Konsequenz nach Rubiales-Skandal Vilda nicht mehr Trainer von Spaniens Weltmeisterinnen
Spaniens umstrittener Weltmeisterinnen-Trainer Jorge Vilda ist im Zuge des Skandals um Verbandspräsident Luis Rubiales von seinen Aufgaben entbunden worden. Für den zaudernden spanischen Verband ist es auch der Versuch, Schadensbegrenzung zu betreiben, nachdem die Weltmeisterinnen zuletzt einen Streik gegen die Verbandspolitik angekündigt hatten.
Wie der spanische Verband RFEF am Dienstag (05.09.2023) mitteilte, wurde Montserrat Tomé, die bisherige Assistentin Vildas, zur neuen Nationaltrainerin ernannt. Damit hat erstmals eine Frau den Posten inne. Die 41 Jahre alte frühere Nationalspielerin wird ihr Debüt am 22. September im Heimspiel der Nations League gegen Schweden feiern.
In einem Abschiedswort an Vilda lobte die RFEF sein "tadelloses persönliches und sportliches Verhalten", mit dem er "eine Schlüsselrolle beim bemerkenswerten Wachstum des Frauenfußballs in Spanien" gespielt habe: "Während seiner langen Amtszeit war Vilda ein Förderer der Werte Respekt und Sportsgeist im Fußball."
Coach Vilda bezeichnet Rauswurf als "ungerecht"
Vilda war am Tag seiner Freistellung noch ein königlicher Verdienstorden verliehen worden, gemeinsam mit dem kompletten Weltmeister-Team. Der Coach äußerte sich erst am Mittwoch, einen Tag nach seinem Rauswurf und zeigte wenig Verständnis für die Entscheidung des Verbandes. "Ich werde jede Kritik im Sport akzeptieren, aber persönlich denke ich, dass es ungerecht ist", sagte Vilda in einem Interview dem Sender "Cadena Ser".
Rubiales und Vilda gelten als Verbündete
In der Tat hatte der Verband in seiner Mitteilung keine konkrete Begründung geliefert, warum der Coach seines Amtes enthoben wurde. Vilda gilt als Verbündeter des umstrittenen Verbandschefs Luis Rubiales, seit 15 Spielerinnen im September 2022 gegen Vilda in den Streik getreten waren, um gegen die Methoden des Trainers zu protestieren.
Rubiales hat den spanischen Verband nach seinem Übergriff gegen die Spielerin Jennifer Hermoso nach dem WM-Triumph in Misskredit gebracht. Nationalcoach Vilda kritisierte das Verhalten von Rubiales zuletzt zwar, hatte bei der bizarren Verteidigung von Rubiales bei einer außerordentlichen Generalversammlung des RFEF aber applaudiert. Dabei verweigerte der Verbandspräsident auch einen von großen Teilen der spanischen Politik geforderten Rücktritt.
Schadensbegrenzung mit Freistellung von Vilda
Mit Vildas Freistellung wollte der spanische Verband wohl vor allem Schadensbegrenzung betreiben. Der Großteil von Vildas Trainerstab hatte schon seinen Rücktritt eingereicht. Spaniens Weltmeisterinnen hatten außerdem einen Streik angekündigt, sollte es im Bereich der sportlichen Führung des Nationalteams keine Veränderungen geben. Für das Länderspiel gegen Schweden am 22. September hätte Spaniens Verband die Blamage gedroht, womöglich ohne seine Weltmeisterinnen antreten zu müssen.
Der Verband RFEF kämpft weiter mit der Aufarbeitung der skandalösen Vorfälle beim WM-Finale. Rubiales hatte mit seinem übergriffigen Verhalten eine weltweite Welle der Empörung und in Spanien eine Diskussion über Machismus ausgelöst. Der Weltverband FIFA sperrte Rubiales vorläufig für 90 Tage und leitete ein Disziplinarverfahren ein.
Spanischer Verband will "Führung des Verbandes verbessern"
Vor der Trennung von Vilda hieß es vonseiten des Verbandes, dass der RFEF in den kommenden Tagen eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen wolle, "um die Führung des Verbandes zu verbessern und den verursachten Schaden so weit wie möglich zu beheben", teilte er mit.
Welche konkreten Maßnahmen der Verband gegen seinen angeschlagenen Vorsitzenden Rubiales ergreifen wird, blieb unklar. Er wolle sich bei den Fußballinstitutionen aufrichtig entschuldigen, schrieb Interimspräsident Pedro Rocha, der als enger Vertrauter von Rubiales gilt, in dem am Dienstag veröffentlichten Brief, den er zuvor bereits an die entsprechenden Adressaten geschickt haben will.
Rubiales weiter im Amt - bislang kein Misstrauensvotum
Rubiales' Verhalten spiegele nicht die Werte der spanischen Gesellschaft wider, er habe dieser und dem spanischen Fußball "enormen Schaden" zugefügt. Nun sei es Aufgabe des Verbandes, dafür zu sorgen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederhole, beteuerte Rocha.
Zuletzt hatten sich auch Vertreter der Regionalverbände des RFEF gegen Rubiales gestellt. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab.
RFEF zaudert - Sportgerichtshof blockiert Suspendierung
Rocha ließ nun verlauten, dass die RFEF die FIFA und die spanische Sportgerichtsbarkeit dabei unterstützen wolle, schnellstmöglich zu einer Entscheidung zu kommen, "die den Schaden wieder gutmacht".
Das nationale Sportverwaltungsgericht TAD versagte dem zaudernden Verband jedoch vorerst die erhoffte Amtshilfe: Der Sportgerichtshof Tad beschloss zwar die Eröffnung eines Verfahrens, aber nur wegen eines "schweren" Fehlverhaltens. Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste Sportbehörde CSD nicht möglich. Der CSD hätte den 46-Jährigen nur im Fall eines Verfahrens wegen eines "sehr schweren" Fehlverhaltens des Amtes entheben können.
Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rubiales
Auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich mit dem Fall Rubiales, der sich weiterhin weigert, als Verbandschef zurückzutreten. Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbandes gewählt worden. Der Funktionär sitzt auch als Vize im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA).