Luciano Spalletti

Klassenunterschied gegen Spanien "Mannschaft hat enttäuscht" - Italien-Trainer Spaletti kritisiert sein Team heftig

Stand: 21.06.2024 11:38 Uhr

Die Niederlage war knapp, die Unterlegenheit aber besonders groß. Italien ist nach dem schwachen Auftritt gegen das bärenstarke Spanien ernüchtert - vor allem Trainer Luciano Spaletti.

Von Jörg Strohschein, Gelsenkirchen

Seine Miene war erst einmal wenig aussagekräftig. Luciano Spaletti setzte sich kurz vor Mitternacht am Donnerstagabend (20.06.2024) auf das Pressepodium und wusste natürlich, dass die kommenden Fragen kaum dafür geeignet sein werden, um seine schlechte Laune zu verbessern.

Das reine Ergebnis, ein 0:1 gegen Spanien in der Gelsenkirchener Arena, hatte beim Trainer der italienischen Nationalmannschaft für verständliche Enttäuschung gesorgt. Aber viel schwerwiegender: Das Zustandekommen dieses Ergebnisses hatte beim 65-Jährigen tiefe Frustration hinterlassen.

Spaletti: "Dafür nicht der geeignete Trainer"

Schon während des Spiels konnte man Spaletti die Qualen, die die Leistung seiner Mannschaft ihm zufügte, ansehen. Er versuchte immer wieder, von der Seitenlinie lautstark zu korrigieren, aber seine Spieler erhörten ihn nicht.

Italiens Trainer Spalletti - "Habe mehr von den Spielern erwartet"

Sportschau UEFA EURO 2024, 21.06.2024 11:17 Uhr

"Diese Art Fußball gefällt mir nicht, die will ich nicht. Dafür bin ich nicht der geeignete Trainer", sagte Spaletti fast schon süffisant. "Wir wollen Ballbesitz spielen, wollen das Spiel dominieren. Das ist die einzige Art und Weise, zu Erfolgen zu gelangen." Es schien, als wollte sich der Trainer ein wenig von seinem Team abkoppeln, so, als hätte er mit diesem Auftritt wenig zu tun.

Fehlende Mentalität

Es war ein Klassenunterschied zwischen Italien und den Spaniern zu erkennen. Und welches Team, welcher Trainer, lässt sich schon gerne von der gegnerischen Mannschaft vorführen? Der stolze Spaletti jedenfalls nicht.

"Wir müssen an der Mentalität arbeiten", sagte der jetzt sichtlich frustrierte Coach und ging hart mit seinen Spielern ins Gericht. "Die Mannschaft hat enttäuscht. Ich habe meinen Spielern nahegelegt, den Spaniern auf Augenhöhe zu begegnen, denn sonst wird es gegen diesen Gegner auf Dauer schwer", fügte er an. Davon konnte der Coach nichts erkennen.

Herbe Kritik

Die italienische Presse ließ jedenfalls kein gutes Haar an der "Squadra Azzurra". Die "Gazzetta dello Sport" urteilte: "Italien, was für eine Lektion aus Spanien." "Tuttosport" schrieb: "Die Azzurri leiden und halten eine Halbzeit durch, dann kapitulieren sie." "La Repubblica" bemerkte: "Zu viel Spanien für Italien."

Spaletti fand dann doch noch einen Grund, weshalb sein Team so unterlegen war und auch er eine (kleine) Mitschuld trug. "Ich glaube, bei uns ist etwas in der Regeneration schiefgelaufen. Es gab viel zu viel Unterschiede, was die Spritzigkeit und körperliche Frische angeht", sagte er. "Wir waren nicht in der Lage, das Tempo des Gegners mitzugehen. Wenn man schlapper auf dem Platz unterwegs ist als der Gegner, ist es schwierig, einen kühlen Kopf zu bewahren."

Chance auf das Achtelfinale

Nun kommt es für Spaletti und sein Team auf die letzte Partie in Gruppe B gegen Kroatien an. Italien erreicht das Achtelfinale bei einem Sieg oder Unentschieden als Gruppenzweiter. Und auch bei einer Niederlage gegen Kroatien, wenn Albanien gegen Spanien nicht gewinnt und Italien einer der vier besten Gruppendritten ist.

In jedem Fall benötigen die Italiener eine deutliche Leistungssteigerung.