WM-Finale in Katar Warum Frankreich siebenmal auswechseln durfte
Sieben Spieler wechselte Frankreich im Laufe des Endspiels der WM gegen Argentinien aus - Hintergrund sind zwei besondere Regeln.
Nach den regulären 90 Minuten und den 30 Minuten Verlängerung hatte Frankreich sieben Wechsel auf der Liste stehen. Fünf Wechsel in drei Unterbrechungen sind eigentlich pro Team erlaubt. Doch Frankreich konnte zwei weitere Wechsel vornehmen.
Die Gründe:
- Verlängerung: In der Verlängerung durfte bei der WM ein zusätzlicher Wechsel vorgenommen werden. Das ist in vielen, aber nicht in jedem Wettbewerb möglich.
- Kopfverletzung: Die FIFA nimmt an einem Testverfahren der Regelhüter des IFAB teil. Demnach bekommt eine Mannschaft, in der ein Spieler eine vermutete Gehirnerschütterung hat, eine zusätzliche Auswechslung. Das soll Druck von den Teams nehmen, einen Spieler möglicherweise mit Kopfverletzung weiterspielen zu lassen. Bei Adrien Rabiot lag ein Verdacht auf eine Kopfverletzung vor, er durfte zusätzlich ausgewechselt werden.
Bei Kopfverletzungen ist Vorsicht gefordert
Weiterspielen trotz einer möglichen Gehirnerschütterung ist ein Szenario, das im Fußball häufig kritisiert wird. Denn mit einer Gehirnerschütterung weiterzuspielen, kann im schlimmsten Fall Lebensgefahr bedeuten - nämlich dann, wenn es danach zu einem zweiten Schlag gegen den Kopf kommt.
Deshalb hat das IFAB in einem Test erlaubt, einen zusätzlichen, dauerhaften Wechsel vorzunehmen.
Spielergewerkschaften wollen lieber temporäre Wechsel
Spielergewerkschaften hatten in den vergangenen Monaten allerdings vorübergehende Wechsel gefordert, bei der die Spieler auf den Platz zurückkehren können.
Die Idee: Es gibt eine Vertretung auf dem Platz, während der möglicherweise verletzte Spieler untersucht wird. So könnte das Spiel fortgesetzt werden, während sich der zeitliche Druck auf medizinisches Personal und Spieler verringert.
IFAB befürwortet dauerhafte Wechsel
Die Regelhüter vom IFAB beschäftigen sich vor allem seit 2020 mit dem Thema - und haben eine andere Auffassung als die Gewerkschaften. "Grundsätzlich vertreten wir den Standpunkt, dass zusätzliche dauerhafte Auswechslungen der richtige Weg sind", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud im Gespräch mit der Sportschau.
Der Grund: Bei Gehirnerschütterungen können manche Symptome erst später auftreten - nach 30 Minuten oder auch nach 72 Stunden. Die Gefahr könnte sein, dass ein zurückgewechselter Spieler mit nicht erkannter Gehirnerschütterung weiterspielt.
FIFA: "Der Teamarzt hat das letzte Wort"
Die Frage bleibt: Können die Regeln das Problem überhaupt lösen? Auch kulturell muss sich im Fußball noch durchsetzen, dass eine Auswechslung die Heldentat ist, nicht das Weiterspielen. In der Verantwortung stehen dabei laut Reglement die Teamärzte.
Die WM-Regeln der FIFA schreiben eine bestimmte Form der Untersuchung vor, wenn ein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung vorliegt. Die Unparteiischen dürfen für drei Minuten unterbrechen und dürfen den Spieler "nur mit der Erlaubnis des Teamarztes weiterspielen lassen". Der Teamarzt habe aufgrund der Untersuchung das letzte Wort, schreibt die FIFA. "Er kann einem Spieler bei einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung die Rückkehr ausdrücklich untersagen."