Neue Regel - und ein Sonderfall Darum sah Italiens Kapitän Donnarumma wegen Meckerns Gelb
Bei der EM dürfen nur noch die Kapitäne mit dem Schiedsrichter sprechen, Verstöße werden mit Gelb geahndet. Doch es gibt eine Einschränkung - und die ist nicht unwichtig.
Im Spiel der Italiener gegen Spanien lief die 14. Minute, als Gianluigi Donnarumma sich vor Schiedsrichter Slavko Vincic aufbaute. Er beschwerte sich über eine Entscheidung. Donnarumma sah dafür die Gelbe Karte, er sah einigermaßen verwundert aus. Dabei war die Entscheidung von Vincic regelkonform.
Vor der Europameisterschaft hat die UEFA entschieden, dass nur noch der Kapitän einer Mannschaft mit dem Schiedsrichter sprechen darf. "Eine Entscheidung zu begründen, wenn 22 Spieler auf einen einreden, ist ein Ding der Unmöglichkeit", sagte Schiedsrichter-Chef Roberto Rosetti laut einer Mitteilung der UEFA.
Deshalb dürfe nur noch der Kapitän den Schiedsrichter ansprechen. Der Kapitän sei zudem dafür verantwortlich, dass seine "Mitspieler den Schiedsrichter respektieren, Abstand halten und ihn nicht bedrängen. Jeder Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Schiedsrichter reklamiert und/oder sich respektlos verhält, wird verwarnt."
Eine Einschränkung, die nicht unwichtig ist
Donnarumma, 25, ist der Kapitän Italiens, vielleicht war seine Verwunderung auch mit dieser Rolle zu erklären. Doch eins hatte er womöglich übersehen. Teil der neuen Regel ist ein nicht unwichtiger Zusatz: Wenn der Torhüter der Kapitän ist, soll der Verband eine andere Person auf dem Spielfeld als Ansprechpartner benennen. In diesem Fall müsse "ein Feldspieler bezeichnet werden, der als Ansprechpartner fungieren kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine umstrittene Szene ereignet."
Bei den Italienern ist dieser Ansprechpartner Mittelfeldspieler Jorginho - nur er hätte mit Schiedsrichter Vincic sprechen dürfen.
"Sinn dieser Regel ist nicht nur, Diskussionen zu vermeiden. Es geht auch darum, die Spielunterbrechungen so kurz wie möglich zu halten, da sich der Ansprechpartner bereits in räumlicher Nähe zum Schiedsrichter befindet", sagte Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner der Sportschau. "Manch einem mag es kleinlich vorgekommen sein, aber Vincic hat nur konsequent die Anweisungen der UEFA umgesetzt."
Das Ziel der neuen Regel: "Transparenz bei den Entscheidungen"
Wagner, der für die ARD Entwicklungen rund um die Unparteiischen einordnet, hat bereits vor der Europameisterschaft in einem Interview über die neue Regel gesprochen. Diese sei eingeführt worden, um mehr "Transparenz bei den Entscheidungen zu erzeugen", sagte Wagner Anfang Juni der Sportschau.
Die Kapitäne hätten nun die Möglichkeit, beim Schiedsrichter nachzufragen. "Damit sollen die Möglichkeit für eine sachliche Kommunikation geschaffen und große Zusammenkünfte mit ellenlangen Diskussionen ausgeschlossen werden."