Marokkos Spieler nach dem Spiel mit einer palästinensische Flagge

FIFA WM 2022 Palästinensische Flagge bei Marokkos Jubel - kein Vorgehen der FIFA

Stand: 07.12.2022 15:51 Uhr

Marokkos Spieler jubelten nach dem Sieg im Achtelfinale mit palästinensischer Flagge - ein politisches Symbol? Die FIFA wird wohl nicht dagegen vorgehen.

Marokkos Spieler zeigten sich bei einem Mannschaftsbild nach dem Sieg gegen Spanien mit der palästinensischen Flagge. Nach Informationen der Sportschau wird die Disziplinarkommission der FIFA zunächst nicht dagegen vorgehen. Dafür müsste sie die Flagge als ein unzulässiges politisches Symbol betrachten. Der palästinensische Fußballverband ist jedoch ordentliches Mitglied der FIFA und der asiatischen Konföderation, die Flagge hängt bei jedem FIFA-Kongress.

Marokkos Spieler feierten bereits beim Spiel gegen Kanada mit der palästinensischen Flagge, was schon dort ohne Folgen blieb. Ein konkrete Anfrage der Sportschau dazu beantwortete die FIFA bislang nicht.

"Flagge nicht grundsätzlich problematisch - aber sie kann es sein"

Alon Meyer ist Präsident des jüdischen Turn- und Sportverbands Makkabi Deutschland. "Das Zeigen der Palästina-Flagge ist grundsätzlich nicht problematisch", sagt Meyer im Gespräch mit der Sportschau. "Die Vergangenheit hat aber gerade im Fußball gezeigt, dass sie online wie offline ein Einfallstor für Antisemitismus und Anfeindungen sein kann. Bei Makkabi erleben wir das immer wieder. Von daher betrachten wir das zumindest mit Sorge."

Grundsätzlich sei das Turnier in Katar problematisch für jüdische und israelische Teilnehmende. So sei koscheres Essen verboten worden. "Auch der Umgang mit israelischen Journalisten ist besorgniserregend", sagte Meyer. Der israelische Fernsehreporter Moav Vardi sprach in einem Interview mit n-tv.de über verbale Gewalt durch Fans aus arabischen Ländern gegen ihn. Im Deutschlandfunk-Podcast Players sagte ein anderer israelischer Journalist: "Ich habe keine Umarmungen oder Einladungen zu Kaffee und Baklava erwartet. Alles, was ich will: Lasst mich meine Arbeit machen."

Zahlreiche palästinensische Symbole bei der WM

Auf den Tribünen bei der WM trugen zahlreiche Zuschauer Armbinden, Flaggen und T-Shirts mit palästinensischen Symbolen. Einige Beobachter sehen darin auch eine Reaktion auf die Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde.

Sicherheitskräfte in Katar duldeten palästinensische Symbole, während viele Fans über Schwierigkeiten berichteten, mit Regenbogenfarben auf der Kleidung in die Stadien zu kommen.

Marokko unterhält diplomatische Beziehungen zu Israel - Katar nicht

Katar brach diplomatische Beziehungen zu Israel wegen des Gazakriegs 2009 ab, es gibt nur inoffizielle Verbindungen.

Zwischen Marokko und Israel bestehen dagegen solche Beziehungen. "Herzlichen Glückwunsch an unsere marokkanischen Freunde zu ihrem großen Sieg", twitterte Israel Verteidigungsminister Benny Gantz.

Israel war der WM-Qualifikation zeitweise nah

Israel war lange nah an seiner ersten WM-Qualifikation seit 1970. Am 5. Spieltag befand sich das Team mit zwei Punkten Vorsprung auf einem Playoff-Platz in seiner Qualifikationsgruppe hinter Dänemark und vor Schottland. Katar, das den Staat Israel nicht anerkennt, stellte 2019 in Aussicht, das Israel im Falle einer Qualifikation "willkommen ist".

In der zweiten Hälfte der Qualifikation fiel Israel aber deutlich zurück und verpasste die WM. Während der Endrunde erlaubte Katar Direktflüge aus Israel vom Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv für Fans.