
Unsicherheit bei Bayer 04 Leverkusen Das große Warten auf Xabi Alonso
Bleibt er oder geht er? Auf die Entscheidung von Trainer Xabi Alonso warten auch die Spieler von Bayer 04 Leverkusen. Nicht zuletzt davon wird ihre eigene Zukunft abhängen. Eine komplexe Lage.
Sein Kopf war tiefrot, der Schweiß stand ihm noch auf der Stirn. Jonas Hofmann hatte trotz der vorherigen Anstrengungen einen zufriedenen Gesichtsausdruck, schließlich durfte er seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und Fußball spielen - was in den letzten Wochen und Monaten nicht mehr ganz so häufig vorgekommen ist. Der ehemalige Leistungsträger von Bayer 04 Leverkusen ist zu einem Reservisten geworden.
In der laufenden Saison durfte der Offensivspieler gerade einmal 276 Minuten in der Bundesliga mitmachen, stand lediglich in neun Partien (1 Tor, 1 Vorlage) auf dem Rasen. "Ich finde es einfach sehr schwierig, wenn man ein großer Bestandteil war in der Vorsaison bei so einer erfolgreichen und einmaligen Saison und dann so außen vor gelassen wird", sagte Hofmann und wollte sich mit seinen Einschätzungen wohl auch mal ein bisschen Luft verschaffen und seiner Unzufriedenheit freien Lauf lassen.
Hofmann rätselt
Tatsächlich hat sich die sportliche Situation des 32-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr deutlich verändert. In der Vor- und Meistersaison war Hofmann ein wesentlicher Bestandteil des einst so erfrischend aufspielenden Teams, das unter Trainer Xabi Alonso ungeschlagen durch die Saison geflogen war und den größten Erfolg der Vereinsgeschichte mit dem Double-Gewinn aus Meisterschaft und Pokalsieg erspielen konnte. Hofmann stand damals in 32 Bundesliga-Partien auf dem Platz und absolvierte insgesamt 2216 Minuten.
Über den Grund, weshalb sich seine Situation so deutlich verändert habe, rätselt Hofmann indes schon seit längerer Zeit. Von seinem Coach habe er bislang "sehr wenige" Hinweise bekommen, sagte der ehemalige Nationalspieler sichtlich ernüchtert. "Fakt ist natürlich, dass ich noch zwei Jahre Vertrag habe und auch 33 werde im Sommer. Man muss realistisch bleiben. Aber die Situation ist sehr schwierig und ich will Fußball spielen." Einen Wechsel scheint Hofmann nicht auszuschließen.
Auch Andrich unzufrieden
Und auch Hofmanns Kollege Robert Andrich ist derzeit nicht gerade glücklich über seine Möglichkeiten, für die Werkself auf dem Feld zu stehen. Auch seine Rolle hat sich im Gegensatz zur Vorsaison zu seinem Nachteil verändert. Von den aktuell 31 Bundesliga-Spieltagen verpasste er bislang zehn Spiele, zwei davon durch eine Verletzung und eine Gelbsperre. In der gesamten vergangenen Saison waren es lediglich sechs Partien ohne Andrich.
Für Trainer Alonso gibt es aber offenbar keinen weiteren Erklärungsbedarf. Er versuche, zu den Ersatzspielern "ehrlich zu sein, meine Entscheidungen zu erklären", sagte Alonso auf Nachfrage. Der Coach scheint mit sich und seinen Entscheidungen im Reinen zu sein. Die individuellen Wahrnehmungen im Klub scheinen jedenfalls sehr unterschiedlich zu sein.
Alonso lässt Leverkusen zappeln
Aber: Auch Andrich möchte seine Rolle verändern und wieder mehr Verantwortung übernehmen - auch mit Blick auf das Nationalteam, bei dem er bei der WM 2026 eine Säule des Teams sein möchte. Noch habe das Team keine Signale von Seiten der Vereinsführung bekommen, ob Alonso auch in der kommenden Saison Trainer in Leverkusen bleibe. "Ich muss sagen, dass es insgesamt sehr laut ist um die Mannschaft, und das merkt man als Spieler", sagte Andrich: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es uns nicht beeinflusst, weil es offensichtlich ist, dass er entweder bleibt oder geht."
Denn nicht zuletzt auch für den 30-Jährigen persönlich dürfte es wie für Hofmann von großer Bedeutung sein, ob der Spanier auch künftig noch für die Werkself arbeiten wird. Sollte dies der Fall sein, dürfte auch Andrich sehr konkret über Zukunft bei einem anderen Klub nachdenken.
Es hängt also besonders viel an den Entscheidungen des spanischen Fußballlehrers, der den gesamten Klub derzeit zappeln lässt. Ein klares Bekenntnis zur Werkself vermeidet der 43-Jährige. Real Madrid gilt als künftiger Arbeitgeber für Alonso, sollte Carlo Ancelotti bei den Königlichen vorzeitig beurlaubt werden. Nach der jüngsten Final-Niederlage im spanischen Pokal gegen den FC Barcelona ist diese Wahrscheinlichkeit nicht gerade kleiner geworden.
Rolfes plant
"Klarheit hilft immer im Leben. Die gibt es jetzt im Moment noch nicht, aber die wird es geben und dann geht es weiter", betonte Bayer-Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und ergänzte: "Dass Klarheit für alle gut wäre, ist ja keine Frage. Da sind wir uns alle bewusst und Xabi ist sich dessen auch bewusst." Bis spätestens zum Ende der Saison soll eine Entscheidung des Trainers bekannt gegeben werden.
Die Planungen in Leverkusen mit der Variante ohne Alonso laufen bereits intensiv. "Grundsätzlich ist der Job natürlich schon immer, sich in der Theorie auf viele Eventualitäten vorzubereiten", sagte Rolfes noch etwas kryptisch.
Gemeint hat er wohl: Es wird in Leverkusen auch ohne Alonso auf hohem Niveau weitergehen.