Nations League Für die DFB-Frauen zählt gegen Island nur ein Sieg
Die Nationalmannschaft der Frauen tritt in der Nations League gegen Island an. Ein Sieg ist fast Pflicht, soll es mit den Olympischen Spielen 2024 klappen. Doch die Vorzeichen stehen nicht gut.
Es geht um nicht weniger als um die Teilnahme an Olympia 2024 in Paris. Die Partie der deutschen Nationalmannschaft der Frauen in der Nations League A gegen Island am Dienstag (26.09.2023; ab 18.15 Uhr im Liveticker) ist zwar noch kein Endspiel.
Sollte das Team von Interims-Bundestrainerin Britta Carlson nach der jüngsten 0:2-Auftaktpleite in Dänemark aber auch die zweite Partie verlieren, droht das nächste große Scheitern nach dem Vorrundenaus bei der WM in Australien und Neuseeland im vergangenen Sommer.
Nur der Gruppensieger zieht in die Endrunde ein und kämpft um die zwei Tickets, die für die europäischen Teams in diesem Wettbewerb vorgesehen sind. Für Torhüterin Merle Frohms geht es vor allem darum, "die negativen Emotionen rauszulassen. Dann ist auch das Wie erst mal zweitrangig, sondern es zählt nur ein Sieg. Jetzt stehst du mit dem Rücken zur Wand. Ab jetzt gilt es, alle Spiele zu gewinnen."
Carlson zeigt einige Schwächen auf
Die Nerven rund um die Mannschaft sind entsprechend angespannt. "Diese Niederlage bedeutet: Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte Marina Hegering. "Wir brauchen den Sieg, egal wie", ergänzte Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann.
Das große Problem: Niemand der Verantwortlichen kann oder will so sagen, worin das andauernde Leistungsdefizit begründet ist. Carlson hatte nach dem Spiel in Dänemark zumindest ein paar Schwächen aufgezeigt: Langsames Angriffsspiel, viel Querpässe, kaum Ideen, wenig Verantwortungsbewusstsein. "Die nötige Sicherheit fehlt einfach gerade, und das merkst du", sagte sie.
Die Probleme scheinen aber tiefer zu liegen und sind nicht nur auf dem Rasen zu suchen. Die eigentliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat sich nach der Rückkehr von der WM krank abgemeldet. Eine Aufarbeitung des Turniers hat noch nicht stattgefunden und soll laut des sportlichen Leiters der DFB-Nationalmannschaften, Panagiotis "Joti" Chatzialexiou, erst stattfinden, wenn die 55-Jährige wieder arbeitsfähig ist.
WM-Aufarbeitung lässt auf sich warten
Worum es sich bei der Krankheit handelt und wann eine Rückkehr möglich sein könnte, darüber sagt weder Voss-Tecklenburg selbst noch der DFB bislang etwas. Und es scheint nicht so zu sein, dass die Bundestrainerin bereits in den nächsten Tagen wieder ihren Dienst aufnehmen kann.
Ein vorzeitiges Ende der Beschäftigung der seit 2019 unter Vertrag (bis 2025) stehenden Bundestrainerin scheint möglich. Ihre Vertreterin Carlson selbst hat jüngst indes erklärt, für eine dauerhafte Nachfolge nicht zur Verfügung zu stehen.
Innerhalb dieses Vakuums bewegen sich die ohnehin verunsicherten Spielerinnen derzeit. "Ich würde mir eine Klarheit für alle wünschen. Ob es jetzt für das Trainerteam ist, für die Mannschaft. Weil ich einfach möchte, dass wir, Deutschland, wieder so erstarken, wie es vorher mal war", sagte Carlson. Deutlicher kann man den Wunsch nach eindeutigen Strukturen kaum öffentlich äußern.
Keine klare Position
Entsprechend unruhig gestaltet sich auch das Innenleben des Teams, was sich auf dem Spielfeld ausdrückt. Zudem halten sich seit einiger Zeit hartnäckig Gerüchte, dass es von den Spielerinnen Kritik an der Arbeit von Voss-Tecklenburg geben soll - und nicht mehr alle der Auffassung sind, dass die Bundestrainerin noch an der richtigen Stelle ist. Darauf angesprochen sagte DFB-Angreiferin Alexandra Popp: "Wir hoffen, dass Martina wieder gesund wird. Alles andere entscheidet sowieso der Verband und nicht wir."