DFB-Testspiel gegen Japan Japans Trainer Moriyasu will von Deutschland lernen
So schrill Japan auch sein mag in seinen Mega-Citys, mit seiner bunten Manga-Kultur oder seinen atemberaubenden technischen Innovationen. So unaufgeregt mutet das Auftreten von Strippenziehern an, die häufig als Verantwortliche von Unternehmen oder Unternehmungen in Erscheinung treten und ebenso unaufgeregt angenommen werden.
Aus deutscher Sicht betrachtet: so beneidenswert unaufgeregt - wie Japans Nationaltrainer Hajime Moriyasu, der mit seinem Team am Samstag (09.09.2023, 20.45 Uhr, Liveticker und Audiostream bei sportschau.de) Testspielgegner der deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg ist.
"Historischer Sieg" für Japan bei WM in Katar 2022
Hajime Moriyasu ist seit 2018 Cheftrainer der japanischen Nationalmannschaft. Fast schon bemitleidenswert sah der 55-Jährige aus, als er nach dem für Japan "historischen" Sieg gegen Deutschland bei der WM 2022 in Katar vor die Presse trat.
"Wir wussten, dass wir uns mehr um die Verteidigung kümmern müssen. Deshalb habe ich das System umgestellt. Die Spieler wussten direkt, was ich damit meine und wie sie sich verhalten sollten", sagte Moriyasu über die Maßnahmen, die in der Pause getroffen wurden. Und in Takehiro Tomiyasu, Freiburgs Ritsu Doan und Bochums Takuma Asano wechselte der Trainer den Sieg ein.
Japan will weiter von Deutschland lernen
Auch gegen Spanien landete Japan einen 2:1-Erfolg, wieder drehten die Asiaten die Partie gegen die Europäer. Hierzulande und heutzutage wird das in der Rückschau gerne vergessen. Japans WM-Weg endete im WM-Achtelfinale gegen Kroatien, als gleich drei Japanern im Elfmeterschießen die Nerven versagten.
Im Wirrwarr um Spielführerbinden, das unglücklich gewählte WM-Lager und ein in einem arabischen Ölbohrloch verschwundenen Selbstbewusstsein schlug sich die DFB-Elf hauptsächlich selbst.
Aber Moriyasu, selbst früherer japanischer Nationalspieler und mehrmaliger japanischer Meister, vergaß auch nicht, von wem seine Spieler auch profitierten: "Viele meiner Spieler sind nach Deutschland gegangen, um dort ihre Fähigkeiten auszubauen. Und diese haben sie nun gezeigt", sagte der inzwischen erfolgreichste japanische Nationaltrainer (Siegquote 65 Prozent), und sprach bemerkenswerte Sätze: "Es gibt so viele tolle Menschen und Spieler in Deutschland, die zur Entwicklung des japanischen Fußballs beigetragen haben. Wir wollen weiter von Deutschland lernen. Es ist unsere Zukunft."
Fast nur Legionäre: Moriyasu muss aus der Ferne agieren
Nur vier Spieler des aktuellen Kaders verdienen ihr Geld in Japan. Die anderen sind fast ausschließlich über die westeuropäischen Ligen verteilt. Fünf der Hochkaräter spielen in Deutschland: Kapitän Ko Itakura (Borussia Mönchengladbach), die WM-Torschützen Ritsu Doan (Freiburg), Takuma Asano (VfL Bochum) und Ao Tanaka (Fortuna Düsseldorf) sowie Hiroki Ito (VfB Stuttgart).
Hajime Moriyasu
Der Trainer hat die Legionäre alle im Blick, sein Team dominieren Mittzwanziger. Der gegen Deutschland bei der WM aus dem Spiel genommene Offensivspieler Takefusa Kubo ist mit 22 Jahren der Jüngste, Innenverteidiger Shogo Taniguchi mit 32 der Älteste. Moriyasu startete in die Zeit nach der WM mit zwei Niederlagen in Testspielen, im Juni folgten zwei Siege gegen mittel- und südamerikanische Teams der zweiten Reihe.
Gegner | Datum | Ergebnis |
---|---|---|
Uruguay (Heimspiel) | 24.03.2023 | 1:1 (0:1) |
Kolumbien (Heimspiel) | 28.03.2023 | 1:2 (1:1) |
El Salvador (Heimspiel) | 15.06.2023 | 6:0 (4:0) |
Peru (Heimspiel) | 20.06.2023 | 4:1 (2:0) |
"Wir hatten einige Probleme, aber es war nicht so, dass wir sie nicht in den Griff bekommen hätten", sagte Itakura über die Spiele. Moriyasu erläuterte, dass seine Experimente mit neuen Aufstellungen - darunter die neuen Außenverteidiger Yukinari Sugawara vom niederländischen AZ Alkmaar und Kashif Bangnagande vom FC Tokio - Teil des Aufbauprozesses für die Weltmeisterschaft 2026 sind.
"Es ist wirklich ein neues Team", sagte er, "wir werden auf keinen Fall zu viel über das reden, was wir bis jetzt gemacht haben. Wir müssen das Gefühl des Aufbruchs entwickeln."
Wofür Japan vielleicht ein Vorbild sein kann
Das "Gefühl des Aufbruchs" sollte auch das DFB-Team um Bundestrainer Hansi Flick begleiten. Wie lautet ein verbreitetes japanisches Sprichwort? "Nana korobi, ya oki" - siebenmal hinfallen, achtmal (wieder) aufstehen. Vielleicht etwas, was Deutschland von Japan lernen kann.