Der brasilianische Fußball-Star Ronaldo

Wahl zum Verbandschef 2026 Ronaldo will Brasiliens geschundene Fußball-Seele retten

Stand: 17.12.2024 22:00 Uhr

Ronaldo will Brasiliens nächster Fußball-Präsident werden. Die Fußball-Ikone möchte dem Land des fünfmalige Weltmeisters wieder "Prestige" verschaffen.

"Auf der Straße flehen mich permanent Leute an, wieder zu spielen", erzählte Ronaldo jüngst dem brasilianischen Internetportal Globoesporte - und bringt die Misere der "Seleção", der einstmals so bewunderten und verehrten brasilianischen Nationalmannschaft, auf den Punkt.

Seit dem WM-Titel 2002 hat Brasilien im Fußball außer drei Südamerika-Meisterschaften nicht mehr viel gewonnen. Bei den letzten beiden WM-Endrunden war jeweils im Viertelfinale Schluss. Von der historischen 1:7-Schmach gegen Deutschland 2014 ganz zu schweigen. Und die Qualifikation für die WM 2026 ist noch längst nicht in trockenen Tüchern.

Eine WM-Endrunde ohne Brasilien? Das gab es noch nie. Das Team von Trainer Dorival Junior steht nur auf Rang fünf der Qualifikationsgruppe A, musste zuletzt im November Unentschieden gegen Erzfeind Uruguay und zuvor gegen Venezuela hinnehmen.

Wo als Präsident anfangen?

Sicherlich wird der Star von einst nicht mehr im legendären Dress der gelben Trikots mit den blauen Hosen auflaufen. Aber er könnte dem brasilianischen Fußball wieder Struktur und Stabilität verleihen. Aber wo soll er anfangen, falls er im März 2026 Amtsinhaber Ednaldo Rodrigues ablösen würde? Korruption, Spielmanipulation, Starspieler, die im Nationalteam nicht treffen - das sind nur einige der Baustellen, die aktuell auf der brasilianischen Fußballseele lasten.

Ronaldo will mit "außerordentlichen Plänen" durchs Land reisen und die Regionalverbände überzeugen, für ihn zu stimmen. Dafür hat er jetzt noch ein gutes Jahr Zeit. Dabei wird es auch um seine Klubbeteiligungen gehen, die er nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn 2011 als Investor eingegangen ist. Bei seinem Heimatklub Cruzeiro Belo Horizonte hat die Sanierung gut geklappt, bei Real Valladolid in Spanien soll er nach etwa drei Jahren Investment vor dem Verkauf seiner Anteile stehen.

Die Suche nach dem alten System

Dabei braucht Brasiliens Fußball Konstanz. Trainer Tite verließ die Seleção 2022 nach der WM. Nachfolger Ramon Menezes durfte drei Spiele betreuen, Fernando Diniz danach immerhin sechs. Aber gerade seine Verpflichtung offenbarte das Dilemma des brasilianischen Fußballs im 21. Jahrhundert.

Denn Diniz wollte das früher so erfolgreiche System "brasilianischer Straßenfußball" spielen lassen - was ihm viel Sympathie der Fußball lebenden Nation Brasilien einbrachte. Doch der Ansatz verlief nicht erfolgreich. Ein Grund könnte sein, dass die großen brasilianischen Spieler wie aktuell FIFA-Bester Vini Jr., Rodrygo und Neymar gar nicht mehr richtig wissen, was das ist.

Vinicius Junior tröstet Neymar nach einer Niederlage

Vinicius Junior (l.) tröstet Neymar nach einer Niederlage.

Die fußballerische Seele verlässt das Land mit den Talenten

In Brasilien werden im Vergleich zu Europa (oder Arabien) mickrigste Gehälter im Durchschnitt gezahlt. Laut Deutschlandfunk verdienen auch die Erstliga-Profis durchschnittlich nicht mehr als 1.500 Euro pro Monat. Das ist zwar dreimal so viel wie der Durchschnittslohn der Brasilianer.

Aber es liegt auf der Hand, dass die jungen Talente den ersten Flieger nach Europa nehmen, den sie in Sachen Fußball bekommen können. Aber ohne Spielpraxis in der Heimat geht so auch die fußballerische Seele Brasiliens auf Reisen. Im aktuellen Kader der Nationalmannschaft stehen nur sieben Profis, die bei südamerikanischen Vereinen unter Vertrag stehen.

Rodrigues Pleite mit Ancelottis Verpflichtung

Ronaldos Anspruch, den Verband zu leiten, könnte auch vom Gedanken geleitet sein, dass der Fisch vom Kopf her gesunden soll. Der amtierende Präsident Rodrigues hatte sich zuletzt dadurch hervorgehoben, dass er als Nachfolger vom jetzigen Coach Dorival Junior keinen geringeren als Trainerlegende Carlo Ancelotti verpflichten konnte. Doch weil sich "rechtliche" Probleme auftaten, musste Rodrigues zurücktreten, und Ancelotti verlängerte doch lieber bei Real Madrid - und wurde dort als bester Trainer der FIFA ausgezeichnet.

Weil sich dann aber beim Verband große Turbulenzen entwickelten, wurde Rodrigues zurückgeholt. Die Quittung könnte in der verpassten WM-Qualifikation für die Endrunde 2026 kommen.

Brasiliens Fußballpräsident Ednaldo Rodrigues

Brasiliens Fußballpräsident Ednaldo Rodrigues

Prestige des brasilianischen Fußballs zurückerobern

Und dann müsste Ronaldo als Chef des einst so glorreichen Verbandes CBF nicht nur neue Strukturen schaffen, sondern eine ganze am Boden liegende Fußballnation wieder aufrichten. Eine gigantische Aufgabe, die Ronaldo selbst so beschriebt: "Mein Ziel ist es, das Prestige des brasilianischen Fußballs zurückzuerobern."