in der Vorrunde gescheitert.
Im Viertelfinale trifft die Schweiz auf England oder die Slowakei
Die Schweizer bekommen zumindest ein fünftes Spiel. Im Viertelfinale treffen sie am nächsten Samstag (06.07.2024) in Düsseldorf auf den Sieger des Achtelfinales zwischen England und der Slowakei.