Streit um Kalender Ligen und Gewerkschaften machen Beschwerde gegen FIFA offiziell
Der Verband der europäischen Ligen, in dem auch die DFL Mitglied ist, hat gemeinsam mit mehreren Spielergewerkschaften offiziell eine Beschwerde gegen die FIFA bei der EU-Kommission eingereicht - es geht um den engen Spielplan.
Die Beschwerde wurde am Montag offiziell in Brüssel eingereicht. Aus Sicht der DFL und der anderen europäischen Ligen wie beispielsweise der Premier League, La Liga, der Serie A sowie den Spielergewerkschaften gibt es bei der FIFA einen Interessenkonflikt: Sie reguliert den Fußball auch bei der Festlegung des Kalenders und organisiert gleichzeitig kommerzielle Wettbewerbe wie die WM oder bald die neue Klub-WM mit 32 Teams. Die Probleme dabei:
- Die Spieler sehen sich vor allem im Spitzenbereich einer immer größeren Belastung ausgesetzt, die in ihrem Ausmaß ungesund sein kann.
- Die Ligen erleben eine immer stärkere kommerzielle Konkurrenz auf dem TV-Markt.
Ligen und Gewerkschaften fordern Mitspracherecht
Es sei der Missbrauch einer dominanten Stellung, wenn die FIFA alleine Entscheidungen über den Kalender treffe, heißt es in der Beschwerde. Sie müsse alle Interessengruppen, also auch Spieler und Ligen, bei den Entscheidungen einbeziehen - gefordert wird also ein besseres Mitspracherecht. Das aktuelle Vorgehen verstoße auch gegen EU-Recht, wie die Fälle um die Super League und um den Spieler Diarra zeigten, argumentieren Ligen und Gewerkschaften.
"Die FIFA muss transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig sein, um diesen Interessenkonflikt zu neutralisieren", heißt es in einer Mitteilung. Die Wortwahl bezieht sich direkt auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zur Super League.
Zuvor hatte auch der Weltverband der Ligen (World Leagues Association), dem die DFL ebenfalls angehört, der FIFA mit Klage gedroht. Die FIFPRO hat bei einem Handelsgericht in Brüssel sogar schon eine Klage eingereicht.
Die FIFA weist die Vorwürfe zurück
Die FIFA wies im Zuge einer Androhung der Beschwerde im Mai alle Vorwürfe zurück. In einem Schreiben an Ligen und Gewerkschaften erklärte FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström, dass alle Seiten berücksichtigt würden. "Aber es ist nicht immer möglich, alle in diese Angelegenheit zufriedenzustellen." Den Vorwurf, den Kalender einseitig für den Businessplan der FIFA zu gestalten, wies Grafström zurück.
FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström
Grafström widersprach auch der Darstellung, dass es keine Einbeziehung der Ligen und der Spielergewerkschaft gegeben habe und verwies in dem Schreiben auf Treffen in den Jahren 2021 und 2022.
Spaniens Liga: "FIFA handelt ausschließlich in ihrem Interesse"
"Die FIFA führt einseitig neue Formate ein und weitet Wettbewerbe aus. Sie handelt ausschließlich in ihrem eigenen Interesse", sagte Javier Tebas, Präsident der spanischen La Liga. "Sie berücksichtigt dabei nicht den daraus resultierenden Schaden für das gesamte Fußball-Ökosystem." Die FIFA wolle die Folge der EuGH-Urteile nicht einsehen. Tebas sagte: "Heute ist ein entscheidender Tag für den Fußball. Warum? Das werden wir bald alle sehen."
Javier Tebas, Präsident von Spaniens La Liga
David Terrier, Chef der internationalen Spielergewerkschaft FIFPRO in Europa, kritisierte: "Die FIFA weigert sich, den Spielern zuzuhören und sich mit ihnen zu beschäftigen, der wichtigsten Arbeitskraft unserer Branche." Die FIFA habe keine Antworten gegeben, "wir haben keine andere Wahl". In zahllosen Diskussionen hätten die Spieler aber signalisiert: "Genug ist genug."
Klub-WM im Zentrum der Kritik
Die neue Klub-WM der FIFA mit 32 Teams ist ein Hauptkritikpunkt. Das neue Turnier nimmt den Spielern der Spitzenteams einen der freien Sommer, für die Ligen entsteht ein weiterer Konkurrenzwettbewerb.
Die Klubs an der Spitze sehen den Wettbewerb allerdings durchaus positiv, er verspricht eine neue Einnahmequelle zu werden. Bayern München ist als eines von zwei Teams aus Deutschland neben Borussia Dortmund qualifiziert. "Natürlich müssen wir sehen, wie wir das managen", sagte Jan-Christian Dreesen am Rande der ECA-Generalversammlung in Athen im Gespräch mit der Sportschau. "Auf der anderen Seite sind wir qualifiziert und freuen uns darüber. Und die Spieler freuen sich auch - also wir supporten diese Klub-WM."