Italien gegen Kroatien unter Druck Donnarumma: "Wut nutzen, um zu gewinnen"
Titelverteidiger Italien wankt. Im Gruppenfinale am Montag (24.06.2024) gegen ein ebenfalls angeschlagenes Kroatien muss mindestens ein Punkt her. Torwart Gianluigi Donnarumma fordert die "Azzurri" demonstrativ zur Gelassenheit auf. Und es gibt einen weiteren Hoffnungsträger.
"Das Schicksal liegt noch in unseren Händen, wir dürfen uns nicht verrückt machen", sagte Donnarumma vor dem "Endspiel" (21 Uhr, im Audio-Livestream) in Leipzig. Der 25-Jährige war bei Italiens 0:1-Niederlage gegen Spanien im ersten Gigantenduell der EM der einzige seines Teams, der mithalten konnte.
"Donnarumma rettet Italien vor der totalen Pleite", urteilte die "Gazzetta dello Sport" und "Tuttosport" ergänzte: "In einer Mannschaft, die unter Niveau spielt, schafft Gigio ein Meisterwerk." Der Keeper, der bei einem Schussverhältnis von 4:20 acht Paraden zeigte, habe sich als "Koloss in der Wüste" allein gegen die Niederlage gestemmt. Besonders bitter: Überwunden wurde er dann nur von einem seiner heillos überforderten Vorderleute. Innenverteidiger Riccardo Calafiori lenkte den Ball mit dem Knie ins eigene Tor.
Donnarumma: "Nicht als totales Desaster ansehen"
"Wir haben zu viele Fehler gemacht und zu wenig Qualität eingebracht, deswegen wurden wir bestraft", stellte der Kapitän nach der Niederlage ernüchtert fest, "wir sind wütend". Aber Donnarumma blickte auch schnell wieder nach vorne und beschwor den Kampfgeist seines Teams: "Wir dürfen das jetzt nicht als totales Desaster ansehen. Lasst uns unsere Wut im nächsten Spiel nutzen, um zu gewinnen."
Man werde, so der Keeper von Paris Saint-Germain, gegen Kroatien "sicher ein ganz anderes Spiel" zeigen. Das wird auch nötig sein. Gegen Spanien waren die Italiener nahezu chancenlos, die "Gazzetta dello Sport" wertete die Pleite als "Lektion in Sachen Fußball", nun müsse der Druck erhöht werden, "auch wenn wir dafür Risiken eingehen müssen".
Fagioli wie einst Paolo Rossi?
Ein solches Risiko könnte Trainer Luciano Spaletti ("Habe mehr von den Spielern erwartet") im Mittelfeld mit dem ersten EM-Einsatz von Nicolò Fagioli gehen. Der 23-Jährige gilt als eines der größten italienischen Talente. Allerdings war der Profi von Juventus Turin wegen der Verwicklung in einen Wettskandal bis Ende Mai sieben Monate lang gesperrt. Nach seinem Debüt im November 2022 folgten erst im Juni 2024 seine Länderspiele zwei und drei.
Dass die Italiener aber verzeihen können und damit sogar sehr gut fahren, zeigt der Blick auf die WM 1982. Damals avancierte Stürmer Paolo Rossi - ebenfalls wegen eines Wettskandals zwei Jahre lang gesperrt - zum Star des Turniers: Mit sechs Treffern in den drei Spielen der Finalrunde schoss er Italien zum WM-Titel. Auch wenn Fagioli kein Stürmer ist - das Potenzial, dem Titelverteidiger Leben einzuhauchen und zumindest ins Achtelfinale zu führen, hat er allemal.