FIFA WM 2022 Post von der FIFA - "Konzentrieren wir uns auf Fußball"
Zweieinhalb Wochen vor dem Start der WM in Katar hat die FIFA einen Brief an alle teilnehmenden Länder geschrieben. Kritik am Ausrichter ist nicht erwünscht. Eine Überraschung ist das nicht.
Sie seien sich bei der FIFA bewusst, dass der Fußball "nicht in einem luftleeren Raum" schwebe, schreiben Präsident Gianni Infantino und Generalsekretärin Fatma Samoura in ihrem Brief an alle 32 Teilnehmerländer. Dass es auf der Welt viele Probleme und Herausforderungen gebe, auch im Emirat Katar.
Aber, so sehen Infantino und Samoura das offenbar, dies sei nicht die Zeit für "ideologische oder politische Kämpfe". Bei der FIFA appellieren sie deshalb: "Konzentrieren wir uns jetzt auf den Fußball."
An einer Stelle heißt es außerdem, Toleranz und Vielfalt gehörten zur Welt des Fußballs. Bei der WM in Katar seien alle Menschen, unabhängig von "Herkunft, Hintergrund, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Nationalität" willkommen. Das klingt gut, nur wäre es auch neu. Homsexualität ist in Katar strafbar.
Infantino kritisiert Katar selten, dabei gäbe es so viel zu kritisieren
Infantino, 52, ist die Weltmeisterschaft in Katar wichtig, er lobt das Emirat oft. Einmal animierte er die Anwesenden bei einer Veranstaltung zu "Katar-Katar"-Rufen, man wird das nicht vergessen. Kritik am Ausrichterland hört man von Infantino selten, dabei gäbe es so viel zu kritisieren. Die WM in Katar ist schon vor dem ersten Spiel eine WM der Schande.
Katar steht seit der Vergabe des Turniers durch das FIFA-Exekutivkomitee 2010 in der Kritik, es geht um die Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, die Kriminalisierung von Homosexualität, fehlende Frauenrechte und um die von der US-Justiz festgestellte Korruption bei der Vergabe des Turniers 2010.
WM-Ausrichter Katar - Kritik ist unerwünscht
Infantino und die FIFA mögen das mit der WM in Katar immer noch für eine gute Idee halten, nur sehen das längst nicht alle so. Das liegt auch am Auftreten des Emirats Katar in diesen Tagen. Gerade hat Katar die Einrichtung eines Entschädigungsfonds für verletzte oder verstorbene Bauarbeiter abgelehnt und als "Werbe-Gag" verhöhnt.
Und dann war da noch eine Nachricht, deren Tragweite die Fußball-Welt womöglich noch gar nicht verstanden hat. Das Organisationskomitee der WM 2022 hat Fans aus Teilnehmerländern zur Endrunde eingeladen, die Unterkunft wird bezahlt und Taschengeld gibt es auch. Was es nicht geben soll, das ist Kritik.
Es gibt für teilnehmende Fans einen Verhaltenskodex, er liegt der Sportschau vor. Darin heißt es: "Wir bitten Sie nicht, ein Sprachrohr für Katar zu sein. Aber es wäre offensichtlich unangebracht, Katar, das Organisationskomitee oder die WM zu verunglimpfen."
Die FIFA, die WM in Katar und "moralische Lektionen"
Es hat an dieser Aktion Katars einige Kritik gegeben, womöglich zu viel aus Sicht der FIFA. Man kann den Brief des Präsidenten Infantino und der Generalsekretärin Samoura als einen Versuch lesen, der Erzählung über die WM doch noch eine positive Tonalität zu verpassen. Man kann ihn aber auch als eine Medienkritik verstehen.
An einer Stelle schreiben Infantino und Samoura, bei der FIFA seien sie immer bemüht, Meinungen und Überzeugungen zu respektieren. Nur eben ohne "dem Rest der Welt moralische Lektionen zu erteilen."