![Club Brügges Trainer Nicky Hayen applaudiert den Fans gemeinsam mit seinen Spielern nach dem Spiel gegen Juventus Turin zu | NICOLAS TUCAT / AFP Club Brügges Trainer Nicky Hayen applaudiert den Fans gemeinsam mit seinen Spielern nach dem Spiel gegen Juventus Turin zu](https://images.sportschau.de/image/5fdf9282-9034-426e-bc9d-d0f6ac4d8c2d/AAABlRW_2LQ/AAABkZLrr6A/original/hayen-102.jpg)
Playoff-Rückspiel gegen Atalanta FC Brügge - ein Erfolgsmodell hofft auf den Coup
Der FC Brügge könnte am Mittwoch bei Atalanta Bergamo die größte Überraschung der Playoffs in der Champions League feiern und ins Achtelfinale einziehen. Das Hinspiel haben die Belgier knapp gewonnen. So oder so steht der Verein aber gut da - vor allem finanziell läuft es bei den "Blauschwarzen".
Die Qualifikation für die beiden Spiele fürs Achtelfinale der Königsklasse hat das Team von Coach Nicky Hayen gewissermaßen minimalistisch geschafft: Mit drei Siegen (1:0 in Graz, 1:0 gegen Aston Villa und 2:1 gegen Sporting Lissabon) und zwei Unentschieden (1:1 in Glasgow und 0:0 gegen Juventus Turin) landete der Traditionsverein auf Platz 24 und damit auf dem letzten Platz, der zur Teilnahme an der Playoff-Runde berechtigte. Das Hinspiel der Quali-Runde gewann der "Club Brügge" mit 2:1 gegen Atalanta Bergamo - aber so richtig überzeugend war das nicht.
Umstrittener Elfmeter führt zum Sieg
Denn nur ein sehr umstrittener Strafstoß in der Nachspielzeit brachte den 19-maligen belgischen Meister in den Genuss eines Heimsieges gegen die Norditaliener. Und Bergamo präsentierte sich vor allem in der Champions League stärker. Der aktuelle Dritte der italienischen Serie A verpasste hauchdünn den direkten Einzug in die Runde der letzten 16 in der Königsklasse und liefert unterwegs in der Gruppenphase Schützenfeste gegen YB Bern (6:1) und gegen Sturm Graz (5:0) ab.
Außerdem rang das Team von Gian Piero Gasperini in dessen neunter Saison als Trainings-Verantwortlicher dem FC Barcelona auswärts ein vielbeachtetes 2:2 ab. Unterm Strich betrachtet hat der FC Brügge den Vorteil des Heimsiegs im Hinspiel, braucht jedoch Glück und Geschick, um sich am Ende gegen Atalanta durchzusetzen.
Vor allem Geschick bei den Transfers
Dass Brügge aber in jedem Fall mit Geld gut umgehen kann, beweist der Verein seit vielen Jahren. Anders als auf dem Trainerstuhl, wo mit Hayen aktuell der sechste Trainer innerhalb von drei Jahren sitzt, gab es beim FC über viele Jahre hinweg große Kontinuität in der Geschäftsführung. Dort war von 2011 bis April 2024 Vincent Mannaert für die Transferpolitik verantwortlich und bereitete dem Klub einen wahren Geldregen.
Spieler wie Antonio Nusa, Igor Thiago oder Odilo Kossounou wurden für mittlere einstellige Millionenbeträge gekauft, besser gemacht und dann für 20 bis 30 Mio. Euro wieder abgegeben. Ebenfalls hochprofitabel arbeitete man, als man die Spieler Lois Openda und Charles De Ketelaere ausbildete, um dann die Begehrlichkeiten guter europäischer Klubs zu befriedigen. Openda ist inzwischen über Lens in Leipzig gelandet, de Ketelaere ist mit 37,5 Mio. Euro (Quelle: transfermarkt.de) der Rekordverkauf von Mannaert.
Spielername | gekauft für € (Jahr) | verkauft für € (Jahr, Klub) | Transferbilanz |
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Lois Openda | eigene Jugend (2018) | 15,39 Mio.(2022, RC Lens) | 15,39 Mio (zu RB Leipzig für 40 Mio.) |
Charles De Ketelaere | eigene Jugend (2018) | 37,5 Mio. (2022, AC Mailand) | 37,5 Mio. |
Odilo Kossounou | 3,85 Mio. (2019) | 23 Mio. (2021, Bayer Leverkusen) | ca. 19 Mio. |
Antonio Nusa | 5,7 Mio. (2021) | 28 Mio. (2024, RB Leipzig) | ca. 22 Mio. |
Alex. Skov Olsen | 6,4 Mio. (2021) | 14. Mio. (2024, VfL Wolfsburg) | ca. 7,5 Mio. |
Igor Thiago | 11 Mio. (2023) | 33 Mio. (2024, FC Brentford) | ca. 22 Mio. |
Roman Jaremtschuk | 17 Mio. (2022) | 2 Mio. (2024, Olympiakos Piräus) | -15 Mio. |
Der Manager wurde inzwischen vom belgischen Verband abgeworben, sein Nachfolger ist seit Frühjahr 2024 Dévy Rigaux. Rigaux war acht Jahre lang im Führungsstab und kennt den Verein aus dem Effeff. Seine Kompetenz und seine Vernetzung bis nach Südamerika sind weithin anerkannt im Land von König Philippe.
Etwa 120 Millionen Euro Transferüberschuss
Rigaux will Mannaerts herausragende Arbeit fortführen. Seine Käufe (u.a. Christos Tzolis von Fortuna Düsseldorf für 6,5 Mio. im Sommer 2024) funktionieren - aber im Winter 24/25 hielt sich Brügge auf dem Transfermarkt stark zurück. Dabei müssten sich die Transüberschüsse der vergangenen zehn Jahre auf etwa 120 Millionen Euro angehäuft haben.
![Vincent Mannaert während einer Pressekonferenz | IMAGO / Photo News Vincent Mannaert während einer Pressekonferenz](https://images.sportschau.de/image/bbdb48b0-b0fe-4de9-88a2-17649875cb8b/AAABlRW25Gg/AAABkZLlUbs/16x9-960/mannaert-100.jpg)
Vincent Mannaert während einer Pressekonferenz
"Der finanzielle Aspekt ist wichtig, aber er ist nicht alles", sagte Direktor Rigaux gegenüber "Het Laatste Nieuws", "wir tätigen keine Transfers, um in der Champions League zu spielen." Damit machte er die Marschrichtung der Belgier klar: Lieber solide wirtschaften als mit viel Risiko auf der Bühne der ganz Großen mitmischen zu wollen und dann an überzogenen Ansprüchen zu scheitern. Man wolle "Meister werden und an drei Fronten aktiv sein", so Rigaux weiter. Eichhörnchen-Taktik nennt man wohl so etwas.
Fokus auf die Liga und das kommende Jahr
Die erfolgreichen Zeiten des FC Brügge liegen länger zurück. Höhepunkt war sicherlich das Finale im Europapokal der Landesmeister 1978, das man gegen den FC Liverpool mit 0:1 verloren hat. 2025 ist man froh, die Gruppenphase überstanden zu haben. Aber rechnet man mit "mehr"?
Der erfahrene Torhüter Simon Mignolet, einige Jahre unter Jürgen Klopp in Diensten des FC Liverpool, ärgerte sich besonders über das maue Remis in der Liga gegen VV St. Truiden. Denn mittlerweile ist der Rückstand auf Tabellenführer KRC Genk (mit dem deutschen Trainer und Ex-Bayernspieler Thorsten Fink) auf acht Punkte angewachsen.
"Punkteverluste zwischen diesen großen Spielen, das sollte nicht passieren", sagte Simon Mignolet danach "voetbalkrant.com". "Wenn wir nächstes Jahr wieder in der Champions League spielen wollen, müssen wir diese Spiele gewinnen."
Der Blick scheint eher auf die heimische Liga und die kommende Saison gerichtet zu sein.