Erbe von Chiellini Bastoni steht für den neuen italienischen Stil
Alessandro Bastoni ist bei der EM in Deutschland der Abwehrchef der italienischen Nationalmannschaft. Gegen Albanien zeigte er nicht nur in der Verteidigung, wieso er zu einem der Schlüsselspieler werden kann.
Nur sechs Spieler aus der italienischen Startelf des ersten Spiels dieser Europameisterschaft sind Titelverteidiger. Der Rest war noch nicht dabei, als das Team vor drei Jahren den silbernen Pokal erkämpfte. Einer der sechs Spieler ist Alessandro Bastoni.
Bastoni tritt in die großen Fußstapfen von Bonucci und Chiellini
Den Titelgewinn 2021 erlebte der heute 25-jährige Verteidiger von Inter Mailand weitestgehend auf der Bank. Und konnte von da beobachten, wie zwei Altstars in Italiens Abwehr zum Schlüssel für den Titelgewinn wurden: Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci. Die beiden haben nach mehr als 100 Länderspielen inzwischen ihre Karrieren im Nationalteam beendet. Bei der EM in Deutschland muss nun die nächste Generation ihr Erbe antreten.
Verteidigertalente gibt es genug im italienischen Kader - und das trotz der Verletzung von Giorgio Scalvini. Der neue Anführer der italienischen Defensive ist aber Alessandro Bastoni.
Gegen Albanien überzeugte er an der Seite des erst 21-jährigen Riccardo Calafiori (FC Bologna) in ungewohnter taktischer Rolle. Denn Bastoni ist mehr als nur ein imposanter Abwehrklotz, mit seinen 1,90 Meter Körpergröße. Sein Spitzname ist "Gerry", wegen des Kinderspielzeugs "Gerry, die Giraffe".
Er ist auch ein spielstarker Verteidiger. Im Verein, bei Inter Mailand, spielt er meist links hinten in einer Dreierkette, kann von dort gut andribbeln und sich mit seinem starken linken Fuß in die Spieleröffnung einbringen.
Rückhalt des italienischen Spielaufbaus
Im italienischen Auftaktspiel dieser EM gegen Albanien sah seine Rolle anders aus: Bastoni positionierte sich meist ganz zentral, war Italiens tiefster Spieler. Im Ballbesitz rückte Rechtsverteidiger Giovanni Di Lorenzo an seine rechte Seite. Der zweite Innenverteidiger, Calafiori, wich nach links aus und spielte die Rolle, die Bastoni bei Inter bekleiden darf. Calafiori war eine der Entdeckungen des ersten italienischen Spiels, aber das lag auch an Bastoni.
Im Klub ist er selbst noch immer so etwas wie der "Jungspund" neben dem erfahrenen Francesco Acerbi, der die EM verletzt verpasst. In der Nationalmannschaft ist Bastoni jetzt der Chef. Er dirigierte seine Kollegen gegen Albanien, gab immer wieder Anweisungen und kam trotz der defensiveren Rolle selbst noch auf 119 Ballkontakte.
In einer sehr jungen italienischen Mannschaft liegt Bastoni mit seinen 25 Jahren noch knapp unter dem Altersschnitt. Die Startelf gegen Albanien war im Schnitt 26,8 Jahre alt. Auch hat Bastoni erst 24 Länderspiele für die "Squadra Azzurra" absolviert.
Seine Vita auf Klubebene ist aber schon in jungen Jahren beeindruckend: Über 200 Spiele für Inter Mailand, zwei Mal italienischer Meister und Pokalsieger, einmal stand er im Finale der Champions League (2023, 0:1 gegen Manchester City).
Torschütze nach Eckballvariante zum Ausgleich
In Ermangelung eines treffsicheren Mittelstürmers im italienischen Kader musste Bastoni gegen Albanien auch noch als Torschütze einspringen: Die sehenswerte Eckballvariante veredelte er mit seiner Kopfballstärke am langen Pfosten zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Italien gewann letztlich souverän mit 2:1, ließ kaum noch Angriffe der Albaner zu.
Gegen Spanien werden Bastoni und Co in ihrer Kernkompetenz gefragt sein: Verteidigen. Die spielstarken Spanier sind der erste Härtetest für die Erben von Chiellini und Bonucci. Am Donnerstag gegen Spanien (20.06.2024, 21.00 Uhr, Radioreportage und Liveticker) zeigt sich, ob die nächste Generation um Alessandro Bastoni tatsächlich bereit ist für die Mission Titelverteidigung.