Champions League der Frauen Ann-Katrin Berger - der starke Rückhalt bei Chelsea
Die Unruhe beim FC Chelsea im Männerbetrieb ist gerade groß genug, da können die Frauen vielleicht ein bisschen Ablenkung bieten.
Genau dort, wo das von Klubikone Frank Lampard trainierte Star-Ensemble eine Lehrstunde beim Champions-League-Aus gegen Real Madrid am vergangenen Dienstag (18.04.2023) erhielt, spielen nun Chelseas Fußballerinnen im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona (Samstag 13.30 Uhr): an der Stamford Bridge, inzwischen wie selbstverständlich bei Topspielen auch die Bühne der Ladys.
Gegen ein Weltklasseteam wartet viel Arbeit
Die Konstellation gegen das spanische Topteam - in sage und schreibe 60 Ligaspielen siegreich - weckt allerdings beim englischen Meister keine ganz so guten Erinnerungen: 2021 ging das Ensemble von Emma Hayes im Finale von Göteborg mit 0:4 unter. Einen rabenschwarzen Tag hatte damals die zur Halbzeit ausgewechselte Melanie Leupolz erwischt, der ein Eigentor unterlief und die einen Elfmeter verschuldete. Machtlos an der Pleite: Torhüterin Ann-Katrin Berger, die zweite deutsche Nationalspielerin bei den "Blues".
Auf die 32-Jährige wird es nun in den Halbfinalspielen gegen den offensivstarken Gegner besonders ankommen, bei dem Weltfußballerin Alexia Putellas nach langer Verletzungspause ihr Comeback geben könnte. 35 Champions-League-Treffer haben die Barça-Frauen erzielt. Da wird es eine tüchtige Torhüterin auf der Gegenseite brauchen.
Möglich ist ein Finale gegen den VfL Wolfsburg - und Merle Frohms
Sollte Chelsea tatsächlich den Topfavoriten rauswerfen und sich der VfL Wolfsburg im zweiten Halbfinale gegen Arsenal WFC (Sonntag 15.30 Uhr) durchsetzen, dann könnte es im Finale (03.06.2023) in Eindhoven zum Showdown der deutschen Nationaltorhüterinnen kommen. Merle Frohms vom VfL Wolfsburg hatte zuletzt in den Länderspielen gegen die Niederlande (1:0) und Brasilien (1:2) wegen Rückenproblemen den Platz geräumt.
Als Berger beim ersten Test am Karfreitag in Sittard gegen Vizeweltmeister Niederlande zur Pause für die angeschlagene Frohms eingewechselt wurde, verblüffte die frühere Potsdamerin mit einigen tollkühnen Paraden. Beim Voting zur Spielerin des Spiels über die DFB-Homepage erhielt sie auch die meisten Stimmen.
"Es war perfekt für mein Spiel, dass ich so reinkommen konnte", sagte sie danach. "Eine starke Leistung von beiden Torhüterinnen", lobte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die sich auf der Torwartposition mit Blick auf die WM 2023 in Australien und Neuseeland die wenigsten Sorgen machen muss, auch wenn Berger dann gegen Brasilien bei einem Gegentor nicht ganz so gut aussah. Sollte Frohms ausfallen, stünde mit ihr aber ein starker Ersatz parat, der eine besondere Vita mitbringt.
Zwei Krebserkrankungen überstanden
Denn es ist ja zu berücksichtigen, was Berger schon durchgemacht hat: nämlich zwei Behandlungen wegen Schilddrüsenkrebs. 2017 war sie deswegen das erste Mal operiert worden. Ausgerechnet bei der EM in ihrer Wahlheimat England gab es dann erste Hinweise, dass die Krankheit bei der dritten deutschen Torhüterin zurückgekehrt war. Im deutschen Quartier in Brentford wurde das verständlicherweise zunächst noch kommuniziert.
Berger unterzog sich bald einer Radiojodtherapie mit Tabletten und tat kund: "Es ist ein längerer Prozess über mehrere Jahre, in denen natürlich immer etwas passieren, aber es auch verheilen kann." Bereits Ende September stand sie aber bei Chelsea wieder zwischen den Pfosten und stellte erleichtert fest: "Ich habe keine Beschwerden mehr durch die Erkrankung und auch keine Defizite mehr." Als sie dann bei der USA-Reise im vergangenen November das vierte Mal für die DFB-Frauen auflief, hatte sie bei der Nationalhymne Tränen in den Augen.
Im Viertelfinale den Titelverteidiger ausgeschaltet
Wie gut sie in Form ist, war im Champions-League-Viertelfinale zu bestaunen, als sie mit prächtigen Paraden das Elfmeterschießen gegen Titelverteidiger Olympique Lyon entschied. Deutschlands Co-Trainerin Britta Carlson und England-Fan und Torwarttrainer Michael Fuchs waren an der Stamford Bridge dabei, als die deutsche Nationaltorhüterin den Nervenkitzel vom Elfmeterpunkt entschied.
"Meine Mitspielerinnen wissen, dass ich Elfmeterschießen liebe", sagte Berger danach überglücklich. "Ich fühle keinen Druck. Sie müssen ein Tor schießen, nicht ich!" Für ihre Trainerin Emma Hayes ist sie die stärkste Elfmeter-Keeperin, "mit der ich je zusammengearbeitet habe". Es wäre eine Überlegung wert, ob Berger bei der WM zur Option würde, sollte es in der K.o.-Runde zu einer solchen Entscheidungsfindung kommen. Berger wurde kürzlich bei der Wahl zur FIFA-Welttorhüterin Dritte. Knapp hinter Mary Earps vom Europameister England und der für Lyon spielenden Chilenin Christiane Endler.