ATP Finals in Turin Zverev nach Sieg gegen Alcaraz im Halbfinale
Alexander Zverev hat bei den ATP Finals als Gruppensieger das Halbfinale erreicht und seine Titelambitionen mit einem Erfolg gegen Carlos Alcaraz eindrucksvoll untermauert. Nach dem Spiel schimpfte er aber auch über die lange Tennissaison.
Der Weltranglistenzweite aus Hamburg setzte sich gegen den spanischen Topstar am Freitag mit 7:6 (7:5), 6:4 durch und revanchierte sich für die Finalniederlage in Roland Garros Anfang Juni.
"Es war ein unglaublich hohes Level. Bei manchen Punkten dachte ich, er ist Spider-Man", sagte Zverev im On-Court-Interview: "Ich bin sehr glücklich über den Sieg und den Halbfinaleinzug."
Halbfinale gegen "Angstgegner" Fritz
Im Halbfinale am Samstag bekommt es Zverev nun mit seinem "Angstgegner" Taylor Fritz (USA) zu tun, gegen den er in diesem Jahr in Wimbledon und bei den US Open ausgeschieden war. Die vergangenen vier direkten Duelle gingen allesamt an den US-Amerikaner.
Zverev geht nach einer perfekten Gruppenphase mit drei Siegen aber mit großem Selbstvertrauen in die Partie. Er strebt in der italienischen Metropole seinen dritten Triumph beim Jahresabschluss der besten acht Tennisprofis nach 2018 und 2021 an.
Zverev auch gegen Alcaraz in Bestform
Der Hamburger bestätigt in Turin zwei Wochen nach seinem Sieg beim Masters in Paris-Bercy weiter seine herausragende Spätform. Gegen Alcaraz, der gesundheitlich angeschlagen erneut mit pinkem Nasenpflaster spielte, feierte der Olympiasieger von Tokio bereits seinen 69. Sieg in dieser Saison - kein Spieler auf der Tour hat in diesem Jahr mehr vorzuweisen. Es war für Zverev der sechste Sieg im elften Aufeinandertreffen mit dem viermaligen Grand-Slam-Sieger.
Beide Spieler legten einen nervösen Start ins Match hin, Zverev ließ zunächst sieben Breakbälle ungenutzt, ehe er im Tiebreak des ersten Satzes gegen den phasenweise fehlerhaft spielenden Spanier die besseren Nerven bewies. Im zweiten Durchgang gelang ihm sofort das Break, wenig später wehrte er zwei Breakbälle des Spaniers erfolgreich ab - und ließ sich dann nicht mehr aufhalten.
Zverev: Lange Saison "völliger Wahnsinn"
Zverev hat nach dem Spiel auch ein Plädoyer für eine Saisonverkürzung im Profitennis gehalten. "Was wir hier gerade machen mit der Tour, ist völliger Wahnsinn", sagte der Hamburger, angesprochen auf die nur kurze Saisonpause von Mitte November bis Ende Dezember. Er habe in diesem Jahr "keine drei Tage am Stück zu Hause verbracht", so Zverev.
Nicht einmal Weihnachten und Silvester habe er Zeit im eigenen Heim, so Zverev. "Ich fliege in diesem Jahr am 19. Dezember nach Australien. Am 19. Dezember. Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Wir haben keinen einzigen Feiertag frei mit der Familie. Keinen", sagte Zverev: "Das ist die einzige Sportart der Welt. Selbst die Fußball-Bundesliga hat Ferien für Weihnachten und Neujahr." Zverev spielt zum Saisonstart ab dem 27. Dezember beim United Cup in "Down Under".
Ruud im Halbfinale, Alcaraz ausgeschieden
Neben Zverev zog auch der norwegische Tennisspieler Casper Ruud ins Halbfinale ein. Der 25-Jährige triumphierte gegen den Russen Andrej Rublew mit 6:4, 5:7, 6:2 und besiegelte damit gleichzeitig das Aus von Alcaraz.
Ruud holte einen Sieg mehr als der Spanier und sicherte sich den zweiten Platz in Gruppe B. Rublew verlor all seine Spiele.
Krawietz/Pütz mit erster Niederlage in Turin
Das deutsche Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz hatte zuvor im sportlich bedeutungslosen abschließenden Gruppenspiel bei den ATP Finals die erste Niederlage hinnehmen müssen. Die US-Open-Finalisten verloren eine spannende und umkämpfte Partie gegen die zuvor sieglosen Rohan Bopanna/Matthew Ebden (Indien/Australien) mit 5:7, 7:6 (8:6), 7:10.
Krawietz/Pütz waren bereits vorzeitig als Gruppensieger und erstes deutsches Doppel in der 55-jährigen Turniergeschichte ins Halbfinale eingezogen. Am Samstag kämpft das Duo nun in einer Neuauflage des US-Open-Endspiels gegen das australische Duo Max Purcell und Jordan Thompson um den Finaleinzug. Im September hatten Krawietz/Pütz in New York 4:6, 6:7 (4:7) verloren und den Grand-Slam-Titel verpasst.