Sieg in der Verlängerung England müht sich gegen Slowakei ins Viertelfinale
Die englische Nationalmannschaft hat das Achtelfinal-Aus bei der Europameisterschaft in Deutschland knapp vermieden. Nach langem Rückstand bezwangen die Briten Außenseiter Slowakei am Sonntag mit 2:1 (0:1, 1:1) nach Verlängerung.
Jude Bellingham in den Schlusssekunden der regulären Spielzeit und Harry Kane unmittelbar nach Anpfiff der Verlängerung waren die gefeierten Torschützen der "Three Lions", die in Gelsenkirchen lange einen enttäuschenden Auftritt hingelegt hatten. Die Slowaken waren vor allem im ersten Durchgang die klar bessere Mannschaft und durch den Treffer von Ivan Schranz (25.) verdient in Führung gegangen.
Mit zunehmender Spieldauer verließ den Außenseiter aber die Kraft, England drückte mehr und mehr auf den Ausgleich und drehte die Partie dann mit dem Doppelschlag. Im Viertelfinale trifft das Team von Trainer Gareth Southgate am Samstag (06.07.2024) in Düsseldorf auf die Schweiz. Anpfiff der Partie ist um 18 Uhr.
Beide Trainer setzen auf Konstanz
Der slowakische Trainer Francesco Calzona vertraute derselben Startelf wie beim 1:1 gegen Rumänien, Southgate nahm gegenüber dem letzten Vorrundenspiel (0:0 gegen Slowenien) nur eine Veränderung vor: Auf der Doppelsechs begann Kobbie Mainoo - mit 19 Jahren der Jüngste im Kader der "Three Lions" - für Conor Gallagher.
England verschläft den ersten Durchgang
Die erste Hälfte der Partie gehörte den Slowaken, die durch Dávid Hancko (4., 5.) und Lukáš Haraslín früh zwei gute Torgelegenheiten hatten. Die Engländer taten sich schwer im Spielaufbau, für zusätzlichen Frust sorgten zudem frühe Gelbe Karten für Innenverteidiger Mark Guéhi (4.) und Mainoo (7.). Wenig später holte sich auch Bellingham Gelb ab (17.). Exemplarisch für die enttäuschende Darbietung der Southgate-Elf war ein Schuss von Kieran Trippier, den dieser völlig freistehend aus gut 15 Metern ebenso weit über das Tor jagte (9.).
Ganz anders die Slowaken, die die gegnerische Defensive mit ihrem schnörkellosen Umschaltspiel immer wieder unter Druck setzten - und völlig verdient in Führung gingen: Einen langen Ball pflückte Dávid Strelec herunter, steckte durch auf Schranz, der - nur unzureichend bedrängt von Guéhi - den Ball an Jordan Pickford zum 1:0 ins Netz jagte (25.). Zwar hatten die Engländer danach etwas mehr Ballbesitz, für Torgefahr sorgten sie bis zum Pausenpfiff aber nicht.
"Three Lions" druckvoller - Foden-Tor aberkannt
Ohne personelle Wechsel ging es in den zweiten Durchgang - was vor allem auf der englischen Seite angesichts der zuvor dürftigen Leistung überraschte. Aber England suchte nun die Offensive: Phil Foden schön herausgespielter Treffer zählte wegen der Abseitsposition des Schützen nicht (50.), kurz darauf wurde ein Schuss von Harry Kane abgefälscht und flog am Pfosten vorbei (52.).
Auf der Gegenseite wäre beinahe das möglicherweise vorentscheidende 2:0 für die Slowaken gefallen: Strelec reagierte nach einem Fehlpass am Mittelkreis schnell und schoss in Richtung leeres Tor - Pickford stand weit vor seinem Gehäuse -, aber der Ball trudelte knapp am Pfosten vorbei (56.).
Bellinghams Fallrückzieher erlöst England
Nach 65 Minuten reagierte Southgate und brachte mit Cole Palmer (für Trippier) eine frische Kraft für die Offensive. Die Slowaken standen nun sehr tief und lauerten nur noch auf Konter. So verlagerte sich das Geschehen auf dem Rasen fast ausschließlich in ihre Hälfte. Und die Führung wackelte zunehmend: Kane setzte einen Kopfball aus wenigen Metern zentral neben das Tor (78.), Declan Rice traf nur den Pfosten, den Abpraller brachte erneut Kane auch nicht im Tor unter (80.).
Sekunden vor dem Abpfiff war es dann aber soweit: Guéhi verlängerte einen Einwurf per Kopf in die Strafraummitte, wo Bellingham den Ball per Fallrückzieher zum kaum noch für möglich gehaltenen 1:1 im Tor unterbrachte und die erste Verlängerung dieser EM erzwang (90.+5).
Kane schockt Slowakei per Kopf
Die "Extra-Time" hatte kaum begonnen, da trafen die Engländer erneut: Eine sehenswerte Kopfballstaffette vollendete Kane zur Führung - die Partie war gedreht (91.). Kurios: Vorlagengeber Ivan Toney hatte Southgate erst in der Nachspielzeit eingewechselt.
Das berühmte "Momentum" war nun auf der Seite der "Three Lions", die Ball und Gegner laufen ließen. Einen "Berliner Schreckmoment" mussten die Engländer aber überstehen: Hertha-Profi Peter Pekarik rauschte in eine Flanke des künftig für Union Berlin spielenden László Bénes hinein, der Ball flog knapp über das Tor (104.). Mehr ließen die Briten danach nicht zu und sicherten sich mit Glück und Geschick das Viertelfinalticket.