Zum Tod von Pelé Der "König" ist tot - sein Erbe wird überdauern

Stand: 30.12.2022 14:43 Uhr

Pelé ist tot. Die Fußball-Gemeinschaft wird daran erinnert, dass selbst das Großartigste vergänglich ist. Pelé war der Größte - nicht nur in Brasilien. Seine Bedeutung vor allem für die armen Schichten der Welt-Bevölkerung war und ist unschätzbar.

Wer war oder ist der größte Fußballer aller Zeiten? Ein weitaus größter Teil aller Fußballinteressierten auf dieser Welt würde und wird auf die Frage stimmengleich antworten: "Pelé!" Es hat Di Stefano gegeben, Beckenbauer, Cruyff, Maradona, Ronaldo, Zidane, oder die aktuellen Ausnahmespieler Cristiano Ronaldo und Lionel Messi - aber Edson Arantes do Nascimento, Pelé eben, gilt nach wie vor als der größte und beste Fußballer aller Zeiten.

"König" Pelé war bereits während seiner aktiven Zeit Legende, Mythos und lebendes Denkmal, er wurde zum Synonym für Fußballkunst schlechthin - und blieb es auch nach Beendigung seiner Laufbahn. Und dies, obwohl andere, vor allem geschäftliche Dinge, in den Mittelpunkt seines Lebens rückten und der Brasilianer fortan eher als reicher Geschäftsmann denn als ehemaliger Fußball-Star auftrat.

Pelés Weg zur Fußball-Ikone

Sportschau, 30.12.2022 09:44 Uhr

Pelé - empfangen wie ein Staatspräsident

Pelé wurde eine weltweite Aufmerksamkeit zuteil, wie sie sonst nur Inhaber höchster politischer Ämter genießen. So wurde er bei Reisen wie ein Staatspräsident empfangen.

Dabei war Pelé für sein Heimatland, dessen Regierung ihn mit noch nicht einmal 20 Jahren zum "Nationalheiligtum" erklärte und seinen "Verkauf" ins Ausland verbot, weit mehr als nur ein Fußball-Star. Besonders für die armen Schichten Brasiliens lebte er einen ständigen Traum: Er personifizierte die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs. "Pelé hat den brasilianischen Traum verwirklicht, den Traum, dem Elend zu entfliehen, er symbolisiert den Erfolg, den Sieg, die Ästhetik, ein gewisses Savoir-vivre", schrieb einst der Züricher "Sport".

Pelé wurde in Três Coraçoes geboren, einem kleinen Ort im Landesinneren zwischen São Paulo und Rio de Janeiro gelegen. Als er zwei Jahre alt war, zog seine Familie fort - zunächst nach Lorena, dann nach São Lourenco und schließlich nach Bauru. Grund für den Umzug war jeweils der Vereinswechsel seines Vaters. João Ramos do Nascimento war unter dem Künstlernamen Giovanni Dondinho Berufsfußballer, musste seine bescheidene Karriere allerdings nach einer Knieverletzung früh beenden - er starb 1996.

Kein Rechtsanwalt - sondern lieber Berufsfußballer

Pelé - seine Mutter hätte sich für ihn eine Karriere als Rechtsanwalt vorgestellt - wollte von frühester Kindheit an Fußballprofi werden. Bei einem Jugendturnier für Straßenmannschaften wurde Pelé 1953 von einem Jugendtrainer des FC Bauru entdeckt und für ein geringes Entgelt unter Vertrag genommen. 1955 holte ihn der FC Santos, bei dem er 1956 einen Vertrag erhielt und als noch 15-Jähriger im September des Jahres gegen St. André in der ersten Mannschaft debütierte. Dabei erzielte er beim 7:1-Sieg auch gleich ein Tor.

Am 7. Juli 1957 feierte Pelé mit 16 Jahren und 257 Tagen beim 1:2 gegen Argentinien seinen Einstand in der Nationalelf und erzielte gleich den einzigen Treffer. Der damalige argentinische Kapitän Nestor Rossi soll schon damals nach dem Spiel begeistert gemeint haben: "Pelé ist der Größte!"

Pelé bei der WM 1958

Pelé bei der WM 1958

Pelé - jüngster Weltmeister mit Brasilien 1958

1958 nahm Brasiliens Nationaltrainer Vicente Feola den 17-jährigen Pelé, der 1957 zum ersten Mal Torschützenkönig der São-Paulo-Meisterschaft geworden war, mit zur Weltmeisterschaft nach Schweden. Zunächst blieb Pelé gegen Österreich und England auf der Bank, dann brachte ihn Feola aber doch, und der Youngster trug mit sechs Treffern in vier Spielen wesentlich zum Titelgewinn bei. Pelé wurde jüngster Weltmeister aller Zeiten und die Entdeckung des Turniers.

Bei der Weltmeisterschaft 1962 in Chile verteidigte Brasilien seinen Titel, Pelé wurde allerdings bereits im zweiten Vorrundenspiel gegen den späteren Finalisten Tschechoslowakei verletzt. Vier Jahre später in England erlebte der Titelverteidiger Brasilien einen schweren Rückschlag und schied bereits in der Vorrunde aus. Pelé wurde dabei von den Gegenspielern gnadenlos gejagt und getreten. Er fehlte verletzungsbedingt im zweiten Spiel gegen Ungarn (1:3) und musste bei der Niederlage gegen Portugal (1:3) schließlich verletzt das Feld verlassen.

1970 - Pelé führt Brasilien zum Titel

1970 in Mexiko führte er als großer Denker und Lenker Brasilien zum dritten Titelgewinn. Dabei erzielte er beim 4:1-Sieg im Finale gegen Italien den Führungstreffer für seine Mannschaft. Ein Jahr später, am 18. Juli 1971, verabschiedete sich Pelé vor 180.000 Fans im Maracana-Stadion mit seinem 92. und letzten Länderspiel aus der "Seleção" - gerade einmal 30 Jahre und 258 Tage alt.

Sein letztes Spiel für den FC Santos bestritt Pelé am 2. Oktober 1974 gegen Ponte Preta. Danach wollte er seine Laufbahn eigentlich beenden. Doch bereits im Juli 1975 kehrte Pelé, der übrigens niemals in seiner Karriere im Londoner Wembley-Stadion spielte, wieder auf den grünen Rasen zurück und unterschrieb einen Zweijahresvertrag bei Cosmos New York in der North American Soccer League (NASL).

Cosmos New York - Karriereende

Er führte Cosmos 1977 zur Meisterschaft und erzielte für den Klub in 111 Spielen immerhin 65 Tore. Am 1. Oktober 1977 nahm er mit dem Spiel Cosmos gegen Santos vor 75.000 Zuschauern im Giants-Stadium seinen zweiten, jetzt endgültigen Abschied vom Fußball.

Im Gegensatz zu manchem seiner früheren Mitspieler gelang es dem Selfmademan Pelé, sein fußballerisches Können als Basis für ein sorgenfreies Leben zu nutzen. Er schaffte den Absprung vom Fußballer zum Zivilisten und Geschäftsmann. Im Alter von 82 Jahren starb er nun.