Streik beendet Spanische Fußball-Weltmeisterinnen einigen sich mit Verband
Nach Zugeständnissen des spanischen Fußballverbandes und Versprechen, durchgreifende Strukturveränderungen vorzunehmen, hat die Nationalmannschaft der Frauen ihren Streik beendet.
Wie die Regierung am Mittwoch mitteilte, willigten als Konsequenz die meisten spanischen Nationalspielerinnen ein, in das Team zurückzukehren und anstehende Spiele in der Nations League zu bestreiten.
"Es ist der Beginn eines langen Weges, der vor uns liegt", sagte die Präsidentin der Spielerinnengewerkschaft Amanda Gutierrezn. Nach einem siebenstündigen Treffen in einem Hotel bei Valencia hätten sich Spielerinnen, RFEF-Funktionäre, der Nationale Sportrat (CSD) und die Spielerinnengewerkschaft Futpro geeinigt, dass im Verband "sofortige und tiefgreifende Änderungen" entwickelt werden.
Kommission zwischen RFEF, CSD und Spielerinnen
"Eine gemeinsame Kommission zwischen RFEF, CSD und Spielerinnen wird eingesetzt, um die Vereinbarungen weiterzuverfolgen", kündigte CSD-Präsident Victor Francos an. Die Vereinbarungen würden am Donnerstag verschriftlicht und unterzeichnet, so Francos.
Die Verhandlungen dauerten wohl bis in die frühen Morgenstunden. "Die Spielerinnen haben uns gegenüber ihre Besorgnis über die Notwendigkeit tiefgreifender Änderungen innerhalb der RFEF zum Ausdruck gebracht und der Verband hat versprochen, dass diese Änderungen sofort umgesetzt werden", berichtete Francos weiter.
Leon und Guijarro sind nicht dabei
Nur zwei der 23 dafür vorgesehenen Spielerinnen sind nicht dabei: Mapi Leon und Patri Guijarro (beide FC Barcelona) erklärten, dass sie das Team vor den anstehenden Partien in der Nations League verlassen werden. Die beiden gehörten bereits nicht dem erfolgreichen WM-Team an, weil sie ihre Nominierung aus Protest gegen den RFEF verweigert hatten.
Francos versicherte, dass den beiden, die ihre Aufstellung bei den Nations-League-Spielen wegen "persönlichen Unbehagens" abgelehnt hatten, keine Strafmaßnahmen drohten.
"Wir sind gezwungen worden, hierhin zu kommen"
Tags zuvor hatten sich trotz der Ankündigung, weiter streiken zu wollen, mindestens elf der 15 nominierten Weltmeisterinnen dem Druck des spanischen Fußballverbandes RFEF und der Regierung gebeugt und traten bei der Nationalelf an. Der Verband hatte mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht.
"Wir sind gezwungen worden, hierhin zu kommen. Aber wenn sie uns bestrafen wollen, dann müssen wird eben kommen", sagte Barca-Verteidigerin Mapi Leon, die nicht zum siegreichen WM-Team gehört hatte, auf dem Weg zur Nationalmannschaft. Weltfußballerin Alexia Putellas, die ebenfalls dem Druck nachgab, antwortete auf dem Flughafen von Barcelona auf die Frage, wie sie sich fühle: "Schlecht."
Spiele gegen Schweden und die Schweiz
Spanien will sich über die Nations League für Olympia 2024 in Paris qualifizieren und tritt am Freitag gegen Schweden und am Dienstag gegen die Schweiz an. Am Montag hatte die neue Nationaltrainerin Montse Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, 15 Weltmeisterinnen nominiert. Dabei hatten diese zuvor mitgeteilt, dass sie nicht nominiert werden wollten, solange es keine tiefgreifenden Änderungen im Verband gebe.
Die Kritik macht sich an Bevormundung durch und übergriffiges Verhalten von Männern fest. Die Spielerinnen fordern unter anderem die Absetzung von RFEF-Interimschef Pedro Rocha und weiterer Funktionäre, die Rubiales nahestehen.
Regierung droht mit harten Strafen
Vor Journalisten in Madrid versicherte Tomé am Montag, sie habe mit den von ihr nominierten Fußballerinnen gesprochen und keine von ihnen habe die Teilnahme an den Begegnungen verweigert. Im krassen Gegensatz dazu stand die Ankündigung der Spielerinnen vom späten Montagabend, ihren Länderspiel-Streik fortzusetzen.
Dass nun viele Spielerinnen doch anreisten, hing wohl auch mit dem Druck seitens der spanischen Regierung zusammen. "Wenn die Spielerinnen nicht antreten, muss die Regierung, so leid es mir tut, handeln und dem Gesetz Geltung verschaffen", sagte Francos dem spanischen Radiosender "El Larguero" am späten Montagabend.
Dem spanischen Sportgesetz zufolge stellt die Weigerung, trotz Nominierung nicht anzutreten, eine besonders schwere Verfehlung dar, die Geldstrafen zwischen 3.000 und 30.000 Euro sowie Sperren von mehreren Jahren nach sich ziehen kann.
Unterstützung durch Sportminister
Unterstützung erhielten die Spielerinnen von Sportminister Miquel Iceta: "Wir fordern den Verband auf, die Strukturen zu ändern, damit er ein Ort der Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Professionalität ist. Darauf haben die Spielerinnen und die spanische Bevölkerung ein Recht."
Hermoso äußert sich zu Nichtnominierung
Jennifer Hermoso fehlt in dem Aufgebot, laut Verband zu ihrem eigenen Schutz. Die 33-Jährige war nach dem gewonnenen WM-Finale in Sydney bei der Siegerehrung von Rubiales ohne ihre Zustimmung übergriffig auf den Mund geküsst worden. Der Fall löste weltweit Empörung aus, nach langem Widerstand trat Rubiales zurück und die spanische Justiz leitete Ermittlungen ein.
"Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?", schrieb Hermoso nun. Schutz durch den Verband habe es in der Vergangenheit nie gegeben. Die Nominierung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht berufen zu werden, sei nun "ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert" habe.